Eigentlich ist der Marc ja ein netter Bub. Er schreibt freiwillig Reviews über langweilige Sportspiele auf ZwO, malträtiert regelmäßig seine Buttonmaschine um die Redaktion mit ZwO-Buttons zu versorgen und ist die friedliebenste Seele im Team.
Doch dann stand Schrottwichteln auf dem Plan und endlich konnte er seinem angesammelten Ärger über meine Ordnungsliebe und den strengen Finger Luft machen. Prompt landete, natürlich nicht ohne eine neue Portion ZwO-Buttons, Cranium Kabookii für Nintendos Wii in meinem Postkasten.
Zugleich entzückt ob der Brettspiel-Vorlage und entsetzt über das Hervorholen eines im Staub versunkenen, verhassten Versuch einer Konsole, machte ich nach wenigen Minuten die Bekanntschaft mit Denkonaut, Kreatokater, Starsteller und Wörterwurm. Vier Charaktere, denen ich eigentlich lieber nur auf dem unanimierten Brett begegnen möchte und selbst dann wohl noch mit seltsamen Albträumen zu kämpfen hätte. Denn Cranium Kabookii ist nicht wirklich das, für was es sich hält. Das lustige Rätsel- und Denkspiel für Kinder, das die Verpackung suggeriert, entpuppt sich viel zu schnell als frustiges Eierschaukeln für schizophrene Pedobären. Die übertrieben niedliche Paint-Optik, onomatopoetische oder alliterarische Kategorien wie Skizzeritsch-ratsch, Wisswahl und Klimpermal, sowie die Schriftart, die an Comic Sans erinnert und in mir den Wunsch erweckt, auf der Stelle zu erblinden, richtet sich klar an unsere Kleinen. Die wiederum sind wohl überfordert, wenn sie ein Anagramm zu Bildhauer Auguste Rodin lösen oder ein schlecht geklimpertes, altertümliches Weihnachtslied namens Joseph, lieber Joseph mein erkennen sollen. Darüber hinaus ist es für ein Kinderspiel natürlich auch taktisch klug, sich einen Erzähler zu suchen, der durch Stimme, Wortwahl und Intonation klingt, als würde ihm der Dialog mit den armen Kleinen besonders viel Freude in der Hose bereiten. Durch die furchtbare Vertonung fällt dann auch gar nicht mehr auf, dass der Soundtrack aus einem einzigen Track besteht, der sich im Kopf festsetzt bis ich ganz fest davon überzeugt bin, eigentlich grad in der hypnotischen Warteschleife von QVC gelandet zu sein, und mich plötzlich im Körper einer alternden Hausfrau fühle.
Jetzt könnte man ja behaupten, dass man für Cranium Kabookii menschlich gefestigt genug sei. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir uns a) immer noch mit einem Wii-Spiel beschäftigen, dessen beschissene Steuerung kackiger nicht sein könnte und somit jegliche Aufgabe in ein undefinierbares Gekrickel ausartet oder einfach erst gar nicht funktioniert, wir b) von dem Spiel für dumm verkauft werden, indem wir ein undurchsichtiges Punkte-System vorgesetzt bekommen, alberne Ohrringe mit Stickern aus geometrischen Formen basteln müssen oder man uns als Tipp nur ein völlig nichtssagendes “Sache” vor die Nase knallt, und wir c) wohl schlau genug sind, das kryptologische Muster der in rot verschlüsselten Lösungswörter, die eigentlich nur mit der beiliegenden Brille erkannt werden sollen, nach spätestens zehn Minuten zu knacken.
Passend zur Schrottwichtelzeit möchte ich auch unserem nicht-existenten Image eines Wertungsblogs gerecht werden und Cranium Kabooki entsprechend mit Punkten belohnen. Denkonaut, Kreatokater und Wörterwurm bekommen von mir ganze 0 Punkte für die schlechteste Brettspielumsetzung aller Zeiten, die weder Hirn noch Kreativität hat und auch nicht durch schlaue Wortwahl überzeugt. Starsteller hingegen liegt modisch vorn und erhält zwölfundreissig Punkte für die rote Hipster-Brille, die ich als Entschädigung sehe und mit der ich im kommenden Sommer einen neuen Modetrend für Gamer setzen werde.