Wir Core-Gamer haben es schon schwer: Eigentlich lieben wir ja Nintendo. Wahrscheinlich jeder von uns hat schöne Kindheitserinnerungen an schildkrötenhassende Klempner, hühnerverachtende, grüngekleidete Jungen oder an raffgierige Sammler kleiner Taschenmonster. Nintendo, wegen dieser Erinnerungen habt ihr bei jedem von uns einen Stein im Brett. Dann kommt ihr und veröffentlicht ein Spielgerät, das für jeden gedacht ist und vergesst uns, wo wir euch durch harte Zeiten stets beiseite standen. Gestern habt ihr dann versucht euch wieder mit uns zu versöhnen, habt uns etwas gegeben, mit dem wir wieder arbeiten könnten und dennoch wurden wir enttäuscht. Was sollen wir mit einem iPad für Gamer?
Stopp! Auch wenn wir uns gestern über die Präsentation aufgeregt haben, weil Nintendo uns anscheinend enttäuscht hat, sollten wir uns ein paar Gedanken dazu machen. Auch ich war im ersten Moment enttäuscht, aber was hat uns Nintendo eigentlich wirklich vorgestellt? Es ist Zeit, die Gedanken zu sammeln, nachdem wir eine Nacht über die Präsentation geschlafen haben.
Wir sind alle mit ziemlich hohen Erwartungen an Nintendos Pressekonferenz herangegangen, haben gehofft, dass wir Core-Gamer auch wieder zu unserem Spaß kommen. Wir haben uns sogar über den Namen viele Gedanken gemacht und waren dabei enorm kreativ. Der Name „WiiU“ kam also wie ein Schock, denn am liebsten würden wir dieses Konsolenkapitel so schnell wie möglich verdrängen und etwas Neues angehen. Nintendo hingegen macht etwas, was bei näherer Betrachtung ziemlich clever ist: Die Firma steht zu ihrer alten Politik und versucht gleichzeitig zu demonstrieren, dass sie etwas Besseres haben und damit an den Gamer denkt. Nintendo denkt an „You“. So unspektakulär der Name im ersten Moment ist, so sehr zeigt er den Wunsch nach einer Melange aus Casual- und Core-Produkten, was bei Nintendos Firmenpolitik einfach nur konsequent ist.
Das eigentliche Produkt war dann ein viel stärkerer Schock für die meisten Gamer: Anstatt uns etwas in die Hand zu geben, mit dem wir so spielen können, wie wir es von Xbox und Playstation gewohnt sind, wird uns ein iPad gezeigt, dessen Möglichkeiten mit kleinen Spielereien vorgestellt werden. Die Befürchtung, dass Nintendo wieder nur den Casual-Markt abdeckt, ist mit einer solch nichtssagenden Präsentation ziemlich groß und vielleicht berechtigt. Aber ich denke es eröffnet auch viele Möglichkeiten und mal ganz im Ernst: Nintendo hat immer schon ihr eigenes Ding gemacht. Ein Xbox/Playstation-Verschnitt wäre im Nachhinein ziemlich langweilig gewesen. Also bekommen wir ein ziemliches Monster an Haptik serviert, welches zeigt, dass sich Nintendo im Bereich Home-Entertainment immer weiter entwickeln will. Darauf spiele ich auf die Möglichkeit an, ein Spiel auf dem Fernseher zu unterbrechen und auf dem Controller selbst weiterzuspielen, was durch den 6,2“ Bildschirm ermöglicht wird. Klingt im ersten Moment unnötig, finde ich aber genial: Der Markt bewegt sich seit Jahren davon weg, Gaming auf das Erlebnis Sofa im Wohnzimmer zu reduzieren. Da hatten wir zuerst die Bewegungssteuerung und einen sehr starken Fokus auf Handheld und Smartphone. Nun werde ich die Möglichkeit haben, mein Spiel im Fernseher zu unterbrechen und direkt auf dem Balkon fortzuführen. Vor allem für Familien, seit Jahren die vorrangige Zielgruppe für Nintendo, ist das ein enormer Fortschritt.
