Der neuste Teil der Assassin’s-Creed-Reihe verschlägt uns ins Paris des späten 18. Jahrhunderts und unser Protagonist Arno hat mit der französischen Revolution, einer persönlichen Vendetta und Verschwörungen in den Rängen der Assassinen – genau wie wir als Spieler – alle Hände voll zu tun, um die Welt vor den Templern zu schützen.
Ezio und Arno. Die Namen klingen nicht nur fast gleich, unsere beiden tapferen Assassinen sind sich auch optisch und charakterlich recht ähnlich und ihre Biographie hat einige Überschneidungen. Auch bei Arno fängt alles mit dem Tod der Familie an (was wohl in »Assassin’s Creed: Rogue« erzählt wird). Er wächst bei Familie De LaSerre auf, in deren Tochter Elise er sich natürlich sofort verguckt. Was er nicht weiß: die De LaSerres sind Templer. Arnos Vater war ein Asssassine. Das passt leider nicht so richtig zusammen. Als Elises Vater ermordet wird, ist Arno zur falschen Zeit am falschen Ort und wird als Mörder in die Bastille geworfen, wo er auf den Assassinen Pierre Bellec trifft, der Arnos Vater kannte und beschließt, ihn zum Assassinen auszubilden. Arno nimmt an, sieht er doch sonst keinen Weg, Rache am Mord seines Adoptivvaters zu üben. Die für den Mord verantwortlichen Templer sind aber auch in die französische Revolution verstrickt, und so mischt auch Arno am Ende nicht wenig in den Wirren der Revolution mit und spielt hinter den Fassaden keine unbedeutende Rolle.
Die Geschichte von »Assassin’s Creed: Unity« ist wirr. So wirr, dass ich sie auch mit einer Zusammenfassung neben mir liegend kaum nacherzählen kann. Der Hauptstrang der Handlung wird wie immer in der Gegenwart gestartet. Die Templerfirma Abstergo, seit „Black Flag“ als Videospielfirma unterwegs, hat die Animus-Technologie, mit der man in die in der eigenen DNS gespeicherten Erinnerungen reisen kann, als Unterhaltungsmedium für die Massen bereit gestellt. Hatten wir früher noch mit Desmond einen tatsächlichen Menschen gespielt, rutschte die Rahmenhandlung in Black Flag (Review) stark in den Hintergrund. In »Assassin’s Creed: Unity« sieht man den Rahmen-Protagonisten gar nicht mehr, der auch kein einziges Mal den Animus verlässt. Das soll wohl die Immersion verstärken und einen selbst zum Spieler im Animus machen, mir fehlte allerdings das Herumwandern in der Gegenwart und die Animus-Rätsel. Direkt zu Beginn hacken sich Assassinen in meinen Animus, sagen mir, Abstergo sei böse und fragen, ob ich ihnen nicht helfen möge. Die folgende Geschichte um Arno dient eigentlich nur dem Zweck, die Assassinen der Gegenwart zu den Knochen einer der „Weisen“, einem Nachfahren der „First Civilization“, zu führen. Dazu müssen wir Arno begleiten, um mit seiner Hilfe herauszufinden, wo die Knochen des Weisen begraben liegen. Bis auf kurze Videosequenzen und Audio-Einspielungen tritt die Gegenwart ab da komplett in den Hintergrund. Verlassen kann man den Animus nicht mehr. Das heißt aber nicht, dass man dauerhaft in derselben Zeit spielt. Zeitanomalien – das sind Fehler im Animus – schicken Arno ab und zu in andere Zeitebenen. Hier darf er zum Beispiel den Eiffelturm erklimmen und Nazis verhauen. Wenn das mal kein Hinweis auf ein kommendes Assassin im zweiten Weltkrieg ist, dann weiß ich auch nicht.
Die Unterschiede zu den alten Assassin’s Creeds klingen im ersten Moment eher negativ und tatsächlich wurde in vielen Details eher ein Schritt zurück als nach vorne gemacht. Der Protagonist kann zwar nun im Laufen die Eagle Vision benutzen und (warum auch immer) die Erinnerungen der Leute lesen, die er meuchelt, hat aber auch vieles verlernt. Er kann keine Waffen oder Gegner mehr aufheben, nicht mit den Fäusten kämpfen, nicht mehr tauchen… was besser geworden ist, ist das Setting und hier zeigt sich, warum das Spiel auf der letzten Konsolengeneration so nicht möglich gewesen wäre. Paris ist riesig und Paris ist voll mit Menschen. Vorbei die starren Kulissen wie mit Ezio in Rom, wo stets die fünf gleichen Personen im Hintergrund mit dem Kehrbesen die Straße fegen. Paris bebt vor Leben. Auch das wiederholt sich oft – das fällt ganz besonders bei den „Crowd Events“ auf, wo man mehrere hundert Mal denselben Taschendieb fassen muss. Dennoch: Paris ist voll, abwechslungsreich und Arno kann sich überall frei bewegen, kann sogar in die Gebäude hinein und das alles ohne Ladezeiten. Die Welt in Black Flag war natürlich auch riesig, aber bei weitem nicht so voll wie bei Unity der Fall. An anderer Stelle bemerkt man die Next Gen dagegen kaum; Gesichtsanimationen sehen besser aus als zuvor, insbesondere bei Cutscenes, die lange nicht mehr zeitgemäßen Spaghettihaare der Figuren machen das leider sofort wieder zunichte und auch die Kleidung der Figuren ignoriert oft einfach die Gesetze der Physik. Das zieht sich mittlerweile durch sämtliche Assassin’s-Creed-Spiele, zusammen mit zahlreichen anderen Fehlern und Frust-Faktoren, wie das elendige Rennen und Hüpfen auf genau den Gegenstand, auf den man seinen Protagonisten gerade nicht hüpfen lassen wollte. Oder die doppelte Tastenbelegung, durch die man einfach mal den Internet Explorer öffnet, obwohl man die Karte anschauen wollte. Es wird wohl nie ein fehlerloses Spiel in der Größenordnung geben, aber ein paar der alten Macken könnte Ubisoft mal langsam ausbügeln.
