Zockwork Orange

ECHO: Es ist nicht alles Gold was glänzt …

ECHO

Von Spielen mit außergewöhnlicher Optik werde ich ja immer magisch angezogen. Wenn diese dann auch noch ein besonderes Gameplay haben, dann kommt das Game ganz schnell auf meine To-Play-Liste. Noch dazu, wenn dieses Spiel auch Stealth-Einlagen verspricht. So war das auch mit ECHO, das vor knapp zwei Wochen erschienen ist. Ich habe jetzt bereits etwa 4 Stunden im Spiel verbracht und erste Erkenntnisse gewonnen.

Verheißungsvolle Story

Über ein Jahrhundert in Stase war meine Protagonisten En mit einem Raumschiff unterwegs und erreicht gerade einen fernen und verlassenen Planeten. Dieser beherbergt eine außergewöhnliche Technologie und En erhofft sich hier eine verstorbene Person wieder zum Leben erwecken zu können. Ihr Schiffscomputer London steht ihr dabei mit guten Ratschlägen zur Seite.

Der Planet wartet offensichtlich auf Bewohner und das bereits sehr, sehr lange. Da kann es schon mal passieren, dass die komplizierte Technik mit der Zeit Ausfälle hat oder komplett versagt.

Wer allerdings denkt, dass die Spielumgebung jetzt aus jeder Menge technisch anmutenden Gerätschaften, üppigen Kabelsträngen und sonstigem Sci-Fi-Schnickschnack besteht, der wird enttäuscht … oder auch nicht. Ich finde mich jedenfalls in einem strahlenden Palast wieder.

Marmor, Gold und Gegner

Und die Grafik, besser gesagt die Spielumgebung, ist wirklich etwas Besonderes. Glänzende und spiegelnde Marmorböden, üppige Goldverzierungen, mannshohe Porzellanvasen oder weitläufige Wasserbecken bieten wirklich was für’s Auge. Die ersten Spielminuten in diesem opulent ausgestatteten Palast laufe ich nur staunend durch die verschiedenen Räume und Hallen. Ausladende Marmortreppen verbinden weitläufige Ebenen und an jeder Ecke ist jede Menge Zierrat zu finden. Der Soundtrack, der an Sphärenmusik erinnert, passt ebenfalls perfekt zur Umgebung.

Ich laufe erst einmal etwas planlos durch die Gegend und stoße dann auf NPCs, die genauso aussehen, wie meine Spielfigur En. Das sind sozusagen meine virtuellen Echos und keine realen Menschen, wie ich nach kurzer Zeit feststelle. Nach einem ersten Check reift allerdings in mir die Erkenntnis, dass sie mir an den Kragen wollen und ich ihnen deshalb besser aus dem Weg gehen sollte.

Lernende Umgebung

Nach und nach merke ich, dass meine Kontrahenten dazulernen und meine Verhaltensweisen kopieren. Der Palast scheint eine riesige Maschinerie zu sein, die die Echos steuert und ihnen neue Dinge beibringt. So lernen sie z.B. durch Wasserbecken zu laufen, wenn ich es ihnen vormache, oder, noch schlimmer, auf mich zu schießen, wenn ich eine Waffe benutzt habe. Die neuen Fähigkeiten werden ihnen während einer Reboot-Phase des Palasts verpasst. Während dieser Phase ist es für einige Zeit dunkel und der Palast ist sozusagen blind. Alles was ich in dieser Zeit tue, lernen meine Echos nicht. Das sollte ich mir also zu Nutze machen.

ECHO zwingt mich deshalb, sehr gut über meine Vorgehensweise nachzudenken. Natürlich versuche ich mich ungesehen voran zu bewegen, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Aber auch scheinbar harmlose Aktionen, wie das Benutzen eines Lifts, haben zur Konsequenz, dass meine Echos nach einem Reboot das auch können. Leider kann ich diese Reboot-Phasen nicht vorherbestimmen und die Abstände sind zu unregelmäßig, um das wirklich geschickt nutzen zu können.

