Es war einmal… nun, so beginnen alle Märchen, nicht wahr? Und »Child of Light« ist ein Märchen, ein Märchen von einem Spiel. Zur Einstimmung auf das Spiel empfehle ich, während des Lesens dieses Artikels, den Soundtrack (Spotify) des Spiels laufen zu lassen.
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Aurora, die junge Tochter eines Herzogs, verstirbt unerwartet des Nachts anno 1895 und erwacht daraufhin in einer mysteriösen Welt namens Lemuria wieder zum Leben. Dort muss sie direkt erneut um ihr junges Leben kämpfen. Aurora ist aber nicht alleine, denn auf ihrer Quest, der Welt Lemuria die Sonne, den Mond und die Sterne zurück zu bringen, findet sie viele Abenteurer, die sie nach Kräften unterstützen. Alles deutet auf eine finale Auseinandersetzung mit der geheimnisvollen Königin der Nacht hin, doch bis dorthin ist es ein weiter Weg für unsere kleine rothaarige Heldin.
Ob mit Hilfe einer Närrin, eines Zauberers oder des charmanten Glühwürmchens Igniculus – unser ständiger Begleiter in Lemuria – Aurora hat viele Abenteuer zu bestehen und eine weite Welt voller Geheimnisse und Gefahren zu erkunden. Also alles in allem der Stoff, aus dem ein gutes Märchen gewoben wird.
Aber was ist »Child of Light« denn nun für ein Spiel? Auf den ersten Blick sieht es wie ein Platformer aus, schließlich wurde ja auch die aus »Rayman Legends« bekannte UbiArt-Engine verwendet. Hin und wieder versperren euch auch Rätsel den Weg, aber die sind kinderleicht zu lösen und könnten ruhig etwas anspruchsvoller sein. Aber »Child of Light« ist ein wenig mehr als ein einfaches Jump’n’Run mit Rätseleinlagen, das merkt man spätestens beim ersten Kampf. Das neueste Spiel aus Montréal ist ein Rollenspiel mit runden- und zeitbasiertem Kampfsystem. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht.
Aurora kämpft mit jeweils einem ihrer Verbündeten gegen mehrere Gegner. Dabei wird sie immer von Igniculus unterstützt (der im Koop auch von einem 2ten Spieler gespielt werden kann). Die Kämpfe laufen tatsächlich rundenbasiert ab und sind daher erst einmal unspektakulär. Gäbe es da nicht die Zeitleiste, auf der die Dauer der Runde und die Vorbereitungszeit für einen Zauberspruch oder Schwertstreich abgebildet ist. Hier kann es schon einmal hektisch werden, wenn Gegner die eigene Rundengeschwindigkeit beeinflussen oder man selbst einen Gegner mithilfe von Igniculus verlangsamen oder Mitstreiter heilen möchte. Die Kämpfe werden zusätzlich dadurch erschwert, dass man zu keiner Zeit erkennt, wie viele Lebenspunkte (LP) oder Magiepunkte (MP) die Gegner noch haben. Auch erfährt man z.B. erst über ihre Feuerresistenz, nachdem man sie mit Feuer angegriffen hat. Solche Hinweise muss man sich dann auch merken, denn bestimmte Gegnertypen tauchen immer wieder auf und mit zunehmenden Spielverlauf hat man nicht mehr sehr viele Freischüsse. Der Schwierigkeitsgrad ist allerdings trotzdem sehr einsteigerfreundlich. Ich habe jetzt so ca. 5h gespielt und noch keinen einzigen Kampf verloren. Wer also RPG-erfahren ist, sollte direkt auf “schwer” starten.
Mit Maus und Tastatur ist das Kampfsystem sehr gut zu beherrschen, mit dem Controller an der Konsole ist es aber auch kein Problem. Falls ihr einen Mitstreiter für die Rolle des Igniculus gewinnen könnt, kann das nur von Vorteil sein. »Child of Light« zu zweit des Abends auf der Couch zu erleben, ist dem deutschen TV-Programm jederzeit vorzuziehen.