Social-Stuff & Coop-Modus
Früher war ich stolz darauf, Assassin’s Creed mit 100% beendet zu haben. Dann kam dieser unsägliche Multiplayer-Modus, den ich niemals mochte, ohne den man aber das Spiel nicht komplettieren konnte. »Assassin’s Creed: Unity« ist die Ausnahme. Sieht man mal von den Lags und den recht häufigen Serverproblemen ab, ist der Multiplayer einfach klasse. Unterhaltsam, abwechslungsreich und ergänzt meist sinnvoll die Hauptstory, es sind also keine lostgelösten Trainingsmissionen mehr, wie bei vorherigen Spielen. Stattdessen müssen Assassinenbrüder aus Kerkern befreit, Informationen beschafft oder Alliierte im Kampf gegen die Templer unterstützt werden.
Kampagne und Koop-Modus, super, gibt es noch mehr? Leider ja. Ubisoft hat ein wenig übertrieben mit dem ganzen Drumherum und so wird man ständig im Spiel darauf hingewiesen, sich doch die App zu laden – manche Truhen kann man nur so öffnen – oder sich ein Online-Profil anzulegen – auch da gibt es spezielle Truhen. Dann gibt es noch eine Reihe von Mordfällen im Spiel, die man fernab der Story lösen kann, die Café-Missionen und Renovierungen desselben… langweilig wird einem also nicht, im Gegenteil, oft fühlt man sich von der Hauptstory abgelenkt, wenn man zwischen Hilfe suchenden Assassinenbrüdern, Tatorten, bestohlenen Damen, Schatztruhen, Kokarden, Nostradamus-Rätseln und Artefakten hindurchnavigiert. Vielleicht will »Assassin’s Creed: Unity« damit davon ablenken, dass seine eigentliche Story eher kurz ausgefallen ist. Ich war rund einen Monat in Paris und fand das genau richtig, habe mich aber auch oft in Nebenmissionen verlaufen. Die Kampagne alleine kann wohl in rund 20 Stunden beendet werden, wobei sie schwieriger sein wird, wenn einem das Geld und die Erfahrungspunkte aus den Nebenmissionen – und somit die nötigen Upgrades, Waffen und Skills – fehlen.
Als Fan der Ezio-Reihe war »Assassin’s Creed: Unity« für mich ein würdiger Nachfolger mit einem charismatischen Protagonisten in einer schönen Zeit in einer aufregenden Zeit. Allerdings wird durch das ähnliche Setting deutlich, wie wenig sich die Reihe eigentlich weiterentwickelt und wenn jetzt statt einem sogar zwei Hauptspiele jedes Jahr rauskommen, frage ich mich, wie lange Ubisoft das noch durchziehen kann und möchte. Seit der Spiel-übergreifende Storyarc um Desmond beendet wurde, ist die gesamte Gegenwarts-Geschichte uninteressant. Die Spiele würden zwar auch ohne funktionieren und so sind im Grunde noch unzählige weitere Spiele möglich, aber das macht sie nicht interessanter. »Assassin’s Creed: Rogue« habe ich jetzt erst mal komplett übersprungen – vielleicht werde ich es nachholen, wenn es das irgendwann günstig gibt – wenn nächstes Jahr wieder zwei Spiele erscheinen, muss ich überlegen, ob ich das wirklich spielen möchte. Mehr gute Spiele einer spaßigen Reihe sind ja schön und gut, aber manchmal möchte man auch überrascht, begeistert und vom Hocker gerissen werden und das vermag Assassin’s Creed bei mir schon länger nicht mehr. Ich hätte lieber mal 2-3 Jahre Pause und dann ein richtig geiles, neues Assassin’s Creed, anstatt jedes Jahr einen neuen Aufguss desselben Spiels.
Gewinnspiel
Weihnachten ist zwar vorbei, trotzdem wollen wir euch beschenken, bzw. Ubisoft will euch beschenken, die uns das hier netterweise zur Verfügung gestellt haben. Das ist ein mal eine 24cm hohe Arno-Figur, ein Unity-Jutebeutel, damit ihr euch auch in Berlin unerkannt unter die Hipster mischen könnt, ein schwarzes Unity-Shirt (in L) mit schönem Assassin’s Creed-Muster auf dem Rücken, ein Schlüsselanhänger in Form einer kleinen Pistole und ein edles Assassin’s Creed: Unity-Notizbuch. Zu guter Letzt noch ein T-Shirt von Ubisofts »The Crew«. Because of reasons. Um in den Lostopf zu kommen, kommentiert einfach, welches Setting der Reihe euch bisher am besten gefallen hat oder welches ihr euch gerne wünschen würdet. Teilnahmeschluss ist Sonntag, der 4.1. um 23:59 Uhr, der Gewinner oder die Gewinnerin wird per Mail benachrichtigt, bei mehr als einem Teilnehmer entscheidet das Los, der Rechtsweg ist ausgeschlossen und so weiter, ihr kennt das ja.