Schon seit geraumer Zeit schwirrt in meinem Kopf die Idee herum, selbst einmal ein Videospiel zu machen. Meist verwarf ich den Gedanken daran aber ziemlich schnell wieder, denn ich bin weder Designer noch Programmierer. Meine Ausbildung qualifiziert mich eher so für kaufmännische, vertriebliche Aufgabenstellungen und Projektmanagement, also mehr so der langweilige Kram (erfolgreiche Firmen kommen übrigens kaum ohne Langweiler wie mich aus). Aber dann bin ich durch Zufall über Werbung für den RPG Maker gestolpert.
Ever dreamed of making your own video games? With RPG Maker, those dreams can become a reality, even if you know nothing about game programming.
Das hört sich doch schon einmal vielversprechend an. Aber wo ein Maker ist, da müssen doch auch noch mehr sein, oder?
Und so ist es auch. Ich habe mal ein wenig recherchiert und dabei so viele Maker gefunden, dass ich fast den Überblick verloren hätte. Und wer jetzt meint, mit diesen Baukasten-Klickiklicki-Editoren kann man eh nix vernünftiges zutage bringen, der irrt. Ich war überrascht, wie viele iOS- und sogar XBL-Titel ihren Ursprung in diesen Editoren haben (z.B. Spelunky oder Canabalt). Von den vielen erfolgreichen Indie-Titeln gar nicht zu reden. Mir schwebte schon immer was in Richtung 2D vor, also forschte ich hier etwas konkreter.
Ausprobiert habe ich dann schließlich den GameMaker 8.1 Lite. Hierfür musste ich mir zwar Windows auf meinen Mac installieren, aber das ist mit Parallels nicht wirklich ein Problem gewesen. Die Mac-Version von GameMaker hängt hinterher, daher mein Windows-Umweg. Dem GameMaker habe ich deswegen den Vorzug gegeben, da direkt zwei Tutorials im Programm selbst angeboten werden. Und so habe ich einfach mal die beiden Games nach Anleitung gebaut und mit ein wenig Herumprobieren ist es mir sogar gelungen, zwei fertige Spiele in weniger als zwei Tagen zu bauen. Die 8.1er Version ist zwar schon durch die »GameMaker: Studio« Familie abgelöst, zum testen aber besser geeignet (wegen der integrierten Tutorials). Jetzt habe ich mir GameMaker: Studio kostenlos installiert und probiere damit weiter Sachen aus. GameMaker wird mit Einschränkungen kostenlos angeboten und kann gegen Aufpreis um verschiedene Features aufgerüstet werden, wie z.B. Android-, iOS- oder HTML5-Export.
Als zweiten Editor habe ich mir noch Stencyl heraus gepickt. Stencyl gibt es auch für den Mac, was mir natürlich erst einmal entgegen kam. Stencyl scheint sich auf den ersten Blick noch leichter als der GameMaker bedienen zu lassen. Das täuscht aber. Die Einarbeitung in Stencyl gestaltet sich deutlich aufwendiger, obwohl (oder weil) umfangreicher dokumentiert. Bis mein erstes Minispiel in Stencyl fertig war, hat etwas länger gedauert (aber wir reden hier weiterhin nur “von Tagen”). Das lag auch am Tutorial, dass mir ein wenig zu umständlich war. Außerdem war das Tutorial nicht ins Programm integriert, so musste ich entweder zwischen zwei Anwendungen hin und her springen oder es vorher “auf Papier ausdrucken”. Beides nicht das Gelbe vom Ei. Dennoch ist Stencyl eine echte Waffe und die Roadmap (Android- und HTML5-Unterstützung) sieht auch gut aus.
Mit diesen wenigen Sätzen werde ich weder GameMaker noch Stencyl gerecht. Bitte schaut euch einfach mal bei Interesse die Websites an, die Tools bieten jede Menge Unterstützung bei der Erstellung Eures ersten eigenen Videospiels. Außerdem gibt es auch Links zu bereits erfolgreich veröffentlichten Spielen.
Unterm Strich habe ich mir so in wenigen Tagen einen ersten Einblick in die Materie des Entwickelns von 2D-Spielen verschaffen können. Das alles ist kein Hexenwerk, sondern kann “spielend” erlernt werden. Es ist übrigens toll, dass man nahezu alle Editoren kostenlos testen kann, man sollte es aber nicht übertreiben. Besser man vergleicht vorher und testet danach nur 2 oder maximal 3 Editoren kurz an. In je weniger Editoren man sich reindenken muss, desto mehr Gehirnschmalz bleibt für die spätere Entwicklung von guten Spielen übrig. Will sagen: alle Editoren gehen ein wenig anders an die Erstellung heran und haben ihre Schwerpunkte unterschiedlich angesiedelt. Deswegen unbedingt zuerst filtern, dann testen.
Anbei der Vollständigkeit halber ein paar Editoren (korrekt nennen die sich übrigens integrierte Entwicklungsumgebungen, kurz: IDE), über die ich bei meiner Recherche gestolpert bin. Falls ich was übersehen haben sollte, ergänze ich die Liste gerne. Einfach anmailen oder in den Kommentaren darauf hinweisen.
