Wie immer bietet die gamescom viele Gelegenheiten, auch einmal kleineren Studios, die normalerweise nicht so im Rampenlicht stehen, einen Besuch abzustatten. Am Dienstag war ich deshalb bei Donkey Crew zu Gast, einem kleinen polnischen Entwicklerstudio mit Sitz in Warschau. Hier haben sich einige Modder aus der Mount & Blade Community zusammengefunden, um ihr eigenes Indie Game zu entwickeln. Und das ist ihnen mit »Last Oasis« gut gelungen.
Durch die Wüste
»Last Oasis« ist ein Survival-MMO das etwas an »Ark: Survival Evolved« erinnert. In der Welt von »Last Oasis« gibt es keine Erdrotation mehr. Das bedeutet, dass es an einem Ort immer ein halbes Jahr Nacht und ein halbes Jahr Tag ist. Leben ist nur noch in der Dämmerungszone möglich und genau da setzt uns das Game inmitten einer wüstenartigen Landschaft mit gefährlichen Monstern und feindlichen Clans ab.
Hier gilt es zunächst, möglichst zusammen mit Freunden, Rohstoffe abzubauen. Damit lassen sich dann allerlei Gegenstände oder Gefährte herstellen. Das wichtigste Fortbewegungsmittel ist dabei ein sogenannter Walker, mit dem es sich in der Dämmerungszone bequem von Oase zu Oase zu reisen lässt. Und weil Räder in der Wüste relativ unpraktisch sind, staksen die Walker auf Beinen durch den heißen Sand. Acht verschiedene Modelle stellt uns »Last Oasis« hier zur Verfügung und in Zukunft sollen es noch mehr werden. Jeder Walker kann zum Kämpfen, Transportieren oder Ernten ausgebaut werden oder er dient einfach nur als mobile Behausung.
Unsere riesige offene Spielwelt besteht aus vielen miteinander verbundenen Oasen. Die Anzahl passt sich dabei automatisch an die Anzahl der aktiven Spieler an. Jede Oase soll dabei über 100 Quadratkilometer groß sein. Es bleibt uns überlassen, die Ressourcen jeder Oase zu plündern, uns hier für eine Weile niederzulassen oder einfach nur durchzuziehen. Aber letztendlich führt uns unsere Reise immer weiter nach Osten, um der sengenden Sonne zu entkommen. Zwischen den Oasen liegt das Niemandsland. Vorausgesetzt wir haben genug Wasser dabei, können wir das Niemandsland durchqueren, um zur nächsten Oase zu reisen oder wir nutzen die hier vorherrschende Leere um uns zu verstecken.
Kämpfen, Ernten oder Handeln
Viel Augenmerk wurde auf die Kämpfe gelegt. Hier können wir aus einer breiten Auswahl von Waffen wählen, wie z.B. einhändige oder zweihändige Schwerter, Streitkolben oder Äxte. Im direkten Zweikampf stehen uns allerdings keine Fernwaffen zur Verfügung. Das soll unsere Beziehung zum Feind intensivieren, wie mir erklärt wird. Trotzdem lassen sich unsere Walker durchaus mit Fernwaffen ausrüsten. Katapulte, Schrotflinten oder Harpunen sind hier nur Beispiele und ich werde auch gleich Zeuge, wie Harpunen gegen einen riesigen Sandwurm eingesetzt werden. Der Kampf hat dabei etwas von einem Walfang auf hoher See. Der Sandwurm weiß sich aber effektiv zu wehren und schon bald ist unser Walker im wahrsten Sinne des Wortes Kleinholz. Hier zeigt sich, dass es durchaus Sinn macht, das Spiel nicht alleine anzugehen, sondern sich lieber zu einer größeren Gruppe zusammenzuschießen.
Aber das Jagen, Ernten und Kämpfen ist nicht alles in dieser gefährlichen Welt. Nach und nach hat sich ein großes Handelsnetz in den Oasen entwickelt. Hier können wir Waren verkaufen und kaufen oder wir arbeiten selbst als Händler und überlassen den Überlebenskampf anderen. Da ca. 100 verschiedene Ressourcen bzw. Handelsmaterialien zur Verfügung stehen, scheint dies eine spannende Aufgabe zu sein. Den Preis bestimmt dabei die Nachfrage bzw. die Knappheit eines bestimmten Materials. Hier kann es dann auch zu überraschenden Wendungen kommen, wie mir berichtet wird.
Legendär sind z.B. die sogenannten Bone Wars, deren Auslöser plötzlich knapp werdende Knochen waren. Sogar befreundete Clans bekämpften sich dabei bis auf’s Blut. Solche Kriege können dann Wochen oder Monate dauern und darin liegt auch ein Teil der Faszination dieses Spiels, denn niemand kann genau sagen, wie sich die Situation in den nächsten Tagen oder Wochen entwickelt.
Alleine, in der Gruppe oder als ganzer Clan
»Last Oasis« soll für Einzelspieler als auch für Clan-Liebhaber gleichermaßen etwas zu bieten haben. Dabei werden Einzelspieler und kleine Gruppen von Spielern als das Rückgrat von »Last Oasis« betrachtet. Durch Handel, Jagd und Ernte kann jeder eine bessere Ausrüstung erwerben oder Waren mit Gewinn verkaufen. Für diejenigen, die einen risikoreicheren Lebensstil bevorzugen, kann Piraterie ebenfalls eine Option sein.
Wer sich allerdings zum regen Clanleben und strategischer Kriegsführung hingezogen fühlt, kann versuchen, eine politische und wirtschaftliche Macht aufzubauen. Jede Oase ist in Regionen aufgeteilt, die es zu beherrschen gilt. Als Belohnung locken lokale Ressourcen, die von wandernden Nomaden gesammelt werden. Natürlich werden feindliche Clans versuchen, uns die das Leben schwer zu machen, wodurch es sinnvoll ist Allianzen zu schließen.
Auch optisch macht »Last Oasis« einen guten Eindruck. Zwar ist nicht alles bis ins letzte Detail ausgestaltet, trotzdem ist spürbar, wie viel Liebe in die Ausarbeitung gesteckt wurde. Die verschiedenen Landschaften, die diversen Geräte oder auch die riesigen Monster wissen einen durchaus zu überzeugen. Auch der Soundtrack ist meiner Meinung nach gut auf die karge und lebensfeindliche Umgebung abgestimmt. Als ich meine Assoziation mit Steampunk erwähne, werde ich energisch korrigiert. Hier haben wir es mit Woodpunk zu tun!
»Last Oasis« bietet ein interessantes Spielkonzept, das sowohl Einzelspieler als auch Clanliebhaber anspricht. Hier findet jeder seine Nische, in der er glücklich ist. Da sich bereits über 1.500 Spieler in der Oben Beta tummeln, besteht auch nicht die Gefahr, ganz alleine in der Wüste zu stehen, wenn man jetzt einsteigt. Die Open Beta besteht bereits seit Frühjahr 2019 und ein Early Access auf Steam ist für den 3. September 2019 geplant, wobei sich dieser Termin eventuell noch verschieben wird.