Für ein kleines Horrorspielchen bin ich ja eigentlich immer zu haben, deshalb habe ich auch zugegriffen, als mir ein Reviewcode zu »Deluded Mind« angeboten wurde. Das Spiel stammt aus der Feder von Pyxton Studios, einer engagierten Softwareschmiede, die im hessischen Limburg ansässig ist.
Atmosphärisch sehr gelungen
Psychologischen Horror schreibt sich das Spiel auf die Fahne und »Deluded Mind« wirft mich auch gleich ohne Vorwarnung mitten in eine furchteinflößende Umgebung. Ich spiele Dean Catrall, einen FBI-Agenten, und finde mich zunächst etwas orientierungslos in der Nervenheilanstalt Hillstone Asylum wieder. Hier erhalte ich eine kurze Nachricht meiner Einsatzleitung und bekomme ein paar rudimentäre Infos. Offensichtlich wurde ich entführt und ein Suchtrupp ist unterwegs. Das hört sich nicht besonders hoffnungsvoll an und ich mache mich auf, selbst diesem unheimlichen Ort zu entkommen. Bald stelle fest, dass sich auch mein Partner Robert Page hier irgendwo befinden muss.
Unter Einfluss eines Halluzinogens, das mir anscheinend vor meinem Erwachen verabreicht wurde, stolpere ich also los, um meinen Partner und einen rettenden Ausgang zu finden. Von Visionen verfolgt, versuche ich die verschiedenen Rätsel zu lösen, die »Deluded Mind« mir stellt und decke nach und nach meine Vergangenheit auf, in der es um die Ermordung meiner Tochter geht.
Nichts Neues in der Anstalt
Warum spielen gefühlt 90% der Horrorspiele in einer Nervenheilanstalt? Ich weine leise in mich hinein … nicht, weil es hier so gruselig ist (denn das ist es wirklich), sondern weil ich wieder meine Erwartungen auf ein außergewöhnliches Setting enttäuscht sehe. Ich gebe zu, dass sich so eine angeranzte Umgebung herrlich für eine Portion Horror eignet, aber als Spieler möchte ich gerne auch mal etwas Anderes sehen. Aber egal, ich schiebe also meine anfängliche Enttäuschung beiseite und marschiere los.
Atmosphärisch ist »Deluded Mind« schon einmal sehr gut gelungen. Grafisch kann das Spiel sofort überzeugen und auch der Soundtrack ist den Situationen entsprechend gut gewählt. Ein paar gut gesetzte Jumpscares (die wohl zufällig generiert werden und deshalb nicht voraussehbar sind) halten die Spannung hoch und es stellt sich der gewünschte Gänsehauteffekt ein.
Die Lösungen der Rätsel sind einigermaßen logisch zu ergründen und es ist von Vorteil, hier einen Notizzettel zur Hand zu haben, um sich die wichtigsten Dinge zu notieren. Allerdings gestaltet sich das Finden von Schlüsseln, Codes oder anderen Gegenständen teilweise als langwierige Angelegenheit. Eine gefühlte Ewigkeit durchsuche ich leere Gänge und Krankenzimmer nach Hinweisen oder eben benötigten Items. Deshalb öffne ich nach einiger Zeit eher gefrustet als gegruselt die gefühlt dreißigste Türe eines Zimmers um dann wieder unverrichteter Dinge zurück auf den Gang zu treten. Die Gegenstände werden übrigens teilweise zufällig platziert. Ich kann mich also nicht darauf verlassen, dass ich bei einem weiteren Spieldurchgang alles am gleichen Platz wiederfinde. Das gibt dem Spiel noch einen zusätzlichen, kleinen Kick.
Natürlich kann ich auch rennen, um etwas schneller voranzukommen, allerdings geht Dean bereits nach wenigen Metern bereits die Puste aus. Mein Agent scheint das straffe FBI-Training ziemlich oft geschwänzt zu haben.
Einige Bereiche der Anstalt sind in pechschwarze Dunkelheit gehüllt, was den Puls zusätzlich in die Höhe treibt. Anfangs kann ich mich noch mit einer Taschenlampe durchfunzeln, später bleibt mir nur ein irgendwo gefundener Kamerablitz, der meine Umgebung für Sekundenbruchteile erhellt. Das nervige Aufladegeräusch des Blitzes führt allerdings dazu, dass ich nach ein paar Minuten den Ton abschalte. Sorry for that. Ich weiß, dass mir jetzt viel von der spannungsgeladenen Atmosphäre verloren geht, aber ich will das Spiel nicht deswegen beenden, weil mir das Blitzgeräusch den letzten Nerv raubt …
Aber die Nervenheilanstalt ist nicht der einzige Schauplatz in »Deluded Mind«. Flashbacks befördern mich immer wieder in andere Umgebungen und lassen mich Teile der Hintergrundgeschichte um den Mord an der Tochter meines Protagonisten erleben. Die Grenzen zwischen Illusion und Wirklichkeit scheinen zu verschwimmen, doch in allen Visionen oder Realitäten sind immer wieder Hinweise versteckt, wie ich diesem Alptraum eventuell entkommen kann.
Das Spiel verspricht auch Bestrafungen, wenn ich zu lange brauche, ein Rätsel zu lösen. Das kann ich jetzt aber nicht beurteilen, denn ich habe »Deluded Mind« bis jetzt nur einmal gespielt und kann daher keine Vergleiche zwischen verschieden langen Lösungswegen anstellen.
Die Stärke dieses Games liegt wirklich darin, eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen, auch ohne dass irgendwelche blutrünstigen Monster oder sonstige durchgeknallte Gegner hinter mir her sind. Ich laufe mutterseelenalleine durch die Gänge und doch fühle ich mich ständig verfolgt, beobachtet und bedroht. Hier versteht es »Deluded Mind« meisterhaft, sich in die Psyche des Spielers zu schleichen und für gesträubte Haare zu sorgen.
Mein Fazit
»Deluded Mind« bietet guten und soliden Psycho-Horror, sowie teilweise anspruchsvolle Rätsel. Grafisch und atmosphärisch weiß das Spiel durchaus zu überzeugen, allerdings hat mich die teilweise lange Lauferei und Sucherei doch teilweise etwas gestört. Das ist aber jetzt nur mein persönlicher Eindruck.
Ich hätte mir aber noch mehr Hinweise auf die Hintergrundstory und die Persönlichkeit meines Protagonisten gewünscht. Das kam trotz wechselnder Spielumgebungen und Sprünge in die Vergangenheit für meinen Geschmack etwas zu kurz. Oder ich habe etwas übersehen, was ich nicht ausschließen möchte. Auch das Ende, das einen unvorhergesehenen Plottwist bereit hält, hat mich eher verwirrt, als die abstruse Geschichte aufgelöst. Aber wer weiß, vielleicht hält ja Pyxton Studios in Zukunft noch etwas für uns bereit.
Mit 3-4 Stunden Spielzeit ist »Deluded Mind« ein Titel, der sich an einem Abend gut durchspielen lässt. An ein »Outlast« kommt »Deluded Mind« zwar nicht heran, schweißnasse Hände und Gänsehaut sind aber in jedem Fall garantiert.