»Ceterum censeo Deponiam esse delendam « – So oder so ähnlich muss der Ältestenrat der über Deponia fliegenden Stadt Elysium geklungen haben, als er beschloss, es sei an der Zeit, sich vom Schrottplaneten unter sich zu lösen und nach Utopia aufzubrechen. Das könnte den Bewohnern des unbewohnt geglaubten Planeten egal sein, wäre da nicht die Kleinigkeit mit der Sprengung, die für den nötigen Antrieb Elysiums sorgen soll. Als der egozentrische Taugenichts Rufus bei einem seiner Versuche, das gelobte Elysium zu erreichen, die Elysianerin Goal trifft und von der bevorstehenden Sprengung seines Heimatplaneten erfährt, nimmt das Unglück seinen Lauf. Denn was Rufus auch anfasst, irgendwas geht dabei immer kaputt, explodiert oder hat im Anschluss einen Gehirnschaden. Doch eines muss man ihm bei allem Ärger zugute halten: ohne ihn wüsste niemand von dem bevorstehenden Untergang Deponias. Zusammen macht sich eine kleine Truppe auf, dem Organon – den Handlangern Elysiums – das Handwerk zu legen und das Ende des Planeten abzuwenden. Das dabei einiges schief geht, sollte offensichtlich sein und so steht in »Goodbye Deponia« das Ende kurz bevor und gerade Rufus scheint die letzte Hoffnung für den Planeten zu sein. Es sieht nicht gut aus für Deponia.
»Goodbye Deponia« – der Abschluss der Trilogie – beginnt mit einem kleinen Missgeschick Rufus’, das ihm und seinen Mitstreitern einen herben Rückschlag verpasst. Doch Rufus wäre nicht Rufus, würde er sich von so etwas abhalten lassen. Ganz im Gegenteil, Rückschläge sind die beste Motivation für ihn, einen seiner wahnwitzigen Pläne auszuhecken. Und was denkt so ein Rufus, wenn man ihm sagt, er könne alleine niemals die Welt retten? Oh, guck mal, eine Klon-Maschine, man könnte doch… ja, genau. Letztes Mal gab es eine Goal mit drei Persönlichkeiten, dieses Mal gibt es drei Rufi. Einer kümmert sich darum, dass Baby Goal wieder erwachsen wird (fragt nicht!), einer hält den Organon-Kreuzer auf und der Dritte kümmert sich in Porta Fisco um den Widerstand. Direkt treffen können sich die Drei nicht – einer ist in der Kanalisation, einer in der „Oberwelt“ und einer über den Wolken – aber sobald sie sich ein Mal gesehen haben, können sie über das Menü Items austauschen. So entstehen einige interessante Rätsel-Möglichkeiten, wenn die drei größten Egozentriker des Planeten zusammenarbeiten müssen. Verkleidungs-Situationen mit Rufus’ „bösem“ Zwilling Cletus gibt es natürlich auch wieder und überhaupt gibt es einiges an Durcheinander, bis es zum großen Finale kommt. Der Weg dorthin ist gespickt mit Rätseln, witzigen Dialogen, Minigames (die können – Schrott sei Dank – wieder übersprungen werden), Songeinlagen, schön gezeichneten Cutscenes und viel Situationskomik. Die kann unter Umständen etwas grenzwertig sein. Neben harmlosem Toilettenhumor gibt es auch Spanner, die andere beim Duschen beobachten, einen Strick-Laden als günstige Alternative zum Therapeuten gegenüber oder den abgedunkelten „Streichelzoo“ eines Pädophilen, bei dem Rufus sich einen Abdruck des einzigen Tieres besorgt („Hey! Sie erwürgen es ja!“). Kleinkinder werden sich selbst überlassen, mit Medikamenten gefüttert oder im “Streichelzoo” abgegeben und die einzige farbige Frau (überhaupt die einzige farbige Person) wird in die “Sklaverei” verkauft und muss fortan als “Äffchen” mit den kaum bedeckten Brüsten wackeln. Die Altersbeschränkung sollte also mit Vorsicht genossen werden. (Amazon nennt USK 12, auf meiner Hülle steht USK 6)
