Zockwork Orange

Schrottwichteln: Fick dich, Daniel!

Alle Jahre wieder quälen wir uns bei Zockwork Orange. Die letzten Jahre bin ich ganz o.k. bedient gewesen. So zwang mich letztes Jahr Fabian dazu mit Ottifanten Pinball zu spielen und Kristin versuchte mich im Jahr zuvor mit einem schlechten Tag in L.A. in den Wahnsinn zu treiben. So waren das schlechte Spiele, keine Frage, aber nichts im Vergleich dazu, was mich dieses Jahr erwartet hat, denn Daniel versorgte mich mit »Dead Mountaineer’s Hotel«.

Hierbei handelt es sich um ein Adventure, dass auf einem Buch der Brüder Stragutsky basiert und die unheimlichen Vorkommnisse eines Hotels in den Bergen in Szene setzt. Metacritic konnte keinen Durchschnittswert ermitteln, da bis dato nur drei Rezensionen vorlagen, aber das ist für den Entwickler sogar positiv zu sehen, denn so gibt es vielleicht die Hoffnung, dass hin und wieder ein Unglücklicher auf das Steamprofil des Spieles stößt und so aufgrund des ganz nett klingenden PR-Sprech einen Fehlkauf tätigt, da der Metascore ohne Durchschnittswert nicht auf dem Steamprofil auftaucht.

Ich dachte mir zu Beginn auch, dass es doch gar nicht so schlimm sein könnte: Bei Adventures kann man nicht so viel falsch machen und eine gewisse Affinität zu Gruselstorys machte das Setting auch ganz interessant. Wenn man das Spiel dann startet, begrüßt einen sofort Sean Connery… nee, Alec irgendwas, der Hausherr des »Dead Mountaineer’s Hotel« mit einer kryptischen Ansprache über irgendeinen Bergsteiger. Ich, als Lieutenant Peter irgendwas, soll das Verschwinden eines Bergsteigers aufklären, glaub ich zumindest, denn einen Faden bekommt man als Spieler nie in die Hand, aber das kann ja noch werden, oder? Wem mach ich was vor… das Spiel ist scheiße. Die Story macht vorne und hinten keinen Sinn und immer wieder werden Fetzen eingestreut, die alles nur noch verwirrender machen. Ich hab es auch nicht durchspielen können, denn nach 2 Stunden Spielzeit hing ich an einem Billardspiel fest, aber dazu gleich mehr.

Sean Connery in seiner bekanntesten Gastrolle.

Zwei Kernpunkte sollte ein Adventure berücksichtigen: Gute Rätsel und interessante Gespräche. Rätsel sind irgendwo vorhanden, aber in der Regel sucht man den Bildschirm ab, bis sich der Mauszeiger verändert. Dann geht es in den nächsten Raum, derer es gefühlt zwanzigtausend gibt, und es beginnt das gleiche Prozedere. Eine Möglichkeit interaktive Gegenstände zu highlighten gibt es nicht. Wenn dann ein paar Gegenstände vorhanden sind, klickt man im Inventar herum und raucht erstmal eine Zigarette… Ja, der Protagonist kann rauchen und verharrt dann eine Minute in dieser Animation. Cool, realistisch und so. Was wollte ich machen? Ach ja, Gegenstände kombinieren. Also, Feuerzeug mit Brechstange? Nee, passiert nichts. Feuerzeug mit Handtuch. Wieder nichts. Feuerzeug mit Zigarette… ACH GOTTVERDAMMT NOCH MAL! NICHT SCHON WIEDER! Interessante Gespräche hat das Spiel durchaus, also interessant im Sinne von „interessant… ich habe keinen blassen Schimmer, was zum Geier du mir da grad erzählt hast.“ Die Charaktere sind allesamt merkwürdig. Sehr merkwürdig. Die Dialoge sind alle so inhaltsvoll wie der Magen eines Teenagers in der Nacht, in der er 6 Stunden zuvor Papas Schnapsschrank entdeckt hat.

Peter ist sehr ambitioniert: Eine Zigarette in einer Minute? Respekt.

Sonst verläuft man sich permanent im Hotel, da es viel zu viele Räume gibt und alles gleich aussieht. Die Bewegungen des Protagonisten sind unglaublich beschissen langsam, aber immerhin: Mit einem Doppelklick ist es möglich die Bewegung zu überspringen, es sei denn, am Ende kommt eine Animation wie Treppensteigen oder das Öffnen einer Tür. Ergo ist das fast nie möglich. Dass man permanent alle Räume absucht, liegt auch an der Tatsache, dass man eigentlich nie weiß, was zu tun ist. Es gibt durchaus mal Hinweise, aber die schränken dann die Handlungsmöglichkeiten komplett ein. So konnte ich nicht anders, als den Protagonisten ins Bett zu bewegen, da jede andere Aktion mit einem „Eating makes me want to go to bed“ abgekanzelt wurde. Und dann… dann gibt es noch Minispiele. Billard und Skifahren durfte ich erleben. Das Billard hat mich in den Wahnsinn getrieben, da es keinen mir bekannten Regeln folgt und mein Gegner zielsicher alle Bälle verwandelte, während ich versuchte pixelgenau Bälle in die Seitentaschen zu bugsieren, um ein unerklärliches Foul nach dem anderen einzuheimsen. An dieser Stelle hat mich auch die Lust verlassen, diese wahnsinnig spannende Story weiterzuführen und den Pixelhaufen nach Gegenständen zu durchsuchen. Skifahren konnte ich, indem ich mit den Cursortasten einen Balken in der Mitte gehalten habe. Der Spaß war dann auch nach zwei Minuten vorbei, ohne irgendeinen Effekt zu bringen.

The pinnacle of being scheiße: Billard.

»Dead Mountaineer’s Hotel« ist ein Paradebeispiel für „Soo schlimm kann es doch nicht sein… ach Mist, kann es doch.“ Danke, Daniel… Das ist das perfekte Geschenk für die Adventure-spielende Schwiegermutter, die man nur noch am PC sitzend und fluchend erleben will. Ist ja bald Weihnachten.

Die mobile Version verlassen