2D Editoren
001 Game Creator
Adventure Game Studio
Cocos 2D
Construct
EasyRPG
Eclipse
Ethanon Engine
GameMaker
Game Editor
Haaf’s Game Engine
IG Maker (Ableger v. RPG Maker)
MMORPG Maker XB
Multimedia Fusion
Play Basic
RPG Maker (verschiedene Versionen)
Stencyl
Torque 2D
Visionaire
3D Editoren
Blitz (auch 2D)
CraftStudio
Torque 3D
UDK
Unity
Andere Editoren
App Game Kit (mobile)
Flixel (Flash)
Leadwerks
Ren’Py (visual novel engine)
Twine (Text)
Natürlich kommt man jetzt sofort in Versuchung, eigene Ideen umzusetzen. Das ist dann allerdings schon wieder eine ganz andere Hausnummer. Mein Problem ist hier, dass ich kein Designer bin (das hatte ich glaube ich, weiter oben schon einmal erwähnt). Und es gibt einfach nur sehr wenige gute Spiele, die ohne Grafik auskommen. Tatsächlich ist es so, dass ich der untalentierteste Mensch auf Erden bin, wenn es ans Zeichnen, Malen & Co. geht. Da helfen auch die vielen kleinen kostenlosen Helferlein nicht wirklich weiter, die ich bei meinen Recherchen entdeckt habe. Glücklicherweise stellen viele talentierte Menschen ihre Grafiken ins Netz, teils gegen Kohle, oft aber auch umsonst kostenlos.
An Resources mangelt es hier tatsächlich nicht, wirft man z.B. einen Blick in das GameMaker-Forum: Graphic Resources. Das rettet solch untalentierten Menschen wie mir dann den Arsch. Eine kleine Auswahl an grafischen Helferlein:
Tiled (Map Editor)
Blender (3D Creation Software)
Inkscape (Vektorgrafikeditor)
Pencil (2D Animation Software)
GraphicsGale (Animation Graphics Editor)
Ressources
OpenGameArt
Beim Thema Sound ist es ähnlich, obwohl ich deutlich musikalischer bin als die Mehrzahl der Menschheit (die Behauptung stelle ich hier einfach mal auf). Aber Musizieren ist eben nicht gleich Kreieren. Mit Apples »Garageband« oder Audacity basteln talentierte Menschen im Handumdrehen Musik, freie Resources gibt es aber auch hier zu Hauf im Netz. Üben kann jeder mal mit iNudge.
Editor: check. Grafik: check. Musik: check.
Fehlt nur noch die zündende Idee für ein gutes Game. Nur noch? Soso. Beispiel gefällig? Denkt euch eine tolle Story für ein Spiel aus und googelt diese dann. Meine höchst kreative Idee wurde bereits dreimal als Videospiel umgesetzt. Einmal sogar von »Daedalic«. Das bedeutet, dass ich a) tolle Ideen habe und b) schon ein wenig mehr als nur eine gute Idee liefern muss, um erfolgreich zu sein.
Hier gibt es unterschiedliche bzw. sogar sich widersprechende Empfehlungen im Netz. Natürlich habe ich diese Idee von einem wahnsinnig witzigen und interessanten Adventure im Kopf. Aber wie realistisch ist es, dass ich meinen AAA-Titel als allererstes Projekt erfolgreich zum Abschluss bringe? Okay, ich könnte ein Team bilden (toll …), aber interessanter finde ich den Ansatz, erstmal klein einzusteigen. Ein wenig mit den Tools herum spielen. Spielemechanik lernen, Ausprobieren, Kopieren, Verändern, kreativ sein eben. Und wenn man erst einmal mehrere kleine Projekte gemeistert hat, dann vielleicht der AAA-Titel? Die kleine Seite You Can Make Video Games von Richard Perrin motiviert euch vielleicht, es selbst einmal auszuprobieren.
Ein Videospiel selbst zu bauen ist ein Kinderspiel mit diesen Editoren. Aber ein originelles, ansprechendes und fesselndes Spiel zu kreieren, das ist die Herausforderung. Wer ein wenig im Bereich Indie unterwegs ist, der weiss wie viele Menschen sich dort tummeln und selbst Ideen verwirklichen. Und wenn ich früher über so manchen Indie-Titel nur kopfschüttelnd müde gelächelt habe, so sehe ich sie nach meinen ersten eigenen Versuchen heute in einem ganz anderen Licht. Hier passiert noch echte Innovation!
Es geht mir nicht um den Erfolg. Mir fehlt beim ganzen Gamen einfach ein wenig die Kreativität. Und mit den Makern hier kann ich mich mal so richtig austoben. Und wer weiß, vielleicht stelle ich euch hier in ein paar Jahren mein erstes selbst entwickeltes Adventure vor?
The only way to achieve your dreams is to continue to pursue them.
Accept that they and you will change over time.
Pursuit.
Commander Hadfield
Oder ich nehme spontan am nächsten Ludum Dare teil?!