»The Witcher 3: Wild Hunt« wurde zu einem meiner absoluten Lieblingsgames des letzten Jahres – bestimmt 300 Stunden habe ich in Temerien verbracht. Nicht wenige davon Gwint spielend. Gwint ist ein Kartenspiel, das CD Project Red extra für das Hexer-Abenteuer entworfen hat. Es stellte eine erfrischende Abwechslung zu der normalen Geschichte dar, welche sich allzu oft mit den traurigen Schicksalen von Kriegsopfern befasste. Als ich hörte, dass es Gwint unter dem englischen Titel »Gwent« als eigenständiges Spiel geben würde, war ich zuerst skeptisch. Letzte Woche auf der gamescom hatte ich die Möglichkeit, »Gwent« anzuspielen und mir ein eigenes Bild zu machen. Und ich bin mehr als positiv überrascht worden.
Die Wartezeit am Gwent-Stand war unfassbar kurz (und das an einem Sonntag) und damit niemand verdurstet, hat ein Rittersporn-Cosplayer Wasserflaschen an die Wartenden verteilt. Nette Geste. Die verschiedenen Cosplayer des Standes versammelten sich regelmäßig für kleine Fotosessions oder unterhielten sich mit den wartenden Spielern. Ab und zu spielten sie auch eine Runde »Gwent« mit den Besuchern.
Zum Spiel Gwint
Das Spielprinzip ist wie folgt: Als allererstes wählt man seine Fraktion, mit einer auswählbaren Anführerkarte, deren Sonderfähigkeit einmal im Spiel einsetzbar ist. Es stehen die Fraktionen Monster, Nördlichen Königreiche, Kaiserliches Nilfgaard, Scoia’tael oder Skellige (erst erhältlich im DLC „Blood and Wine“) zur Verfügung. »Gwent« beschränkt sich momentan jedoch auf bislang nur vier Fraktionen (Kaiserliches Nilfgaard fehlt).
Jeder Spieler hat drei Kampfbereiche: Nahkämpfer, Fernkämpfer und Belagerungsmaschinen. Es gilt, mehr Punkte zu erzielen, als der Gegner – wer zwei von drei Runden gewinnt ist der Sieger. Jedes Deck hat seine Stärken und Schwächen, die strategisch eingesetzt werden müssen, um den Sieg zu erlangen. Während beispielsweise die Monster-Fraktion auf eine Masse an Nahkämpfern setzt, konzentriert sich die Elfenfraktion Scoia’tael eher auf Heiler und Fernkämpfer.
Die Wetterkarten Klirrende Kälte (Frost =Nahkämpfer), Extrem dichter Nebel (Nebel = Fernkämpfer) und strömender Regen (Regen = Belagerungsmaschinen) verändern das Wetter auf beiden Seiten in der jeweiligen Kämpferfraktion und setzt den Angriff der Karten auf 1, wodurch öfter als einem lieb ist ein vermeintlich sicherer Sieg schlussendlich doch in einer Niederlage enden kann.
In »The Witcher 3: Wild Hunt« selber gab es Quests die sich um Gwint drehten, meistens ging es um die Beschaffung neuer Karten. Sogar ein Turnier wurde im späteren Spieleverlauf abgehalten und im DLC “Blood and Wine” noch ein weiteres und es gab neue Karten und neue Quests.
Die neuen Features
Am Spielsystem selber hat sich nichts verändert, auch die Aufmachung blieb beim Alten, sodass sich eingefleischte Spieler schnell und ohne Probleme orientieren können. Als alt eingesessener Spieler praktisch, wenn man sich mit den neuen Karten schnell vertraut machen will, von denen es eine Menge gibt. Neu ist allerdings der Einzel- und Mehrspielermodus. Sollte es einen zu einem heroischen einsamer-Wolf-Abenteuer ziehen scheint dies das richtige zu sein. Es wird wohl eine interaktive Karte geben, die man als Geralt belaufen können wird. Dort wird es zusätzlich noch eine weiterführende Geschichte geben, während der Mehrspielermodus ein ganz simples PvP-Format haben wird.
