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Erste Eindrücke von Dragon Age: Origins

Letzten Donnerstag war es nach monatelangem Warten endlich so weit: EA veröffentlichte das neue Werk aus der Schmiede der Kanadier BioWare mit dem Namen DRAGON AGE: ORIGINS. Der Release war aber vor allem für die PC-Spieler kompliziert, denn ein Fehldruck der deutschen Standard Edition sorgte für einen Rückruf ebendieser. Inzwischen dürfte aber jeder Fan seine Edition erhalten haben und es stellt sich die Frage, ob BioWare das Versprechen halten kann, wieder zu den Wurzeln zurückzukehren.

Nach einem Klick auf “Weiterlesen” gibt es den ersten Eindruck der PC-Version meinerseits zu lesen. Dieser bezieht sich auf ungefähr 30 Stunden Spielzeit, in der ich vielleicht ein Drittel des Spieles durchgespielt habe. Vollständig wird dieser Beitrag also nicht sein, dennoch könnten ein paar Spoiler enthalten sein: Lesen erfolgt also auf eigene Gefahr!

Bei DRAGON AGE: ORIGINS ist es das Ziel des Spielers in einer Fantasy Welt voller Betrug und Intrigen, das Voranschreiten der Darkspawn, eines Heeres unter einem dämonischen Führer, aufzuhalten. Hierzu entscheidet sich der Spieler für eine der drei verschiedenen Klassen (Kämpfer, Magier und Schurke) und eine der drei Rassen (Mensch, Elf und Zwerg). Die Kombination dieser Rahmendaten entscheidet auch über die Herkunft der Spielfigur, derer es sechs verschiedene gibt und welche gleichzeitig bestimmt welches Tutorial der Spieler erhält. Danach darf der Spieler genretypisch Attribute und Fähigkeiten, Aussehen und Stimme auswählen. Die Charaktererstellung dürfte für Hardcore-Rollenspieler sehr enttäuschend sein, Neulinge werden aber dennoch an den Auswirkungen der Einstellungen zu knabber haben. Ich persönlich fand die Erstellung des eigenen Charakters angenehm übersichtlich.

Sobald der Charakter fertiggestellt ist, wird man in eine äußerst detailverliebte Welt geworfen. Genretypisch läuft zu Beginn alles schief, was nur schieflaufen kann und man wird vor die Aufgabe gestellt, die Welt im Alleingang zu retten – Tolkien lässt immer wieder grüßen. Das mag zwar im ersten Moment klischeehaft wirken, dennoch reisst einen die gute Story von Anfang an mit und die Identifikation mit der Spielfigur funktioniert hervorragend. Trotz des enormen Umfangs verliert man die Hauptquest nie aus den Augen und das Erfüllen der Nebenquests wird, wie es auch sein sollte, zur Nebensache was aber nicht heißen soll, dass diese schlecht gemacht wären. Im Gegenteil: Auch die Nebenquests sind packend inszeniert. Getragen wird die Geschichte durch eine sehr packende Atmosphäre, als bestes Beispiel sei hierfür das Örtchen Redcliffe genannt. Wenn der Spieler hier ankommt, erhofft er sich die Unterstüzung durch den lokalen Herrscher, welcher allerdings krank darniederliegt. Zusätzlich wird der Ort seit Kurzem durch Untote heimgesucht, welche des Nachts aus der Burg des Fürsten herausgeströmt kommen. So gilt es zuerst das Dorf vor dem Angriff in der folgenden Nacht zu beschützen und im Morgengrauen die Burg auf eigene Faust zu untersuchen. Die Spannung, die hierbei durch die Angst der Dorfbewohner erzeugt wird, ist enorm. Der Spieler kann sich allerdings frei entscheiden, ob er bereit ist, dem Dorf zu helfen. Entscheidet er sich dagegen und verlässt Redcliffe, so ist der Ort beim nächsten Besuch verwüstet und dem Spieler wird die Konsequenz seines Handelns vor Augen geführt.

DRAGON AGE: ORIGINS ist vom Konzept her ein klassisches RPG im Stile von Baldur’s Gate, was ein taktisches Kampfsystem in einer 4er-Gruppe bedeutet, welches genaue Planung erfordert und in komplexen Kämpfe endet. Diese Kämpfe werden zum Glück selten unfair und fordern das geschickte Einsetzen der Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder der Gruppe. Jedoch könnte dieses Kampfsystem für ungeduldige Naturen schnell frustrierend sein, da ein simples Anklicken der Gegner ohne entsprechende Einstellungen in der Taktik wenig Fortschritte bringt. Für geduldigere Naturen mit einem Faible für strategische Kämpfe ist DRAGON AGE: ORIGINS aber genau das Richtige. Zusätzlich wird durch das Gruppen-System eine weitere Stärke des Spieles möglich: die Interaktion der Mitglieder untereinander. Jeder Charakter, den der Spieler auf seiner Mission mitnimmt, hat seinen eigenen Kopf und gibt an geeigneter Stelle seine Meinung zum Geschehen wieder. Wenn dann der rechtschaffene Alistair mit der anarchischen Morrigan zusammen unterwegs ist, gibt es zahlreiche Situationen, die einfach unglaublich komisch sind. Hauptsächlich fungieren die Mitglieder der Gruppe aber als Engel und Teufel, die einem Ratschläge geben, wie sich der Spieler in der Situation verhalten sollte. Neben den offensichtlichen Faktoren Gewalt und Erotik sind es die moralischen Entscheidungen, die durch den Spieler zu fällen sind, die DRAGON AGE: ORIGINS zu einem Spiel für Erwachsene machen, da es beispielsweise darum geht sich zu entscheiden, ob der Tod einer Person das Leben einer anderen Person rechtfertigt.

Die Grafik schafft zwar keine Meisterleistungen, bleibt aber, trotz der Reduktion auf das Nötigste, stetig gut. Abstriche müssen eigentlich nur bei den Texturen gemacht werden, die immer sehr verwaschen aussehen. Bei den Animationen hingegen wurde sehr gute Arbeit geleistet, vor allem die Darstellung der Gesichtszüge weiß immer wieder zu begeistern. Insgesamt wirkt alles sehr liebevoll gestaltet, wie man es bereits von BioWare gewöhnt ist.

DRAGON AGE: ORIGINS (Xbox 360, PS3, PC)
Entwickler: BioWare
Publisher: EA
Erscheinungsdatum: bereits erschienen
USK-Einstufung: keine Jugendfreigabe (ab 18)

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Mit DRAGON AGE: ORIGINS ist BioWare wieder einmal der große Wurf gelungen. Ich habe schon lange nicht mehr ein solch atmosphärisch dichtes Werk spielen dürfen. Ständig bin ich daran interessiert weiterzuspielen und herauszufinden, wie sich die Charaktere entwickeln. Dass ich um 3 Uhr morgens entsetzt auf die Uhr schaue und trotzdem weitermachen möchte habe ich einfach schon lange nicht mehr gehabt. Deswegen ist DRAGON AGE: ORIGINS nach einem Drittel des Spieles für mich jetzt schon das Spiel des Jahres 2009!

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