(For an English version of the interview, see below)
Unser aller Lieblings-Videospielkultur-Bookazine WASD ist seit gestern auf Kickstarter, um die erste international Ausgabe zu veröffentlichen. Wir haben das zum Anlass genommen, um dem Gründer der WASD, Christian Schiffer, ein paar Fragen zu stellen (Zur Kickstarter-Kampagne).
Hallo Christian! Nach 5 Jahren WASD möchtet ihr mit eurer Kickstarter-Kampagne die erste internationale Ausgabe veröffentlichen. Wie und wann seid ihr auf die Idee gekommen und was sind eure Hoffnungen betreffend der internationalen Ausgabe?
»Eigentlich tragen wir uns schon seit längerem mit dem Gedanken, einen englischen Ableger der WASD zu produzieren, das Ganze war in den letzten Jahren immer wieder mal Thema. Es macht ja auch total Sinn, zumindest in der Theorie: Die WASD ist ja eher ein Nischenprodukt, allerdings für eine Nische die gar nicht mal so klein ist und die es auf der ganzen Welt gibt. Das habe ich auch immer wieder gemerkt, wenn ich auf der Gamescom irgendwelchen englischsprachigen Entwicklern eine WASD in die Hand gedrückt habe, die haben dann oft gefragt „Why not in English?!“. Tja, jetzt versuchen wir das eben mal. Leicht wird das nicht, wir sind ja ein kleines Indie-Projekt, wir machen die WASD in unserer Freizeit, am Wochenende und Nachts, und vor allem ist das ja auch Neuland: Mir zumindest ist kein Indie-Magazin in Deutschland bekannt, das etwas ähnliches versucht hätte. Aber wurst, it’s a dirty job but someone’s gotta do it!«
Bei eurem Kampagnenvideo musste ich mehrmals laut auflachen. Ich stelle mir vor, dass es aufwändig war, das Video herzustellen. Wie viel und welche Vorbereitung ist in die Kickstarter-Kampagne geflossen? Hattet ihr jemanden, der euch dabei unter die Arme greifen konnte?
»Ja, das Kampagnen-Video ist recht aufwändig und wir haben da über Wochen daran gearbeitet und auch noch ein paar kleinere Videos nachgelegt. Unterstützt hat uns da niemand, denn wie gesagt: Wir haben nicht die Mittel, um mal schnell eine fancy Werbeagentur aus Berlin-Mitte einzukaufen. Wir machen das, was uns gefällt und das ist manchmal auch etwas unkonventionell: Das Hauptvideo z.B. ist weit länger länger geworden als „empfohlen“ (3:30 min nämlich). So manch ein Social Media-Manager hätte da vielleicht Stressflecken am Hals bekommen, aber wir finden es cool und Du ja offenbar auch (lacht). Neben dem ganzen Kampagnen Content (Texte, Bilder, Videos) mussten wir uns auch exklusive Dankeschöns ausdenken, haben eine „WASD Slim“ auf Englisch produziert und natürlich versucht so viele Kontakte wie möglich zu generieren, hier haben uns unsere Autoren und vor allem auch Gunnar Lott sehr geholfen. Deswegen sind wir auch froh, dass es jetzt endlich losgeht «
Im Video zu eurer Kampagne sagt ihr, dass ihr AAA seid – “free of Any Annoying Advertisement”, gleichzeitig kann man aber für $3.000 einen von zwei Werbeplätzen erwerben. Siehst du hier einen Widerspruch? Oder sind das nur die Werbeplätze, die es in einigen Ausgaben ohnehin schon auf den Umschlagsseiten gab?
»Genau! Die Anzeigen betreffen nur die Umschlagseiten, beim Lesen und Blättern gibt es keine weitere Werbung. Man muss also keine Werbung überblättern, uns das wiederum heißt: No annoying. Was es auch nicht geben wird ist jegliche Form von paid content, das ist nämlich sehr annoying.«
Für die Kampagne benötigt ihr 30.000€. Kannst du uns eine grobe Aufstellung geben, in was das Geld investiert werden soll?
»Ja, so eine internationale Expansion ist nicht gerade günstig zu haben. Es müssen viele Texte übersetzt werden, Verträge müssen überarbeitet werden, eine neue Homepage aufgesetzt werden und es braucht einen Vetriebspartner. Wir sind zwar recht gut vernetzt aber für sowas wie Einzel-Verhandlungen mit Buchhandlungen in Spanien, England und Australien fehlen uns leider die Ressourcen. Und außerdem müssen wir mit den Druckkosten der WASD auch immer in Vorleistung gehen. Das können wir finanziell nicht stemmen und deswegen setzen wir auf die Crowd.«
Zu guter Letzt: Hast du eine Lieblings-Anekdote im Zusammenhang mit der WASD für uns?
