Eigentlich ist die beste Zeit für Horrorspiele ja der Herbst oder der Winter. Dann ist es draußen düster und ungemütlich und man kann die gruselige Stimmung so richtig auf sich wirken lassen. Trotzdem schiebe ich das ganze Jahr über immer mal wieder das eine oder andere Horrorspiel auf meine Wunschliste, um es nicht zu vergessen. So ist das auch mit Don’t Knock Twice passiert. Bei einer günstigen Gelegenheit habe ich mir das Game geholt und vor ein paar Wochen durchgespielt.
Viel verrät mir das Spiel zunächst nicht. Ich wandere durch ein düsteres Anwesen, lese hier und da eine Notiz, untersuche ein paar Gegenstände und lasse die unheimliche Atmosphäre auf mich wirken. Schummerbeleuchtung und passender Soundtrack tun ihr Übriges, um eine bedrückende Stimmung aufzubauen. Soweit, so gut. Zugegeben, es gibt andere Spiele, die das besser drauf haben, aber für eine gewisse Gruselspannung und leicht feuchte Hände reicht es allemal. Ich fühle mich gleich etwas an das Setting von »Layers of Fear« erinnert.
Ich spiele Jess, die nach einem Drogenentzug versucht, wieder eine Verbindung zu ihrer Tochter Cloe aufzubauen. Diese scheint allerdings verschwunden zu sein und so suche ich das Haus nach Hinweisen ab. In verschiedenen Briefen bzw. Dokumenten oder Fotos, die ich finde, zeichnet sich das Bild einer Rabenmutter ab. Ich habe mich wohl in der Vergangenheit nicht richtig um meine Tochter gekümmert und bekomme ein schlechtes Gewissen. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen schickt mir Cloe hier und da eine SMS, in denen sie mich zunächst beschimpft, mich später aber um Hilfe bittet. Sie scheint in echter Gefahr zu sein.
Auf meinem Streifzug durch das Anwesen und den Innenhof fallen mir immer wieder okkultistische Zeichen und Gegenstände auf. Wurde Cloe Opfer eines Kults? Offensichtlich muss ich meine Tochter aus den Fängen einer Hexe entreißen.
Obwohl der Plot nicht wirklich etwas Neues im Bereich der Horrorspiele bietet, bin ich doch neugierig genug, mich auf das Spiel einzulassen.
Gruseliges Gameplay
Mit Gegenständen werde ich nicht gerade üppig ausgestattet. Immerhin habe ich neben meinem Handy, auf dem in regelmäßigen Abständen Cloes SMS-Nachrichten eintreffen, anfangs noch eine funzelige Kerze dabei. Mit der kann ich andere Kerzen im Haus entzünden und mir so meinen Weg wenigstens etwas beleuchten.
Später finde ich dann noch eine Axt und bin froh, endlich eine Waffe zu haben, obwohl sich keine Gegner zeigen. Die Axt verwende ich deshalb erst einmal nur als Werkzeug, um z.B. verschlossene Türen zu öffnen. Leider merkt sich »Don’t Knock Twice« nicht, dass ich die Axt in meinem Inventar habe, wenn ich das Spiel verlasse. Fahre ich am Speicherpunkt fort, ist die Axt verschwunden und ich kann mich erneut auf die Suche machen. Sehr ärgerlich.
Auch sonst glänzt die Steuerung nicht gerade durch große Präzision und das Aufheben von Gegenständen erweist sich teilweise als quälende Fummelarbeit. Und die Axt fällt mir leider ziemlich oft plötzlich aus der Hand …
Dass hier nicht etwas mehr Wert auf eine funktionierende Steuerung gelegt wurde, ist mir ein Rätsel. Denn sonst kann mein Character nicht wirklich viel, da hätte ich mir bei den wenigen Funktionen etwas mehr Sorgfalt bei der Umsetzung gewünscht. Das ganze Spiel wirkt dadurch etwas unfertig und dahingeschludert.
Anspruchslose Story
Auch wenn ich mich an den Hinweisen entlanghangle und nach und nach Rätsel lüfte, fehlt mir irgendwie eine tiefere Story. Ich habe das Gefühl die Macher von »Don’t Knock Twice« haben etwas zu viel Wert auf ein schnell zusammengebasteltes VR-Spiel gelegt (die VR-Funktionalität wird nämlich immer über den grünen Klee gelobt), um hier auf den VR-Hype mit aufspringen zu können. Da blieb wohl ein in sich stimmiges und spannendes Spiel irgendwo auf der Strecke.
Das spiegelt sich auch an der Länge des Spiels wieder. Ich war selbst überrascht, bereits nach 90 Minuten das Ende erreicht zu haben. Und das auch nur, weil ich 10 Matrjoschkas einsammeln wollte, um ein (eigentlich unsinniges) Achievement zu erhalten. Sonst wäre ich wohl noch schneller gewesen. Und das bei einem Spiel, das für knapp 20 Euro angeboten wird. Sorry, da hätte ich mir wesentlich mehr erwartet. Vielleicht sind VR-Spieler überzeugter, denn »Don’t Knock Twice« lockt hier mit dem Slogan einer „völlig lebensechten Erfahrung“.
Da hilft es auch nichts, dass ich offensichtlich mehrere Enden erreichen kann. So spannend und packend war die Reise durch das verlassene Anwesen dann auch wieder nicht, dass ich mir das noch ein zweites Mal antue.
Auch dass »Don’t Knock Twice« auf einer uralten Legende basiert, hat sich mir leider nicht wirklich erschlossen. Dazu wurde viel zu wenig auf diese Hintergrundstory eingegangen, was sehr schade ist, denn dieser Ansatz hätte wirklich Potential gehabt.
Mein Fazit
»Don’t Knock Twice« hat mich in mehrfacher Hinsicht enttäuscht. Eine vielversprechende Story wurde nicht in einem Maße umgesetzt, als dass sie mich hätte fesseln können. Die Beschreibung des Spiels liest sich bei Steam wesentlich spannender und interessanter, als das Spiel im Endeffekt ist. So hebt sich »Don’t Knock Twice« nicht wirklich von den hunderten anderen Horrorspielen ab, in denen ich ein verlassenes Gebäude nach mysteriösen Hinweisen durchsuche.
Zwar wurde eine gruselige Atmosphäre mittels Geräuschen, Musik oder ab und zu einem Jumpscare aufgebaut, aber das schaffen andere Spiele auch, weswegen das jetzt keine Besonderheit darstellt. Aus der urbanen Hexenlegende hätte man meines Erachtens Einiges machen können bzw. sollen, um »Don’t Knock Twice« einen eigenen Charakter zu geben, aber das wurde leider versäumt. Eine vertane Chance, wie ich meine. Einzig die gut gemachte und detailreiche Grafik stellt einen dicken Pluspunkt dar.
Zu sehr hat man sich wohl darauf fokussiert, möglichst schnell ein VR-Spiel aus dem Boden zu stampfen. Dabei wurde vergessen, dass nicht unbedingt die Technik ein Spiel erfolgreich macht, sondern das Zusammenspiel von mitreißender Spannung, guter Story und eingängigem Gameplay.