Ich bin ein sehr geduldiger Mensch, ich rege mich so gut wie nie auf und bleibe (fast) immer ruhig.
Ich bin aber ein sehr ungeduldiger Spieler und bin extrem schnell frustriert in Videogames.
Das war aber nicht immer so. Oft blicke ich auf meine Videospielerinnerungen zurück und bin selbst erstaunt, wie geduldig ich damals war. Klar, als Kind spielt man immer anders, ganz unabhängig vom Medium. Man kann Dinge tausendfach wiederholen, ohne das Interesse oder die Nerven zu verlieren. In den letzten Jahren hat sich das bei mir stark geändert. Ich weiß nicht, ob es damit zusammenhängt, dass ich immer weniger Zeit habe; vielleicht habe ich auch dank den Ablenkungen des Internets ein gewisses Aufmerksamkeitsdefizit entwickelt. Heutzutage kann ich mich schwer lange auf eine Sache konzentrieren und wenn es um Videospiele geht, verliere ich auch fix die Lust. Ganz besonders, wenn es ein schwieriges Spiel ist. Klappt eine Stelle nach 2-3 Versuchen nicht, landet das Spiel oft komplett in den hintersten Reihen meines Regals und wird nie wieder hervorgeholt. Vielleicht gibt es auch einfach zu viele Spiele oder generell zu viele Ablenkungen, als dass ich unnötig viel Zeit auf ein einzelnes Spiel verschwenden möchte. Denn früher war ich dazu gezwungen, geduldiger zu sein. Das neuste Spiel war ein Fehlkauf? Pech gehabt, es gibt frühestens in einem halben Jahr ein neues, spiel das oder spiel gar nichts. Da kämpft man sich dann auch gerne 50 Mal durch ein Loren-Level in Donkey Kong Country, musste man ja, wenn man weiterspielen wollte und was anderes gabs nicht. Wie so oft, wenn es ein Überangebot gibt, sinkt das Interesse an den einzelnen Dingen, zumindest war das bei mir immer so. Irgendwann fiel diese Einschränkung bei Spielen weg, ich hatte mehr Geld, Spiele wurden getauscht oder sogar – hab ich mal gehört – kopiert. Damit ging mir die Fähigkeit, mich richtig in einem Spiel fest zu beißen und schwierige Stellen als angenehme Herausforderung anzusehen, komplett verloren. War eine Stelle schwierig, gab es 20 andere Spiele, die ich ausprobieren konnte.
Jetzt erschien vor ein paar Tagen der SNES-Klassiker »Donkey Kong Country 3: Dixie’s Double Trouble« für Nintendos Virtual Console auf dem DS/3DS und da ich die ersten beiden Teile geliebt, den dritten aber nie gespielt hatte, landete der Affen-Platformer umgehend auf meinem 3DS. Meine Vorfreude verwandelte sich schnell in Frust. Ich fand das Spiel nicht gut umgesetzt, die schlechte Auflösung, die man bei einem am TV angeschlossenen SNES gerne verzeiht – man sitzt ja relativ weit weg – fiel mir extrem negativ auf und ich fand viele Stellen nicht nur zu schwer, sondern regelrecht unfair. Da wäre beispielsweise das Level “Flotte Fluss-Flitzerei”, wo die Kongs von einem bösen Buzz-Schwarm verfolgt werden. Oft müssen sie ins Wasser springen und auf der anderen Seite wieder raus, bevor der Schwarm sie eingeholt hat.
Nach Beendigung eines Levels stellte sich eine Befriedigung ein, die ich seit Jahren nicht mehr bei Videospielen erlebt habe. Sie hält immer nur kurz an, da jedes Level mit einer neuen Gemeinheit aufwartet, dennoch, ich bin lange nicht mehr so an einem Spiel dran geblieben. Der Titel dieses Artikels ist vielleicht irreführend, geduldiger bin ich nicht, aber ich gebe momentan nicht so schnell auf, ich bleibe dran. Hab ich bei »Donkey Kong Country Returns« (Wii) nicht gemacht, bzw. da kam der goldene Kong und half mir durch die Level, ich hatte einfach keine Lust auf 20 Versuche pro Level. Mittlerweile bin ich zur Hälfte durch und bin guter Dinge, dass ich durchhalten werde. Auch wenn ich mir gerade zwei alte Zelda-Games auf die Virtual Console geladen habe, die gespielt werden wollen. Aber dieses Mal nicht, ein neues Spiel wird erst gestartet, wenn das alte durch ist!
(Das sollte ich mir jetzt auch noch für Bücher und Serien angewöhnen, dann ist alles super.)
Spielt ihr auch immer fünf Spiele gleichzeitig und gebt eins auf, sobald es schwierig wird, oder beendet ihr alles und zockt am liebsten Super Meat Boy mit verbundenen Augen, während ihr mit den Füßen zwei Rubik’s Cubes löst?