»Goodbye Deponia« hat es nicht leicht, ist es doch der letzte Teil einer Trilogie und als solcher schon von vornherein dazu bestimmt, weniger gut anzukommen. Zu gut waren die Teile davor, zu groß die Steigerung von Teil 1 zu Teil 2. Poki (der Kopf hinter Spielen wie »Edna bricht aus« und der »Deponia«-Reihe) sagte selbst, Teil 3 hätte relativ kurz werden müssen, da schon fast alles erzählt wurde, und so wundert es kaum, dass »Goodbye Deponia« etwas in die Länge gezogen wirkt, da hier die übrige Story gestreckt wurde. Die Rätsel hatten sich von Teil 1 zu Teil 2 extrem verbessert, in Teil 3 fühlt es sich wie ein kleiner Rückschritt an. Teilweise scheinen sie weniger logisch, um zu viele Ecken gedacht und das eine oder andere Mal stand ich auch komplett ahnungslos da, was denn jetzt überhaupt das zu lösende Rätsel sei. Dann gibt es viele Kleinigkeiten, die nicht zu 100% passen. Aufgaben können gelöst werden, bevor man die entsprechende Szene dazu gesehen hat und ein Gespräch fand in der falschen Reihenfolge statt. Aber das sind Details. Mit Plattitüden um sich werfende Games-Journalisten fügen hier ein „aber das ist Meckern auf hohem Niveau“ ein. Genau wie “Rückkehr der Jedi-Ritter” trotz Ewoks immer noch ein großartiger Film ist, ist auch »Goodbye Deponia« alles andere als ein schlechtes Spiel. Hier gibt es zwar ein paar Unstimmigkeiten, aber dafür auch jede Menge coole Sprüche, genial geschriebene Songs aus der Feder Pokis, toll gezeichnete Landschaften und einen großartigen Soundtrack, passend zu den jeweiligen Szenen. Ach und wer drauf steht: die Sprechrolle Gronkhs wurde ein ganzes Stück erweitert und der fantastische Smudo ist als rappender Cowboy Dodo ebenfalls mit an Bord. (Leider nicht mit auf der Soundtrack-CD, die dem Spiel, nebst einem Poster, beiliegt.)
»Goodbye Deponia« kann nicht ganz mit dem Vorgänger mithalten, aber das macht es nicht zu einem schlechten Spiel. Die Trilogie gehört zum Besten, was in den letzten Jahren auf dem Point-and-Click-Markt erschienen ist. Der zweite Teil ist der Höhepunkt der Trilogie, auslassen sollte man Teil 3 aber auf gar keinen Fall. Außerdem will man ja wissen, wie es mit Rufus und Deponia ausgeht, ob der Planet gerettet werden kann und ob der “Held” das Mädchen bekommt. Schade, dass die wilde Reise vorbei ist, man darf gespannt sein, was Poki und die Jungs und Mädels von Daedalic als nächstes ausbrüten. Hauptsache, es wird wieder mindestens so abgedreht wie die letzten Abenteuer.
Im Großen und Ganzen kann ich dir nur zustimmen. EIn fantastisches Spiel, wenn auch nicht der beste Teil der Reihe. Zudem fiel mir die Szene mit der einzigen dunkelhäutigen Frau, die promt verkauft wurde, ebenfalls auf. Bin mir nicht sicher, inwieweit das beabsichtigt war. Im Gegensatz zu dir fand ich die Musik dieses Mal aber nicht so gut. Und ich hätte da die ein oder andere Frage, auf die ich gerne Antworten gehabt hätte. Trotzdem werde ich die vielen Charaktere und Deponia vermissen.