Und wieder mal habe ich einen meiner guten Vorsätze gebrochen: Ich wollte mir nie ein Early Access Spiel holen und mich dann über die schwurbelige Grafik ärgern, mit meiner Spielfigur in irgendeinem Felsen hängen bleiben, mich von Gegnern durch Wände hindurch erschießen lassen und mit anderen lustigen Sachen konfrontiert werden, die ein Early Access so bietet. Aber trotzdem habe ich mich dazu hinreißen lassen und habe »Albedo: Eyes from Outer Space«, ein Werk von Merge Games, auf dem PC ausprobiert.
Vielleicht hat mich der Retro-Look angesprochen oder es war einfach die Lust, mal wieder ein abgefahrenes Sci-Fi-Adventure zu zocken. Auf jeden Fall fand ich die Mischung aus FPS, Action-Adventure und einer Umgebung, die aus bekifften Albträumen entstanden sein könnte, durchaus einen Versuch wert.
Ich spiele in »Albedo: Eyes from Outer Space« John T. Langley, den Sicherheitsbeauftragen einer Raumstation, in der tolle wissenschaftliche Experimente durchgeführt werden, von denen ich aber nicht die Bohne verstehe. Da sitze ich dann eines Nachts und bewache die komplizierten Versuchsanordnungen, als plötzlich der Boden unter mir bebt und ich jäh aus meiner Lethargie gerissen werde. Und zack, verschwinde ich in den bodenlosen Tiefen der unheimlichen Versuchsstation. Kurz danach finde ich mich eingesperrt in einem dunklen Raum wieder. Stinkender Müll und ein gammeliger Getränkeautomat machen dieses Etablissement auch nicht gerade wohnlicher. Außerdem höre ich von draußen infernalisches Brüllen und kurz darauf erzittert mein kleines Gefängnis unter mächtigen Schlägen gegen die Türe. Soweit, so schlecht.
Verzweifelt wühle ich im Müll, stecke Ziegelsteine, gammelige Kekse und anderes, vielleicht brauchbares Material ein (man weiß ja nie) und finde in einer Kiste ein seltsames Temporal Dilation Tool. Wie ich nach kurzem Herumprobieren feststelle, kann ich mit diesem genialen Teil in die Zukunft sehen. Dadurch kann ich zwar erkennen, dass mein wütender Zeitgenosse, der gerade noch vor der Türe tobt, zukünftig erschlagen unter dem Getränkeautomat liegen wird, aber wie ich diese befreiende Situation herbeiführe, das muss ich selbst erst noch herausfinden.
Dieses Temporal Dilation Tool ist das Kernstück von »Albedo: Eyes from Outer Space«. Ich finde die Idee durchaus witzig, dass ich durch dieses Tool zwar Hinweise zu bekomme, wie sich eine Situation entwickeln wird, aber das meiste doch selbst ausfindig machen muss. Die Rätsel sind teilweise wirklich knackig. Zwar sind sie logisch nachvollziehbar, aber oft muss wenig um die Ecke denken und etwas rumprobieren, um auf die Lösung zu kommen. Gegenstände kann ich dabei kombinieren und manchmal finde ich auch nützliche Werkzeuge, wie z.B. einen Schraubenzieher oder eine Rohrzange, die mir weiterhelfen. Leider funktioniert das Temporal Dilation Tool nicht immer, was wohl an einer Art Umgebungsstrahlung liegt. Dann lasse ich aber durch einen Druck auf die TAB-Taste Gegenstände aufleuchten, mit denen ich eventuell interagieren kann.
So kämpfe ich mich von Raum zu Raum, um einen Ausgang aus diesem Schlamassel zu finden. Dabei treffe auf merkwürdige Aliens, die mehr oder weniger immer aus einem riesigen Auge und ein paar Gliedmaßen oder Tentakeln bestehen. Die meist schleimigen Aliens sind mir mehr oder weniger feindlich gestimmt und ich muss sie, je nach Situation, entweder bekämpfen oder ablenken.
Die Grafik ist für diesen frühen Zustand von »Albedo: Eyes from Outer Space« eindrucksvoll gemacht. Unheimliches Schummerlicht, halb technische, halb organische Umgebungen, ölige Pfützen am Boden, rostige Rohre oder glupschäugige Aliens; Das alles sieht zwar nicht unbedingt fotorealistisch aber doch glaubwürdig aus. Die Qualität würde ich auch in einem fertigen Indie-Spiel durchaus akzeptieren. Schade finde ich allerdings, dass es kaum Hintergrundmusik gibt. Zugegeben, die Geräusche der seltsamen Maschinen und der quallenartigen Gegner bieten auch so genug Abwechslung und untermalen gekonnt die unheimliche Stimmung, aber hier und da ein wenig Gruselmusik hätte mir schon gut gefallen.
Was mir allerdings extrem negativ auffällt, ist die furchtbar ungenaue und seltsame Steuerung. Ich bugsiere meinen Protagonisten mit Tastatur und Maus noch einigermaßen gut durch das Labyrinth der Räume, aber schon die Auswahl eines Gegenstands aus dem Inventar oder das Benutzen und Greifen von Schaltern oder Ventilen wird zur quälenden Fingerakrobatik. Hier hoffe ich auf Nachbesserung bis zum endgültigen Release.
Trotz meiner Vorurteile gegenüber Early Access Spielen muss ich sagen, dass mir »Albedo: Eyes from Outer Space« bis jetzt schon viel Spaß macht und sich die Early Access Version ohne größere Bugs (bis auf die widerspenstige Steuerung) gut spielen lässt. Das Spiel überzeugt vor allem mit den herausfordernden Rätseln und mit der einfachen aber trotzdem eindrucksvoll gestalteten Umgebung. Wenn das Spiel einmal fertig ist und die letzten Ecken und Kanten ausgebügelt sind, kann es durchaus eine Empfehlung mit witzigem Setting für Action-Adventure-Fans werden. Wir dürfen gespannt sein.
httpv://youtu.be/OwxvkJY-lOo
Schönes (P)review. Hoffentlich kriegen sie die Steuerung in den Griff. Ich bin zwar eigentlich kein Freund von Rätselspielen, aber das setting ist interessant. Vielleicht hol ich’s mir irgendwann doch. Gelegentlich soll man seine Gehirnzellen auch mal strapazieren ;)