Hands-On Preview: Metal Gear Rising – Revengeance 0

Hands-On Preview: Metal Gear Rising – Revengeance 0

Als wir letztens von Konami zum Anspielen von »Metal Gear Rising – Revengeance« eingeladen worden sind, musste ich dort, durch einen kleinen Unfall bedingt, auf Krücken erscheinen… Die ich dann aber schnellstmöglich durch das scheinbar wirksamste Daikatana der Welt eingetauscht habe, als ich an die viereinhalb Stunden mit dem neuen Konsolenschnetzler verbracht habe.

Von Mavericks und Desperados

mgr_120920_battle_normal_1Bis auf die Spielwelt und die namensgebenden Riesenmaschinen hat der neuste Spross der »Metal Gear«-Reihe zwar nicht mehr wirklich was mit der Saga um Solid Snake zu tun, aber das muss ja nicht zwangsläufig etwas schlechtes sein. Ist ja auch als Spin-Off gedacht und nicht als Fortsetzung von »Metal Gear Solid«. Statt des ergrauten Schleichveteranen mit Bandana, (zuletzt) glorreichem Schnauzbart und zweideutigem Namen, steht jetzt Raiden im Mittelpunkt, den Fans noch durch ein paar Gastauftritte in früheren Titeln kennen dürften. Raiden lässt sich in der aktuellen Fassung am besten als metrosexueller, vollvercyberter Superninja in Highheelstiefeln beschreiben.

Am Anfang der Handlung verdingt er sich im Auftrag der Firma Maverick Enterprises als hochkarätiger Personenschützer für den Premierminister eines gebeutelten afrikanischen Landes, der die katastrophalen Zustände in seiner Heimat aus dem Weg räumen will. Leider finden diese hehren Bemühungen allerdings ein abruptes Ende, als der Transportkonvoy des Ministers von der zwielichtigen Konkurrenzfirma Desperado Enterprises angegriffen wird. Die bringen nicht nur jede Menge eigene Cyborgsoldaten, sondern auch Mechs, riesige Metal Gears und ein Quartett aus bösartigen Supercyborgs mit an den Tisch. Zwei Mitglieder dieses vierköpfigen Kompetenzteams professioneller Arschlöcher, ein Monstertruck auf zwei Beinen namens Sundowner und ein Samurai mit KISS-Haarpracht namens Samuel Rodriguez, kidnappen den Politiker, exekutieren ihn, geben Raiden gar heftigst auf die Nase und lassen ihn halbtot und verstümmelt zurück. Das Team von Maverick sammelt die Reste wieder auf, verpasst ihm einen neuen Körper und Raiden macht sich auf die Socken, um Desperado Enterprises mit seinem Schwert und neuen Cybertricks in Stücke zu reißen.

Metal Gear May Cry

mgr_120920_sundowner_cut_2Und wie Raiden Leute in Stücke reißt!! Zwar gibt das Spiel einem die Möglichkeit einer rudimentären Schleichmechanik (die altbekannte Pappkiste inklusive), mit Hilfe derer man Feinde aus dem Hinterhalt mit einem Schlag erledigen kann, aber mal ehrlich… Wer will das denn schon, wenn die Schwertduelle um so vieles cooler sind?! Die Schleichangriffe sind zwar eine schöne Dreingabe, weil man Situationen somit auf mehrere Arten klären kann, aber der unumstrittene Star ist das Kampfsystem, das in etwa an Dante aus »Devil May Cry« erinnert. Es ist gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden wunderbar schnell, knackig und erfordert blitzartige Reflexe um auch nur ansatzweise eine Schnitte zu haben. Dabei schert es sich in der Inszenierung einen Dreck um Realismus und wird so zu einem konstanten, knalligen Adrenalinrausch mit fordernden Kombos, Gegenschlägen, Finten und Finishing Moves. Innenstädte werden in einem einzigen Schlagabtausch in Trümmer gelegt (viele Elemente der Levels sind zerstörbar) und haushohe Gegner nur mit dem Schwert in Scheibchen geschnitten. Besonders witzig ist der Schwertmodus: Die Zeit verlangsamt sich auf Tastendruck stark, zoomt an Raiden heran und man tranchiert den Feind feinsäuberlich manuell, trennt hier mal einen Arm oder ein Bein ab, zieht ihm dort mal das Schwert der Länge nach durch den Körper und halbiert ihn. Das ist auch wichtig, denn Raiden ist darauf angewiesen, Gegnern auf diese Weise deren Naniten und Elektrolyte zu entreißen, um sich selbst zu heilen und seinen Energievorrat für den mächtigen Schwertmodus wieder aufzufüllen. Man ergänze das alles noch mit einem Arsenal aus Sekundärwaffen wie Granaten und Raketenwerfern und das Vergnügen ist komplett. Von den Kontaktpersonen bei Maverick können außerdem dann auch noch Upgrades, neue Kombos, Sekundärwaffen und Outfits erworben werden.