Meine Echos können aber auch Dinge wieder verlernen. Klettere ich in einem Zyklus beispielsweise nicht über Geländer, dann können die Echos das im nächsten Zyklus nicht mehr. Aber auch wenn ich diese Mechanik jetzt verstanden habe, bleibt es immer noch schwierig das entsprechend umzusetzen. En hält nämlich nicht viel aus. Bereits ein Angriff von zwei Gegnern gleichzeitig bedeutet den sicheren Tod, wenn ich nicht zur Waffe greifen will. Und der Griff zur Waffe bedeutet, dass ich im nächsten Zyklus selbst wieder zur Zielscheibe werden. Ein Teufelskreis, der nicht leicht durchbrochen werden kann. Da hilft oft nur viel Geduld und eine gute Beobachtungsgabe um einen Weg zum nächsten Zielpunkt zu finden.

Frustration inklusive

Und hier komme ich zum größten Kritikpunkt. Ich würde ja gerne verschiedene Vorgehensweisen ausprobieren oder unterschiedliche Wege testen, nur gibt es kaum Speicherpunkte, die so etwas unterstützen würden. Das Spiel selbst speichert am Ende eines Levels oder abschnittweise manchmal auch mittendrin, aber ansonsten muss ich elend lange Passagen wiederholen, falls ich mal das Zeitliche segne. Fairerweise gibt es auch in den verschiedenen Gebieten vereinzelt Speicherpunkte, die muss man aber erst mal finden …

Um nicht wieder zu sterben und dann einen Level wieder ganz von vorne beginnen zu müssen, rette ich mich oft durch Wegrennen oder greife dann doch zur Waffe. Mit den bekannten Konsequenzen.

Will mich das Spiel hier zwingen noch geduldiger zu sein, um vielleicht doch einen günstigen Moment zum Vorbeihuschen zu erwischen? Oder will es mich absichtlich in die Offensive drängen? Ich bin mir da nicht so ganz sicher. Entweder verstehe ich hier etwas grundsätzlich falsch oder das Leveldesign ist einfach Mist. Auf jeden Fall ist mein Spielspaß dadurch ziemlich getrübt.

Und weil ich gerade schon am Motzen bin: Warum startet das Spiel eigentlich IMMER mit der falschen Bildschirmauflösung?

Abwechslung? Fehlanzeige!

So schön der Palast Anfangs auch wirkt, so langweilig wird er im weiteren Verlauf, denn an der Umgebung ändert sich nicht viel. Hier mal eine neue Farbstellung, dort andere Dekorationen, das war’s dann aber auch schon. Hier hätte ein wenig mehr Abwechslung gutgetan.

Ich hatte eigentlich auch eine Story erwartet, an der ich mich entlanghangeln kann. Aber auch hier Fehlanzeige. Bis auf ein paar Hintergrundinformationen am Anfang des Spiels bleibt alles relativ flach. Auch wenn ich jetzt vielleicht erst ein Drittel bis die Hälfte von ECHO hinter mir habe, glaube ich nicht, dass sich daran noch viel ändern wird. Schade, denn die Spieleidee hätte sicher mehr hergegeben.

Mein Fazit

ECHO kommt in einer schönen Verpackung daher, die leider mehr verspricht als drin ist. Ich bin nahe dran, das Spiel als unfair zu bezeichnen, denn meine Frustrationsschwelle wurde leider mehr als einmal überschritten.

Ich habe es gekauft, in der Erwartung ein Stealth-Spiel vor mir zu haben, bzw. ein Spiel, das mir diese Möglichkeit bietet. Aber leider tut es das nicht. Mit Stealth alleine komme ich nämlich nicht weiter, wie die Erfahrung leidvoll gezeigt hat.

Das alleine hätte ich ja noch verschmerzt. Ein Wechsel zur Action bekomme ich noch hin, aber das immer gleiche Leveldesign ohne überraschende und motivierende Abwechslungen halten mich ebenfalls kaum bei Laune.

Die Spielidee ist grandios, aber die Umsetzung leider nicht wirklich gelungen. Schade.

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