Zockwork Orange

Winter Games – Olympia in schönen Sprites und prächtigen Pixeln

Momentan sind die olympischen Winterspiele in Vancouver noch in vollem Gange und omnipräsent in den Medien und Gesprächen jedes Sportbegeisterten. Ich frage mich als leidenschaftlicher Gamer immer wieder, warum aus solchen sportlichen Großereignissen nicht auch mal ein vernünftiges Sportspiel gemacht wird. Klar, die Lizenz lässt sich auch so ganz gut ausschlachten und bringt vermutlich mehr als genug Kohle, aber ernsthaften Zockern entlocken diese Spiele allerhöchstens ein paar langgezogene Gähner.

Man merkt einfach, ob ein Spiel mit Liebe und Leidenschaft entwickelt worden ist. Kaum jemand wird ernsthaft bestreiten können, dass das beste Spiel zu olympischen Winterspielen noch immer Winter Games von Epyx ist. Das 1985 erschienene dritte Spiel der legendären “Games”-Sportspielreihe schickt die Spieler als Athlet nach Kanada – allerdings zu den Spielen 1988 nach Calgary und nicht nach Vancouver. Aber das nur am Rande.

Lasst die Spiele beginnen!

Im Grunde unterscheidet sich Winter Games in der Spielmechanik kaum von aktuellen Vertretern solcher Sportspiele. In sieben Disziplinen (u.a. Hot Dog, Skispringen, Eisschnelllauf) wird um die schnellste Zeit oder die höchste Punktzahl gerungen. Mit dem Joystick durfte man dann rhythmisch hin- und herrütteln, im richtigen Moment den Feuerknopf drücken oder sogar ein paar Kombos ausführen. Ganz getreu dem Motto “leicht zu erlernen, schwierig zu meistern”. Bis man allerdings zur Meisterschaft gekommen ist, sind so einige Joysticks einen grausamen Tod gestorben. Aber das war typisch für Spiele von Epyx – würde mich nicht wundern, wenn die von der Eingabegeräte-Industrie ein paar Blumen geschickt bekommen haben.

Doch zurück zum Spiel. Wenn schon nicht die Spielmechanik wirklich außergewöhnlich war, was machte dann den Reiz von Winter Games aus? Mich hat vor allem das Wettkampfflair begeistert, das vom Spiel richtig gut herübergebracht wurde. Vor Spielbeginn konnte man sich eine von 18 Nationen (noch mit W. Germany und der U.S.S.R.) aussuchen, deren Nationalhymnen nach einem Sieg in einer Disziplin gespielt wurden. Die Präsentation des ganzen war so gut, da braucht es keine moderne Grafik, um das olympische Feeling zu erzeugen.

Dabei sein ist alles

Hervorzuheben ist auch unbedingt der Multiplayer Modus des Spiels, an dem bis zu 8 Spieler teilnehmen konnten. Nacheinander versuchte man also, sich vor seinen Mitspielern zu platzieren, um möglichst viele Goldmedaillen zu ergattern. Schadenfreude, wenn jemand anderes seinen Versuch total in den Schnee gesetzt hat, inklusive. Doch der olympische Gedanke zählt natürlich auch bei Winter Games. Es ist einfach ein Spiel, dass man nicht verpasst haben sollte, auch wenn ich selbst immer den World Games ein bisschen zugeneigter war.

Es wäre schön, wenn mal ein Entwickler die Lizenz des Spiels ergattern könnte und einen vernünftigen und vor allem würdigen Nachfolger programmieren würde. Dann gäbe es endlich mal ein ordentliches Wintersportspiel. Der fürchterliche Eiskunstlauf, den sowieso niemand mochte, kann aber gerne weggelassen werden.

Winter Games wurde für zahlreiche Systeme portiert, war auf manchen Plattformen aber etwas abgespeckt und enthielt weniger Disziplinen. Die NES-Version zum Beispiel kommt auf gerade mal auf vier Stück und war auch relativ schwach auf das System übertragen. Das kennt man ja teilweise heute noch von irgendwelchen Portierungen. Der Angry Video Game Nerd ist jedenfalls alles andere als begeistert von dieser Version. Ihm zuzuschauen macht trotzdem Spaß.

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