Zockwork Orange

Schrottwichteln: Garry’s Incident

Ich lebe in einer Filterblase, in der ich nur hinein lasse, was mich interessiert oder was ich persönlich mag. Ein mal im Jahr wird diese Blase böswillig durchbrochen. Weihnachtszeit. Schrottwichtelzeit. „Viel Spaß, ich hoffe, es ist so richtig schön kacke!“ schreibt Joe. Ich google Screenshots des mir unbekannten Spiels, welches er mir schenkte, und denke bei mir: „Hm, das sieht doch gar nicht übel aus.“ Keine pinken Ponies, kein Hausmeister-Simulator, kein Haustierspiel für 5-jährige. Schrottwichtel-Jackpot? Doch die Reviews sagen etwas gänzlich anderes.
„Overwhelming dislike“ sagt z.B. Metacritic. 0,5 von 10 Punkten.
Die Rede ist von »Day One: Garry’s Incident«. Viele von euch wissen bestimmt, um welches Spiel es geht. Ich versuchte, trotz der negativen Kritiken, unvoreingenommen an das Spiel heran zu gehen. Und tatsächlich lassen sich einige gute Gameplay-Elemente finden, auch wenn das Gesamtpaket eher Mist ist.

Aber von vorne: Garry’s Incident erzählt die Geschichte des Piloten Garry, der mit mysteriöser Ladung im Amazonas-Gebiet abstürzt und da jede Menge verrückten Scheiß erlebt. Also vornehmlich Alien-Technologie, böse Eingeborene und wilde Tiere. Mindestens zwei der Dinge sind einem meistens feindlich gesinnt und müssen getötet werden, denn Garry’s Incident ist ein Survival Game. Das man in der Ego-Perspektive spielt. Und dann auch noch auf dem PC. Gleich so viele Dinge auf einmal, die ich nicht mag. Um ehrlich zu sein, hab ich nie wirklich ein Spiel aus dem Genre gespielt und so fand ich zumindest Dinge wie das Crafting-Menü recht interessant, genau wie die lebenswichtige Suche nach Essen und Trinken. Nervig zwar, aber interessant. Zahlreiche Bugs, Glitches, unsichtbare Wände und die komische Steuerung machen das Spiel leider so gut wie unspielbar, die hohle Story und der eindimensionale Protagonist helfen auch nicht, da noch was rauszureißen und den Spieler zu fesseln. Schlechte Grafik kann ich ignorieren, wenn die Idee oder die Geschichte fesselnd sind, aber das Gegenteil ist hier der Fall. Mann stürzt im Dschungel ab, tötet Tiere und Eingeborene. Der Alien-Aspekt klingt nach cooler Mystery, aber ich glaube, niemand hat weit genug gespielt, um – bis auf die Alienwaffe – wirklich herauszufinden, was es damit auf sich hat. Gut, es ist auch kein komplettes Spiel, es war gedacht, die weitere Story durch die Community bestimmen zu lassen. So weit ist es nie gekommen. Nach ein bisschen Anspielen und ein paar Let’s Plays hat es mir dann auch schnell gereicht mit Garry’s Incident. Ich muss sagen, das Spiel ist schlecht, aber nicht so schlecht, wie überall geschrieben wird. Viele der negativen Kritiken entstammen wohl der Wut über Art und Weise, wie das Studio versucht hat, eben solche zu unterbinden und zu löschen. Youtube-Videos wurden entfernt, positive Bewertungen gefälscht und so weiter. Keine schöne Sache, was sich Wild Games Studio da geleistet hat. Aber wer weiß, von einem anderen Studio oder einfach mit ein bisschen mehr Geld und Entwicklungszeit dahinter, hätte man aus dem Spiel vielleicht sogar was passables machen können. So bleibt das Gefühl, man habe die Pre-Alpha eines Spiels gespielt, das mitten in der Entwicklung abgebrochen wurde.

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