Aber auch für Core-Games sehe ich sehr viel Potenzial: Ein Spiel hat nun auf dem Fernseher die Möglichkeit komplett frei von Menüs zu sein. Das Display auf dem Controller ermöglicht es also, das Gefühl im eigentlichen Spiel selbst, sehr viel näher und unmittelbarer zu gestalten, da ich nicht erst unnötig pausieren und das Inventar aufrufen muss. Die Befreiung des Bildschirms von HUDs ist eigentlich schon eine viel zu lang geführte Diskussion und die Lösungen sind immer nur halbwegs zufriedenstellend, siehe Dead Space mit der Anzeige der Lebensenergie. Nintendo bietet nun die Möglichkeit, dieses Problem ad acta zu legen. Der Fernseher bleibt frei von HUDs und alle sind glücklich. Vielleicht klingt das zu optimistisch, aber ich sehe da viel Potenzial für solche Entwicklungen und die Entwickler haben sicherlich noch viel mehr Ideen.
Letztendlich bleibt die Frage, ob es Nintendo schafft, für uns Games an Land zu ziehen, welche mehr als Gimmick-Hascherei sind. Diese Frage müssen wir uns aber jedes Mal stellen, aber ich denke, dass es Nintendo auch erlaubt sein muss diese Fähigkeit unter Beweis zu stellen. Ich denke aber, dass die Firma die Ankündigung der WiiU viel zu früh vorgenommen hat und sie in einem Stadium vorgestellt hat, das noch gar nicht zeigen kann, welche Möglichkeiten überhaupt da sind. Der Überblick auf kommende Spiele hat aber schon gezeigt, was kommen könnte, und das sieht gut aus.
httpv://www.youtube.com/watch?v=S-VqA_PupHs
Ach übrigens: Die Technik, die hinter der Konsole steckt, ist doch eigentlich egal, oder? Sowohl Microsoft als auch Sony, werden ihre nächste Generation noch warten lassen. Der ewige Aufstieg der Grafikspirale ist eh so langsam wie nie zuvor. Die WiiU ist da, meiner Meinung nach, genau auf dem richtigen Weg!
hmmmm…vielleicht schafft es nintendo mal wieder mich vor die konsole zu ziehen
Hm.. du könntest auch Ghostwriter für Nintendo-Vorträge werden. Viel Text, wenig Inhalt.
Von vielen neuen Möglichkeiten zu schwärmen aber nichts davon anreißen (bis auf die Hud-Freiheit… die klappt aber nicht weil das Absenken des Blickes auf den Controller einen Kontrollverlust auf dem Fernseher zur Folge hat), die Hardware als unwichtig zu deklarieren (und der Wii U damit eine Lebenszeit von maximal 2 Jahren zu geben. Eben bis zur Veröffentlichung der Ps4 und Xbox Whatever) und das “Mitnehmen” des Spieles so einfach hinzunehmen ohne sich der verbundenen Probleme bewusst zu sein ist eher schwach.
Vielleicht bin ich aber auch nur geborener Pessimist. Und um dir eine Retourkutsche anzubieten :)
Meine Sicht der Dinge:
http://pixelzwist.de/2011/06/schnellschuss-der-zweite-%E2%80%9Ewii-u%E2%80%9C/
Informationsarm war die Präse in der Tat, aber was soll’s – so bleibt mehr der Fantasie überlassen. ;)
Hab vorhin schon mit meinem Portal 2-Koop-Partner rumgesponnen, wie wir künftige DLCs online mit WiiU spielen und auf dem Tablet jeweils die Sicht des anderen haben. <3
Verstehe das aggressive Rumgeschreie jedenfalls nicht – zur Wii wurde gemotzt, dass jetzt wohl nur noch gehampelt und gefuchtelt wird, bei WiiU motzen sie, dass Oma Hilde ja mit dem Tablet überfordert sei. Haters gonna hate, neither I give a fudge nor does Nintendo. Und darum sind sie die mit Abstand erfolgreichsten Spielkonsolenhersteller, und nicht weil sie den Casualmarkt einsacken. Denn wer von uns tollen Hardcore-Gamern hat keine Wii zuhause? I blame guilty.