»Um die WASD ranken sich natürlich viele Anekdoten. Aber eine mag ich besonders gerne: Damals, zur WASD 1, da hatten wir noch keinen Vertriebspartner, den Versand haben wir also selbst erledigt und mit „wir“ meine ich Ina, die später fest zum Team gestoßen ist. Also wurden irgendwann 2000 WASDs angeliefert und mitten in Inas Einzimmer-Wohnung aufgetürmt. Leider sorgten die Dämpfe des Lacks bald für Kopfschmerzen, sodass Ina kurzfristig aus ihrer Wohnung ziehen musste. Diese kleine Episode steht stellvertretend für die harte entbehrungsreiche Zeit, die mit der Gründung der WASD verbunden war. Aber das ist überstanden und es hat sich gelohnt, wie lieben unser kleines Projekt – und wir hoffen, dass es der Welt da draußen genau so geht. «
Christian, ich danke dir für das Gespräch.
English version
WASD, everyone’s favorite video game culture bookazine, has just launched a Kickstarter campaign for their first international issue. We’ve decided to take this opportunity to talk to Christian Schiffer, the founder of WASD. (Kickstarter-Campaign).
Hey Christian! After 5 years of publishing WASD, you’re trying to fund your first international issue. When did you decide to attempt this and what are you hoping to achieve?
»We’ve actually toyed with the idea of producing an English version of WASD for many years and we’ve discussed it at various points. It just made a lot of sense to us, at least in theory. WASD is aimed at a very specific audience and that audience is spread out across the entire world. We’re constantly reminded of this when we show copies of WASD to English-speaking developers at Gamescom, for instance, and they ask us “Why is it not available in English?”. That’s what we’re trying to change now. It’s not going to be easy, we’re a small, independent team, we’ve been putting together WASD in our spare time, at night and on weekends. Plus we’re breaking fresh ground here: I don’t know any indie magazines from Germany that have tried something like this before. It’s a dirty job, but someone’s gotta do it!«
Your campaign video really made me crack up, I imagine that has been pretty time-consuming to produce. How much work has gone into preparing for this campaign? Did you have anybody helping you get ready?
»Yeah, the campaign video turned into a pretty elaborate production. We’ve spent weeks working on that video, as well as a couple of shorter videos. We didn’t have any outside help for the campaign, we just don’t have the means to hire a fancy publicity firm from one of Berlin’s hipster districts. We just do what we like and don’t really care about conventions. Our main video is much longer than recommended, for instance. If we had a social media manager, they’d probably be stressing out about that fact, but we like the video as it is and it seems you did too. Beyond the campaign material, we’ve also had to come up with a bunch of rewards for our backers, we produced a miniature version of an English issue called WASD Slim and of course we’ve tried to find people to approach about our campaign with the help of our authors . All in all, we’re happy to finally get started.«
In your video, you say that you are free of AAA – Any Annoying Advertisements – but you are also offering ad deals as part of your campaign. Isn’t that a contradiction? Are you talking about the ad slots you’ve previously had on the inside of the front and back cover?
»Yep, those are the ones. We’re only looking to fill the inside of the front and back cover, there will be no ads in the middle of the magazine that interrupt your reading flow. There will also be no paid content of any form. Those are the kinds of ads we consider annoying.«
Your campaign goal is 30,000€. Can you tell us how that money will be used?
»Expanding our operations to an international scale is not exactly cheap. There are a lot of texts that need to be translated, we need to draft new contracts and build a new website, and we need to find distribution partners. We have a pretty good network at the moment, but we don’t have the resources to negotiate with individual bookshops in Spain, Great Britain or Australia. We also need the money to make advance payments for printing a larger number of copies. We don’t have that kind of money in our back pocket, that’s why we’ve turned to the crowd.«
Last but not least: what’s your favorite story from the history of WASD?
»Oh, there are a lot of good ones. This one is probably my favorite: Back when we did the first issue of WASD, we didn’t have any distribution partners, so we handled shipping ourselves. By “we”, I mean Ina, who went on to become our head of distribution. So the print shop delivered 2000 copies of WASD 1 and piled them up in her studio apartment. What’s worse, the paint fumes gave her migraines, so she had to move out of her flat for a while. We all made those kinds of sacrifices early on to get WASD off the ground. It definitely paid off, we’re in a much better place now and we still love our little magazine project. Let’s hope the rest of the world will fall in love with it too.«
Thank you for your time.