»Brothers: a Tale of Two Sons« ist genau das: ein Märchen, in dessen Mittelpunkt zwei Brüder stehen. Die beiden haben erst ihre Mutter verloren und müssen nun mit ansehen, wie ihr Vater im Sterben liegt. Gemeinsam machen sie sich auf die beschwerliche Reise durch ein Land voller Riesen, Monster und Trolle, um ein sagenumwobenes Heilmittel für ihren Vater zu finden. Dabei müssen die ungleichen Brüder ständig zusammen arbeiten und sich in jeder Sekunde auf den anderen verlassen, um nicht einer der zahlreichen Gefahren zu erliegen.
Der Clou an dem Spiel des schwedischen Entwicklers Starbreeze Studios ist, dass der Spieler beide Brüder steuert, und zwar gleichzeitig. Beim Controller wird jeder Bruder mit einem der Sticks gelenkt, Aktionen werden mit der entsprechenden Schultertaste ausgeführt. Das führt auch am Ende des etwa dreistündigen Abenteuers noch zu verwirrungsbedingten Stürzen der beiden, aber nie zu wirklichem Frust im Spiel. Auch dank der zahlreichen Speicherpunkte. Die Rätsel sind meist recht simpel und die Lösung schnell klar; die Ausführung steht hier im Vordergrund und was zu tun ist, ist meist sofort ersichtlich. An manchen Stellen gibt es auch kleine Hinweise – da Brothers aber ohne Text und Sprache auskommt, sind diese nur sehr spärlich gesät und meist auch gar nicht nötig.
Schön an »Brothers« sind neben der Optik, die einen einlädt, die gelegentlichen Sitzbänke zum Bestaunen der Umgebung zu nutzen und der Musik die vielen kleinen Geschichten, nicht nur in der Story selbst, sondern auch im Hintergrund. Da wäre der Mann, der sich erhängen möchte, weil er seine Familie in einem Hausbrand verloren hat. Oder der Vogel, den man zu Beginn des Spiels aus seinem Käfig freilassen kann, damit man ihn gegen Ende dabei beobachten kann, dass er nun wieder mit seiner Herzensdame vereint ist.
Bei all diesen schönen Momenten vergisst man schnell den ernsten Grundton des Spiels: die titelgebenden Brüder sind nicht nur Halbwaisen, die kurz davor stehen,
ganz ohne Eltern leben zu müssen – der Tod folgt ihnen selbst auch auf Schritt und Tritt, wenn sie über schier bodenlosen Abhängen hangeln oder durch einen blutüberströmten Kriegsschauplatz waten.
Hier sehe ich eine kleine Schwäche im Spiel: der Prolog ist als Motivation für die Brüder, immer und immer wieder ihr Leben zu riskieren, nicht ausreichend. Ein
Vater, von dem man nichts weiß und dessen Verhältnis zu seinen Söhnen nicht näher beleuchtet wird, liegt im Sterben und das reicht, um das Himmelfahrtskommando
der beiden Brüder zu rechtfertigen. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht. Insbesondere auch in Hinblick auf das Ende. Das tut dem Spielerlebnis an sich aber keinen Abbruch, weshalb ich die schwedische Indie-Perle nur jedem ans Herz legen kann.
»Brothers: a Tale of Two Sons« ist der erste Titel des diesjährigen Summer of Arcade und seit einigen Tagen auf der XBLA-Plattform erhältlich. Auf Steam wird es Ende August erscheinen, das PlayStation Network folgt dann ein paar Tage später.
Sehr schön, das erleichtert die Kaufentscheidung.
Da wäre nur noch: Sofort 1.200 MSP versenken vs. Warten auf Steam. Hrgmbl.
Ich hab es einfach blind gekauft und hab es nicht bereut. Spielzeit/Preis-Diskussionen will ich jetzt gar nicht anfangen und Vergleiche mit Kinopreise oder so schon gar nicht :)
Am PC stelle ich mir die Steuerung noch umständlicher vor, aber ich bin auch kein großer PC-Spieler.
Die Steuerung wird sich wahrscheinlich kein Stück unterscheiden, weil beides mit dem 360-Controller funktioniert ;)