Flickwerk

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Dass »Metal Gear Rising – Revengeance« sehr actionorientiert wird, heißt nicht, dass man das Hirn ausschalten sollte, denn die Handlung wird ein echter Agententhriller im Cyberpunkszenario, wie man es von der bekannten Spielwelt gewohnt ist. Aus der Reihe gewohnt ist auch die Erzählweise, in der das Spielgeschehen immer wieder durch Cutscenes unterbrochen wird und das teilweise sogar lächerlich oft. Es mag ein subjektiver Eindruck sein, aber ich habe das Gefühl, dass hier im Vergleich zu »Metal Gear Solid 4« noch einer draufgesetzt wurde. Gerade der Einstieg in den Titel läuft in etwa so ab: 6 Minuten Intro, Kampf, Kampf, Cutscene, Bosskampf, Cutscene, 4 Minuten normales Gameplay, Cutscene, Bosskampf, Cutscene, 3 Minuten normales Gameplay, Cutscene, Kampf, 4 Minuten Cutscene. Die Handlung ist zwar cool, die Cutscenes nett gemacht, aber doch verhindert dieses Muster, dass beim Spielen ein richtiger Flow aufkommt, zumal viele Gespräche auch beim Zocken im Hintergrund ablaufen könnten. Stehenbleiben, damit man nichts verpasst, könnte man ja von sich aus immer noch. So aber schaue ich mir in frühen Levels fast alle fünf Minuten eine Sequenz an, in der Raiden per Funk mit seinem Team redet und werde quasi aus dem Spiel entrissen. Wohlgemerkt: Kritikpunkt ist hier, dass das Spielgeschehen ständig unterbrochen wird, NICHT die Handlung oder die Cutscenes an sich. Auch den Levels hätte gerade am Anfang des Spiels etwas mehr Freiheit gut getan. So fühlt sich alles etwas schlauchig an, sodass man gepaart mit den vielen Zwischensequenzen, das Gefühl bekommt, eher einen interaktiven Film wie auf Schienen zu spielen, anstatt tatsächlich selbst zu zocken. Allerdings gibt sich das nach den ersten zwei Spielstunden bedingt auch wieder, wenn einem alle Charaktere und Zusammenhänge vorgestellt worden sind und man als Spieler quasi in die Welt entlassen wird. Dann öffnen sich die Levels etwas mehr und man hat nicht das Gefühl ständig am Händchen genommen zu werden.

Trotz der Schwächen im Pacing und der Erzeugung von Spielfluss hat mir »Metal Gear Rising – Revengeance« sehr gut gefallen, ABER es kommt auch drauf an, was man im Titel sucht. Wer, wie ich auch, Spiele wie »Devil May Cry«, »God of War«, »Castlevania – Lords of Shadow« und Konsorten gern mag, der wird auch mit Konamis weißhaarigem Highheel-Ninja und dem leistungsfähigsten Schwert der Welt jede Menge Spaß haben. Fans von Solid Snake, die ausschließlich auf Stealthgameplay und Agentenaction hoffen, oder Spielern, die vielleicht auch nur nach einem realistischen Spielerlebnis suchen und nichts mit stark überzeichneten Charakteren und in Pathos getränkten Momenten anfangen können, sei vielleicht angeraten, sich etwas weiter umzuschauen. Alle anderen Besitzer einer Xbox360 oder PS3, die mal wieder Bock auf ein richtig gutes Actionadventure haben, sollten aber schonmal bis Februar 2013 die Reaktionsgeschwindigkeiten in ihren Fingern trainieren. Dann erscheint das Teil nämlich.

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Job: Anglistik-Student, Werbär, God of Thunder (and Rock’n'Roll) Auf ZwO Experte für: RPGs, Action-Adventures, Strategie, Schleichspiele, Steampunk, Sci-Fi, Horror und pseudo-sinnige Essays Hier holt sich Jan Gaming-News: The Escapist, Destructoid, Gamesindustry.biz, Rock Paper Shotgun Mail: jh [at] zockworkorange [dot] com Twitter: JanHomrighausen XBLA: - PSN: - Steam: thatguy23469 Erstes Game: Sonic The Hedgehog Liebste Games: The Witcher 1 & 2, Mass Effect 1-3, Batman Arkham City, Amnesia, Guild Wars 2, Elder-Scrolls-Reihe, Heroes of Might & Magic 5, Medieval 2, Planescape: Torment, Thief 1-3 Liebste Persönlichkeit der Branche: Tim Schafer. Jemanden, der der Welt so viele geile, liebenswert-merkwürdige Spiele geschenkt hat, muss man einfach gern haben! Liebste Game-Figur: Jim Raynor, Geralt von Riva

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