Zockwork Orange

gamescom 2015: Nintendo punktet mit Nostalgie

Nintendos Line-Up ist für mich immer so ein kleines Highlight einer jeden gamescom. Immer wieder finde ich hier ein Stückchen meiner Kindheit oder Jugend wieder – ob das jetzt (wie im letzten Jahr) »Super Smash Bros.« ist, oder (wie in diesem Jahr) »Starfox«, »Mario« oder »Zelda«.

Eigene Levels à la Mario

Nintendos Erfolgsgeheimnis liegt nicht nur darin, exzellente Spiele auf den Markt zu bringen, sondern eben darin, ihren Titel eine Extraportion dieses Feel-Good-Faktors zu verpassen. Nostalgie halt, nur in einem neuen, zeitgemäßen Gewand. Nehmen wir beispielsweise meinen Lieblingstitel der diesjährigen Präsentation: »Super Mario Maker«.

Das Konzept des… naja… “Spiels”… ist denkbar einfach: Viele, viele Sprites aus verschiedenen Mario-Titeln können vom Nutzer selbst beliebig in einer frei wählbaren Umgebung platziert werden, um so *TADAA* eigene Mario-Levels zu kreieren. Dabei nutzt »Super Mario Maker« voll auf die intuitive Bedienung durch das Wii U Gamepad. Per Touchscreen werden die Elemente im Level platziert, verschoben, vergrößert, verkleinert oder anderweitig modifiziert und per Klick auf den “Play”-Button auch sofort getestet. Damit nicht schon nach zwei Abenden exzessiven Level-Designs die Luft aus dem (Fast-)Vollpreis-Titel ist, wird den Spielern die Möglichkeit gegeben, ihre Kreationen anderen Nutzern zur Verfügung zu stellen und andersherum selbstverständlich auch die Levels anderer Nutzer herunterzuladen. Ich war erstaunt, wie einfach das Erstellen eigener Welten von der Hand geht. Besonders die Kongruenz der Sprites beim Wechsel der Spielepochen (beispielsweise der Wechsel von Super Mario Bros. 3 zu New Super Mario Bros. U) hat mich fasziniert. Da schlägt Nintendo bei mir natürlich voll in die richtige Kerbe. Großartig! Und der Release ist genau zwei Tage vor Marios 30. Geburtstag (11.September 2015)!

Drei Freunde müsst ihr sein

Ebenso positiv überrascht war ich vom 3DS-Titel »The Legend of Zelda: Triforce Heroes«. Multiplayer-Zelda-Games sind bei mir ein heikles Thema, habe ich sie doch immer als eine Art Zufallsprodukt bei der Weiterentwicklung der Hauptreihe gehalten. Aber wahrscheinlich muss man erstmal selbst Hand anlegen, um festzustellen, dass das alles eigentlich ganz witzig sein kann. Drei Spieler tun sich zusammen, kämpfen sich durch finstere Dungeons und können dort – gutes Teamplay vorausgesetzt – böse Monster besiegen und sich die Taschen voller Rubine hauen. Aber genau das ist de Knackpunkt: Das richtige Zusammenspiel der drei Mitspieler. So müssen sich die Charaktere beispielsweise sehr oft übereinander stapeln (und können dabei noch herumlaufen, sehr witzig!) um Schalter umzulegen und Bosse zu bekämpfen. Die Lebensenergie wird dabei unter allen Charakteren aufgeteilt, heißt: Stirbt einer, sterben alle. So ist gewährleistet, dass sich niemand wie ein Spielverderber benimmt. Gespielt wird auf drei 3DS-Konsolen per WLAN oder Internet. Wobei die WLAN-Option auf der heimischen Couch immer präferiert werden sollte, um zum einen die direkte Kommunikation zu ermöglichen und zum anderen, um denjenigen, der für den Tod aller Spieler verantwortlich ist, persönlich zur Rechenschaft ziehen zu können.

Retro-Feeling pur

Und weiter geht’s mit der Nostalgie: »Star Fox Zero«. Ja, genau. Star Fox. Mein Kumpel Sebastian war einer der wenigen Glücklichen in meinem Bekanntenkreis, der ein SNES in seinem Kinderzimmer hatte. Ich erinnere mich an viele Stunden, in denen wir vor der Flimmerkiste auf der Erde lagen und »Starwing« spielten. Kaum laufen die ersten Sekunden von »Star Fox Zero« auf der Wii U, fühle ich mich sofort in diese Zeit zurückversetzt. Nintendo hat offenbar großen Wert darauf gelegt, ein Spiel zu kreieren, das sich möglichst nah am 93er Smashhit orientiert. Wenn man die Augen etwas zusammenkneift, kann man sich vielleicht sogar vorstellen, das Original zu spielen. Das gesamte Design, Gameplay und auch die Vertonung sind sich so unglaublich ähnlich. Lediglich die Nutzung des zweiten Bildschirms mitsamt einer alternativen Perspektive des Wii U Gamepads ist etwas, was 1993 noch nicht möglich war. Wie sinnig eine Cockpitansicht hier bei den ganzen Backflips allerdings ist, müsste ich mir noch mal genauer anschauen.

Tennis und Rollenspiel

Außerdem möchten hier »Xenoblade Chronicles X« und »Mario Tennis Ultra Smash« zumindest kurz genannt werden. Beiden Wii U-Titel kann man einen gewissen Spaßfaktor nicht absprechen. Im Falle von Xenoblade reichen natürlich die wenigen Minuten des Anspielens bei Weitem nicht aus, sich auch nur einen groben Überblick über das riesige Rollenspiel zu verschaffen. Aber vorab: Die Optik ist (vor allem für die doch etwas leistungsärmere Wii U) unglaublich ansprechend. Mario Tennis ist ein Vollpreistitel, der wohl nur mit vier Mitspielern (und auch nur kurzfristig) Spaß macht. Tennis eben. Von der Bedienung, dank Verzicht auf Bewegungssteuerung, wesentlich präziser als ein Wii-Sport-Minigame, aber auch wesentlich teurer. Wahrscheinlich nur eine Option für echte Mario- und Tennis-Fans.

Unterm Strich kann ich nur kopfnickend und lächelnd sagen, dass Nintendo dieses Jahr wieder in die Vollen greift. Ungewöhnliche Spielkonzepte und sehr viel Retrofeeling, gekoppelt mit einer großen Tüte Spaß. So kennt man die Japaner.

Die mobile Version verlassen