„A first-person action game inspired by roguelikes, immersive sims, and H. P. Lovecraft.“
So beschreibt sich das Debüt des 2-Personen-Studios Minor Key Games mit dem Namen »Eldritch« auf der Website selbst. Das Indiegame, das es über Steam Greenlight in die Online-Distribution geschafft hat, versucht ein Roguelike mit Anlehnung an den Cthulhu-Mythos und dem Artstyle von Minecraft zu sein. Eine wilde Mischung, die viel verspricht, viel bietet und allerdings an Kleinigkeiten scheitern könnte. Ich habe im Vorfeld der Veröffentlichung am gestrigen Montag auf Steam, die Alpha-Version des Spieles testen können, und gebe nun einen kleinen Einblick.
Wenn man das Spiel startet, befindet sich der Protagonist in einer merkwürdigen Umgebung. Riesige Bücherregale soweit das Auge reicht, nicht definierbare Geräusche und alles ist sehr, sehr düster. Nachdem die Steuerung recht schnell geklärt wird, erfährt man als Spieler den Hintergrund des Geschehens: Ein Bibliothekar ist dafür zuständig, mythische Wesen, die den Untergang der Menschheit im Sinne haben, unter Verschluss zu halten. Die Bibliothek wurde vor hundert Jahren gebaut, um als eine Art Korken, welcher das Gefängnis für diese Wesen verschließt, zu dienen. Wird dieser Korken undicht, so fließt das ganze Gesocks auf die Erde und unser Untergang ist besiegelt. Jedoch weiß der Protagonist zu Beginn nichts von seiner Aufgabe und es gilt herauszufinden, was eigentlich zu tun ist. Im Endeffekt gestaltet sich die Aufgabe allerdings recht simpel: Das Ziel ist immer das Ende des jeweiligen Dungeons zu erreichen, ohne vorher das Zeitliche zu segnen, denn bei einem Tod wird der Spieler zurück in das Anfangsareal geworfen und jeglicher Fortschritt innerhalb der Dungeons zurückgesetzt. Von diesen Dungeons gibt es drei Stück, die man über ein Portal in Form eines Buches – wie passend – betritt. Wurde ein Buch beendet, so schaltet sich das nächste frei. Diese Freischaltung ist übrigens konsistent, sprich, nach dem Tod kann direkt wieder der zweiten Dungeon betreten werden, ohne den ersten wiederholen zu müssen.
Das Spiel selbst ist recht interessant gestaltet, denn so wie der Protagonist, muss auch der Spieler sich selbst ein Bild von der Lage und der eigenen Aufgabe machen. So tappst man sehr unbeholfen von einer Falle in die nächste, unter- beziehungsweise überschätzt die Stärke von Gegnern und erarbeitet sich somit Fähigkeiten, die einem im Laufe des Spieles weiterhelfen. Der Verzicht auf ein umfassendes Tutorial, abgesehen von der Erklärung der Steuerung, ist dabei exemplarisch für das Spiel: Nicht nur die Dungeons und ihre Gefahren wollen untersucht werden, sondern auch auf welche Weise Fähigkeiten eingesetzt werden können. Dieses Erforschen macht wirklich Spaß, da man mit dem Protagonisten auf einer Ebene ist. Der Artstyle ist sicherlich Geschmackssache. Mir persönlich sagte er zwar eigentlich zu, aber in einem Spiel, in dem es darum geht, sich in Dungeons zurechtzufinden, ist das stetige Recycling von Texturen eher hinderlich. Trotz der Minimap, die bereits erkundete Orte kennzeichnet, habe ich mich zu häufig verlaufen, da alles gleich aussieht und wirkliche Orientierungspunkte fehlen. Durch die immer neu generierten Dungeons, kann sich auch nicht auf die Umgebungsgewöhnung verlassen werden. Aus diesem Grund fand ich die Grafik eher suboptimal. Für Eldritch wäre es wohl besser gewesen, ausgefeiltere Texturen zu verwenden, oder einfach nur eine größere Abwechslung zu bieten.
Schade war auch der unausgewogene Schwierigkeitsgrad: In der von mir gespielten Version, hatte ich anfangs das Gefühl viel zu stark zu sein. Gegner ließen sich mit einem einzelnen Steinwurf oder Messerhieb sofort töten, sodass ich gar kein Gefühl für die Bedrohung durch die Gegner entwickeln konnte. Das war wirklich schade, denn obwohl ich die Atmosphäre des Spiels als durchaus bedrohlich wahrnahm – vor allem durch die nicht zuzuordnenden Geräusche und den überzogenen Modellen der Gegner – verlor sich dieses Gefühl sehr schnell. Wenn ich im ersten Dungeon gestorben bin, dann eigentlich nur aufgrund meiner eigenen Dummheit, oder der Tatsache, dass ich mich verlaufen habe und schnell einen neuen Dungeon generieren wollte. Dieser Umstand änderte sich jedoch radikal mit dem Betreten des zweiten Dungeons: Trotz des neuen Designs der Gegner überraschte mich die Mutation von zahnlosen Hundebabys zu tollwütigen Werwölfen. Meine überhebliche Spielweise wurde mir schnell zum Verhängnis und ich lernte die Qualen des Todes als meinen stetigen Begleiter zu akzeptieren. Ab diesem Punkt lernte ich Spielmechaniken wie z.B. Schleichen auch wirklich umzusetzen, da ich sonst viel zu schnell wieder in der Startbibliothek landete. Ein weiteres interessantes Element möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen: Wenn Gegner sterben, kann sich der Spieler entscheiden, ob man diese für Beute aus dem Spiel verschwinden oder sie einfach liegen lässt. Die Beute ist zwar sehr hilfreich und kann neben Geld – für den Item-Shop der in der Mitte der Dungeons steht – auch Waffen und andere hilfreiche Gegenstände enthalten, jedoch spawnt im gleichen Moment auch ein neuer Gegner in der Welt. Meiner Meinung nach ist das ein sehr interessantes Konzept, was dem Ressourcenmanagement der Survivalsimulation sehr dienlich ist.
httpv://www.youtube.com/watch?v=OF_cCOKXgvk
Fazit
»Eldritch« hat einige Schwächen. Der unausgewogene Schwierigkeitsgrad und die etwas unglückliche Wahl des Grafikstils sind Aspekte, die dem kommerziellen Erfolg des Spiels das Genick brechen könnten. Jedoch versteckt sich dahinter ein Spiel, das auf sehr geschickte Weise, bekannte Spielkonzepte unter einen Hut bringt. Dass H.P. Lovecraft als Szenario herhalten muss, wird dem subtilen Horror der Vorlage nicht ganz gerecht, da dieser sehr schnell weicht und man sich viel mehr aufgrund der eigenen Fähigkeiten vor den Gegnern versteckt. Die Bedrohung des Unbekannten hält leider nicht sehr lange an und so wurde viel Potenzial verschenkt. Wem Roguelikes liegen und wer sich nicht vom Artstyle abschrecken lässt, der sollte nicht zögern, »Eldritch« für die aktuellen 9,59€ zu erwerben, da das Spielkonzept trotz der großen Schwächen gut aufgeht. Ich wurde auf jeden Fall positiv überrascht. Vergessen werden darf auch nicht, dass ich eine Alpha-Version des Spieles zur Verfügung hatte und sich seitdem viel geändert haben wird.