Zockwork Orange

Aus dem Leben eines Casual Gamers, oder: warum schwere Herausforderungen den Spielspaß mindern

Von Anfang an hat mich Assassin’s Creed Brotherhood sehr oft frustriert. Bei jeder Aufgabe gibt es eine Zusatzherausforderung, die zwar optional ist, aber für 100%ige Synchronisation erforderlich ist. Das heißt, wenn man diese Herausforderung nicht besteht, hat man es nicht geschafft, die Aufgabe so zu meistern, wie Ezio es damals tatsächlich gemacht hat. Wie gesagt: es ist optional. Aber das riesige rote Full Synchronization Fail kann vermutlich niemand einfach so ignorieren, der ein bisschen Ehrgeiz beim Zocken hat. Diese Aufgaben sind bewusst so schwer gehalten, dass sie oft kaum beim ersten Durchgang geschafft werden können – und sind so nur wieder ein Versuch, die Spielzeit länger erscheinen zu lassen.

Beim ersten Assassin’s Creed habe ich nachträglich alle dieser dämlichen Flaggen eingesammelt. Das hat die Spielzeit zwar um gut 20 Stunden erhöht, dem Spielspaß allerdings gar nichts gebracht, ganz im Gegenteil. Bei Brotherhood hat jetzt jede Aufgabe eine zusätzliche Herausforderung wie: töte die Gegner mit deinen Bruderschaft-Rekruten (easy), berühre nicht den Boden/falle nicht ins Wasser (auch noch machbar), töte die 30 Gegner mit den Wolfsmasken, die gleichzeitig auf dich drauf springen, ohne Lebensenergie einzubüßen (What the… ?) und finde dann in den Labyrinth-artigen Katakomben den Ausgang in unter 8 Minuten… oder mein persönlicher Favorit: fliehe mit der verletzten Dame auf deinen Armen aus der Engelsburg, ohne von irgendwem gesehen zu werden!

Ich weiß, das ist alles optional aber lasst mich doch einfach mein Spiel genießen ohne mir ständig ein dickes FAIL vor die Augen zu halten. Wenn ich in einem Spiel eine Aufgabe mit Zeitlimit habe, oder auch wie letztens bei Enslaved ein Wettrennen machen muss, ist das für mich oft ein Grund, das Spiel direkt auszumachen. Ich hasse es einfach. Kann ja sein, dass manche Spieler auf sowas stehen, aber ich spiele Videogames um Spaß zu haben und unterhalten zu werden. Ich will mich dabei nicht abhetzen und ich will auch eine Aufgabe nicht mehrfach machen müssen, um sie perfekt zu schaffen. Soviel Spaß mir Brotherhood oft auch machen mag, so oft nervt und frustriert mich dieses Spiel auch so sehr, dass ich die Konsole ausmachen und mich zurückhalten muss, um den Controller nicht gegen die Wand zu werfen. Mittlerweile geht mein Puls schon hoch, wenn ich nur irgendwo Desynchronized lese oder höre. Alleine die Mission mit Leonardos Flugmaschine hat mich an den Rand des Wahnsinns getrieben. Immer wenn man hofft, endlich durch zu sein, kommt noch eine weitere Aufgabe hinzu und verlängert den Zeitraum, in dem man unentdeckt oder unverletzt bleiben muss. Das Schöne ist ja: stirbt man und muss wieder von vorne anfangen, bleibt das FAIL trotzdem bestehen und man bekommt es nur weg, wenn man die Memory komplett neu startet. Da es da noch nicht mal Achievements für gibt, habe ich entschieden, mir den Stress nicht zu geben. Die einzige Belohnung für 100% ist das Freischalten der Cheats, die man beim wiederholten Spielen der Erinnerungen einsetzen kann. Die ganze Mühe um Ezio auf einem Einhorn durch Rom reiten zu lassen? I don’t think so.

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