Wo es rundenbasierte Kämpfe gibt, da darf ein Fertigkeitensystem und eine magische Werkstatt zum Anfertigen von hilfreichen Edelsteinen nicht fehlen. Alles da. Wirkt auf den ersten Blick etwas unübersichtlich, erklärt sich im Laufe des Spiels aber von selbst.
Bis jetzt ist »Child of Light« also ein Fantasy-Platformer-RPG. Und was macht dieses Spiel zu etwas besonderem? Nun, ganz einfach: Der Stil, die Musik und die (Präsentation der) Story. Falls ihr meinem Hinweis im ersten Absatz gefolgt seid, dürftet ihr nun zumindest schon einen guten Eindruck von der musikalischen Untermalung in »Child of Light« erhalten haben. Klavier und Streicher werden hier gekonnt eingesetzt, um die Stimmung der Märchenwelt zu intensivieren.
Aber das alle wäre nichts, ohne das fantastische Artwork. Die Welt wirkt, als wäre sie gerade frisch mit Wasserfarben gemalt. Sie ist wunderschön und es ist, als steuere man Aurora durch ein Gemälde. Alles ist liebevoll und detailreich gezeichnet und animiert. Wenn Aurora also in luftige Höhen fliegt, so weht ihr rotes, wallendes Haar und ihr Kleid flattert im stürmischen Wind. Sagenhaft. Und wenn Aurora im Kampf einen Schlag einstecken muss, zuckt sie schmerzhaft zusammen und wird zurück geschleudert, aber sie gibt nicht auf, rückt ihre Krone zurecht (!) und schlägt zurück. Und wenn sie am Ende siegreich ihr Schwert in die Höhe streckt, so fällt sie ob der Schwere der Waffe sogleich fast rückwärts um. Diese Kleinigkeiten runden den Zauber von »Child of Light« so perfekt ab, dass man sich auch nach Stunden immer noch staunend über diese Märchenwelt freut. Danke, Ubisoft, für euren Mut, auch mal was anderes zu machen!
Und eine kleine Besonderheit gibt es noch in »Child of Light«. Alle Charaktere sprechen in Reimen. Naja, alle bis auf einen, aber Igniculus korrigiert das meistens schnell. Leider – und hier kommt einer meiner wenigen Kritikpunkte – sind die Dialoge fast ausschließlich als Text auf dem Bildschirm zu lesen. Hier hätte ich mir eine Sprachausgabe gewünscht. Achso, falls einer mir sagen kann, wie ich bei der Uplay-Version auf die englische Originalfassung switchen kann, nun, ich wäre sehr dankbar!
Mich hat »Child of Light« jedenfalls angefixt und ich bin sehr gespannt, wie die Reise unserer charmanten Prinzessin in Lemuria weitergeht. Und wer Aurora auf dieser Reise begleiten will, für den haben wir hier eine Playstation 4-Version von »Child of Light« als Geschenk (mit freundlicher Unterstützung von Ubisoft). Was müsst ihr dafür tun? Nun, ich habe mich den ganzen Text über zurückgehalten, was Reime angeht, ihr hingegen müsst nun loslegen. Bitte schreibt einen Vierzeiler in die Kommentare, das Thema ist euch überlassen. Ob dreckiger Limerick oder Ode an die Freundin ist mir egal, Hauptsache es reimt sich. Bei mehr als einem Gedicht, entscheide ich völlig subjektiv (Einsendeschluss ist Freitag, der 23. Mai 2014, 23:59 Uhr). Also, überrascht mich!
Nachtrag v. 26. Mai
Die Gewinnerin ist Tamara Z. mit ihrem Vierzeiler:
Für Child of light wär ich bereit
denn für RPGs hab ich immer Zeit
Endlich mal wieder ein weiblicher Held
ich würd das Spiel kaufen, hätt ich Geld ;)
Herzlichen Glückwunsch!