Das Positive
Gut ist auf jeden Fall, dass gerade der Aufbau des Brettes dem des Originals nahezu gleicht. Das neue Design aller Karten und des Brettes ist mehr als ansprechend und der personalisierte Spruch jeder einzelner Karte ist ein angenehmer Zusatz für das Spiel. Die neuen Karten und vor allem die neuen Fähigkeiten bieten einem einen neuen, unfassbar großen Spielraum was Spielzüge angeht.
Ein paar Beispiele gefällig? Nehmen wir einmal Geralt als Karte. Nicht nur, dass es immer noch eine Heldenkarte ist (und damit immun gegen Effekte), zusätzlich hat er einen weiteren Effekt erhalten, die Glyphe Igni. Neben den Wetterkarten können Monster oder Helden nun Glyphen bei sich tragen und damit verschiedenes Wetter hervorrufen oder eben beseitigen. Sollte “Frost” deine Nahkampfeinheiten ausgeschaltet haben, ist es ziemlich praktisch Geralt zu spielen, da die Feuerglyphe Igni den Frost vom Spielfeld entfernen kann.
Genial wenn man gegen das Monster-Deck spielt, welches die Wilde Jagd als Nahkämpfer einsetzt. Einer der Anführer der Wilden Jagd trägt nämlich die Frostglyphe und verdoppelt so die Werte aller Wilde-Jagd-Angreifer. Neben den Neblingen im Deck deren Angriff sich bei Nebel verdoppelt und/oder weitere Neblinge aus dem Deck und der Hand aufs Spielfeld ruft (als Fernkämpfer) bleibt einem als Gegenmaßnahme leider nicht mehr viel bei der dieser Masse an Monstern.
Somit entpuppt sich Geralt einer der besten Karten des gesamten Spiels. Wenn man dann noch Plötze im Deck hat lässt es sich ja kaum noch verlieren. Sobald eine Heldenkarte gespielt wird, wird Plötze einfach mit auf das Spielfeld gepackt, egal ob auf der Hand, im Deck oder auf dem Friedhof. Zu aller Zeit an unserer Seite, wie wir es gewohnt sind.
Das Negative
Das Spiel wirkt sehr wahllos was die Stärke der Kartendecks angeht und Siege scheinen eher zufällig zu passieren. Gerade bei der unfassbaren Masse an Monstern im Monsterdeck. Aber es werden weiterhin neue Karten hinzugefügt und geändert. Das Spiel ist noch lange nicht am Ende des erschöpfbaren. Da sich das Spiel aber noch immer nicht in der Beta befindet ist dies ein Punkt über den man sich jetzt noch keine Sorgen zu machen braucht. Denn um genau solche Probleme zu lösen, wird es eine öffentliche Beta geben, um dem Spieler das perfekte Game präsentieren zu können.
Fakten
»Gwent« wird für Xbox One, Playstation 4 und PC erscheinen. Das Spiel wird kostenlos sein – In-App-Käufe sind vorgesehen, aber Karten lassen sich auch im Einzelspielermodus erspielen. Momentan kann man sich noch für die Beta Version anmelden, die sollte ursprünglich im September starten, aber CD Project Red schrieb, dass sie wohl doch noch etwas Zeit benötigen. Voraussichtlich wird sie wohl am 25. Oktober starten, denn veröffentlichen wollen sie das Spiel erst, wenn es einwandfrei läuft, auf Hochglanz gebracht wurde und komplett rockt (Zitat).
Fazit
Da ich extra ein “Neues Spiel+” bei »The Witcher 3« gestartet habe, allein weil ich Gwint spielen wollte, kann ich wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich wahnsinnig auf Gwent freue. Job well done CD Project. Das einzige Bedenken ist, dass sich »Gwent« in die Richtung von »Hearthstone« bewegen könnte, wo man ohne In-App-Käufe so gut wie keine Möglichkeit hat mit den Großen mitzuhalten. Da das Spiel kostenlos aber mit In-App-Käufen verfügbar sein wird, werde ich wohl eher mit Vorbehalt herangehen.