Ob gute Spiele kommen, bleibt mal wieder abzuwarten, aber das sollte man ja eh immer tun. Ich kann mir jedenfalls geiles Zeug mit der WiiU vorstellen – wer es nicht kann, ärgert sich über sein Unvermögen vermutlich so sehr, dass er am lautesten schreien muss.
Erste Konsole jemals, die ich vorbestellen werde. Nuff said.
Wenn mir eine andere Retourkutsche erlaubt sei: Du hast noch mehr Text und damit auch mehr Raum auf Möglichkeiten und Skepsis einzugehen. Du hast relativ gesehen ein ähnliches Verhältnis von Text zu Inhalt. Mein Ziel war es, meine Gedanken auf kleiner Fläche zusammenzufassen. Dass ich dabei natürlich recht oberflächlich vorgehe sollte klar sein, es sei denn, ich hätte eine reine Stichpunktliste gemacht.
Anyways: Ich halte die HUD-Freiheit für sehr gut machbar. Der Kontrollverlust hält sich in Grenzen, schließlich soll der Spieler auch nicht mitten im Kampf anfangen im Inventar herumzuwühlen. Macht er dies doch, entsteht natürlich ein Kontrollverlust. Alles Andere wäre auch wenig sinnvoll.
Die Hardware wird immer unwichtiger. Als PC-Spieler merke ich dies immer mehr. Mein zweieinhalb Jahre alter PC ist immer noch in der Lage eine Grafik darzustellen, die State of the Art ist. Wenn ich mir anschaue, in welcher Geschwindigkeit noch vor 5 Jahren Technik befördert wurde, ist der heutige Zustand ein echter Witz.
Und deine angesprochenen Probleme zur Mitnehmbarkeit des Controllers sehe ich als nicht sonderlich ernsthaft an. Ein Controller zum Controller braucht es nicht, da eine klassische Umsetzung von HUDs nicht ausgeschlossen werden muss, sondern als Lösung für diesen speziellen Fall verwendet werden kann.
Dass ich optimistisch an die Sache gehe, hätte ich gestern noch nicht erwarten können. Gestern habe ich das Ding noch verflucht, heute sehe ich das ein bisschen anders. 100% bin ich aber immer nicht überzeugt, was man auch dem Text durchaus entnehmen kann.
Angefangen bei Scrabble über Kartenspiele bis hin zu jedem Shooter, gibt auf der Konsole immer das Problem, dass der Spieler neben Dir sehen kann, was Du machst, wo Du bist, u.s.w.
Diese Pad-Lösung bietet da aus meiner Sicht eine geniale Lösung für ehem. Splitscreen Spiele. Auf den anderen Konsolen geht das doch immer mehr zurück. Drei Spieler bedeutet da 3 Konsolen, 3 TVs und meist auch 3 räumliche Trennungen.
Aber wie immer, müssen jetzt die Entwickler die Kreativität auspacken.
@suchti21
Sollte man meinen. Da aber die Wii U nur einen der neuartigen Tabletcontroller unterstützt und der Tabletspielende Gamer jederzeit auf den Fernseher lunzen kann fällt dieses Feature im Nu in sich zusammen.
Da erscheint mir sogar der neue Sony “Fernseher” (24″) mit seinen zwei über Prismen getrennten Bildern sinnvoller…
@freddi: Hud Freiheit suggeriert eine freie Fläche ohne Anzeige der Lebensenergie und Munition etc. Das auf den Touchscreen auszulagern ist eine Schnapsidee. Weil man nie beides im Blick hat. Und überhaupt: Was soll die vielfach gewünschte Hud Freiheit denn bringen? Ein tieferes Eintauchen in die Welt? Wo der Gamedesigner doch gar nicht weiß was ich so neben meinem Fernseher alles ablenkendes stehen habe und was ich während dem Zocken noch so treibe (Podcast hören, essen, trinken, telefonieren…) Und dazu genötigt zu werden den Blick dauernd auf einen zweiten Screen abzusenken steigert die Immersivität nun auch nicht gerade.
Zur Mitnahme des Controllers: Klar kann man alles doppelt und dreifach designen. Nur kostet das Geld. Und das wird bei Multiplattformtiteln sicherlich als erstes eingespart. Denn der Verwendungszweck ist doch eher speziell.
Zur Grafikverbesserung: Natürlich haben wir da schon länger eine Stagnation zu spüren. Das liegt aber, wie wir alle wissen, daran dass der Hauptumsatz inzwischen auf Konsolen erwirtschaftet wird. Und die haben eben ihre Zyklen. Zudem werden Optische Meilensteine durch die Annäherung an die Realität immer Rechenintensiver und weniger prägnant. Einen Berg mit 100 oder 1000 Polygonen darzustellen ist etwas anderes als z.B. Fluids mit ihren Millionen an Polygonen samt komplexer Strömungsberechnung darzustellen. Trotzdem wird auch die nächste Konsolengeneration 10-100 mal so schnell wie die Vorigen (das ist ja so eine annähernde Konstante) Und das wird man durch massives Tesselation, Voxellandschaften, Fluids, Hair bzw. Fur-Simulationen und vielleicht auch Raytracing-Elementen durchaus sehen.
All das wird die Wii U nicht abbilden können. Und damit wieder einen Fallback-Mode der großen Engines benötigen. Fraglich ob der flächendeckend integriert wird…
Ok, mit dem Ton kann ich auch schon besser arbeiten. Danke! :)
Für mich ist die HUD-Freiheit ein gutes Mittel stärker in die Welt einzutauchen. Wenn ich spiele, mache ich in der Regel nichts anderes. Ich nutze sogar in den meisten Fällen Kopfhörer, damit mich keinerlei Umgebungsgeräusche ablenken. Ich will in der Welt versinken können, was mit einem befreiten Bildschirm immer besser funktioniert. Hier reden wir jetzt aber über persönliche Vorlieben und ich glaube, dass wir dort nicht auf einen Nenner kommen werden.
Controller: Guter Punkt! Ich halte das aber für vernachlässigbar, denn der Extra-Aufwand dürfte sich sehr gering halten. Spiele müssen ja eh an die Plattform angepasst werden, auch bei Xbox und Playstation.
Grafik/Technik: Wir wissen einfach nicht, wann die nächste Generation kommt! Sony selbst hat angekündigt die PS3 10 Jahre laufen zu lassen. (Was das exakt bedeutet ist auch noch nicht ersichtlich.) Auch bei der Xbox macht das Sinn: Das Geld und der Aufwand, den beide Firmen in die Erweiterung der Systeme mit der Bewegungssteuerung gesteckt haben, ist viel zu immens, als dass sie jetzt eine neue Konsole ankündigen würden. Wenn sie das nämlich machen, wird auch der Verkauf von Kinect und Move rapide einbrechen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir diese Technikgeneration noch 3-5 Jahre nutzen müssen/können ist also sehr hoch. Nintendo bietet den Entwicklern durch eine Anpassung auf die aktuelle Konsolentechnik eine vertraute Umgebung. Sie müssen ihre Spiele nicht speziell für die, unter Core-Gamern beliebteren, Systeme Xbox und PS runterskalieren, ergo kann eine breitere Maße an kleineren Entwicklern ohne großen Aufwand für die WiiU programmieren. Der neue Controller ist von den Fähigkeiten her, abgesehen vom Bildschirm, den bereits bekannten Controllern sehr ähnlich.
Das einzige was ich aber versucht habe zu zeigen, ist die Tatsache, dass ich in der WiiU viele Möglichkeiten sehe und davon ein paar skizziert habe. Inzwischen ist ja auch ein bisschen mehr zu den Spielen bekannt. Ein “Killer Freaks from Outer Space” (Ubisoft) zeigt ganz gut die Möglichkeiten: Hier wird im Stile von Left 4 Dead ein Multiplayer-Modus dabei sein, in dem der Spieler mit dem WiiU-Controller seine Monster aus der Vogelperspektive seine Monster auf den anderen Spieler losschickt. Genau solche Möglichkeiten sind es, welche die WiiU so spannend für mich machen.