Ich habe noch nie geschrottwichtelt (Schrottgewichtelt? Egal.) und wusste dementsprechend nicht so richtig, was ich mit dem Terminus anfangen soll, als ich das erste mal damit konfrontiert wurde. Der Sinn des Ganzen wurde mir relativ schnell klar: Wir schenken uns alle die beschissensten Games, die wir auftreiben können und posten dann wutgeladene/verzweifelte/gepeinigte Artikel, mit denen wir euch und uns gegenseitig erfreuen können. Jo… Soweit so gut. Könnte witzig werden, dachte ich mir. Aber nur, solange man schenkt und nicht beschenkt wird, ergo, nicht selber zocken muss. Fördert meine kleine, sadistische Ader zu Tage, deren Opfer in meinem Fall Daniel wurde, dem ich scheinbar mit Erfolg das Fest versüßt habe (und der an dieser Stelle einen geistigen Bro-Bump für Tapferkeit von mir bekommt)!
Kurzum: Schrottwichteln macht aus dem selben Grunde Spaß, warum die Folterkammer in »Dungeon Keeper« Spaß macht, bloß dass hier irgendwann einer ankommt, dir auf die Schulter klopft und bescheid gibt, dass er die eiserne Jungfrau schonmal sauber gemacht hat, damit du gleich auch mal ‘ne Runde drehen kannst. Als dergestalt umsichtiger, wie zuvorkommender Folterknecht erweist sich nun der Marc, der scheinbar sehr weit getaucht ist um »Deep Black« aus irgendeiner verborgenen Jauchegrotte der Tiefsee zu fischen. Marc und ich kommen übrigens beide aus demselben Kuhdorf in NRW, ohne, dass wir beide uns vorher gekannt oder was geahnt hätten. True Story! Und wusstet ihr eigentlich, dass die Wanderruten von Pottwalen im Nordatlantik – oh, schon gut! Ich hör ja schon auf, mich um das Spiel zu drücken. Seufz…
Auftritt Cockshaft McFancypants – illegitimer Sohn der heimlichen Liebesaffäre zwischen Isaac Clarke und dem Master Chief, der nicht in die maskulinen Fußstapfen seiner beiden Väter treten wollte und stattdessen eine Clownhochschule an der Elfenbeinküste gegründet hat! Oder so hat es sich zumindest mein Hirn zurechtgebogen, weil der gute Cockshaft a) nunmal echt aussieht, wie das vergessene Kind des Masterchiefs und des Mannes mit dem Plasmacutter, b) ich mir beim besten Willen nie den Namen des grässlich vertonten Hauptcharakters dieses Machwerks erinnern kann und c) ALLES spannender ist, als die aus mehreren Spielen zusammengeklaute “Handlung” von »Deep Black«. Warum zusammengeklaut? Gut, dass ihr fragt!
Ich umreiß mal kurz: In einer nicht all zu fernen Zukunft ist der Wasserspiegel der Meere angestiegen, was dazu führt, dass fast alle Gebiete der Erde überflutet sind. Außerdem haben Verbünde von Megakonzernen die Regierungen der Welt fast abgelöst und führen mit Privatarmeen krieg gegeneinander. Dann gibt es da auch noch eine Terrororganisation namens Al-Azrad, die mit irgendwelchen Viren experimentiert. Und die Handlung findet meistens in düsteren Korridoren statt. Und die Vorgesetzten von Sgt. McFancypants sind korrupt… Revolutionärer Twist und das in der ersten halbe Stunde nach Intro! Wow, solche Kreativität!! Und außerdem: Al-Azrad? Echt jetzt?! Sprach ein Entwickler zum anderen: Hey Bob, wir brauchen noch ein paar andere Bösewichte. Und der andere: Nehmen wir einfach irgendwas mit brauner Hautfarbe und geben ihnen nen ominösen, arabisch klingenden Namen. Klappt doch in Call of Duty auch fast immer. Alter… Aber zurück zum Thema: Ich erkenne darin ein munteres Sammelsurium von »Shadowrun«, »Deus Ex«, »Dead Space«, fast jedem Tom Clancy-Titel, »Bioshock« (unter Wasser und so) und… Ach ja: DEUS FUCKING EX!!!
Das gesamte Spiel verläuft nach dem standardmäßigsten Schema des Duck-And-Cover-Shooters: Raum, in Deckung gehen, mit ungenauen Waffen auf strunzblöde Gegner schießen, Schalter umlegen, kleine Taucheinlage, Raum, in Deckung gehen… Und das ist auch so ziemlich das gesamte Spiel. Der unterhaltsamste Aspekt sind noch die vielen, viiiiieeeeelen Bugs im Spiel. Das heißt bis zu dem Punkt, an dem ein Bossgegner (erkennbar einzig daran, dass er einen roten Helm trägt, anstelle eines schwarzen, wie all die anderen Gegner) ständig durch ein unsichtbares Loch im Levelboden gefallen ist. Immer wieder. Natürlich konnte die Mission dann auch nicht beendet werden. Man möge es mir verzeihen, dass mir der Aufwandt zu groß war irgendwelche Foren der zweifellos riesigen Fangemeinde nach einem Bugfix zu durchsuchen. So fand dann auch der Feldzug ein schnelles, unrühmliches Ende, auf dem ich die größte Videospielikone aller Zeiten begleiten durfte: Cockshaft McFancypants – Gentleman, Hero, Lover.
Und mein Fazit? Nach den drei Stunden, die ich mit diesem eitrigen Auswurf verbracht habe, bin ich mir sicher, dass Isaac Clarke am Anfang von »Dead Space 2« nicht wegen der Ereignisse des ersten Teils in der Klappse gelandet ist und er ist auch nicht in Zwangsjacke vor den Necromorph geflohen. Im Gegenteil! Irre ist er geworden, weil »Deep Black« das On-Board-Entertainment der Ishimura gewesen ist und die Gummizelle hat er nur verlassen, um sich aus Todessehnsucht in das Maul eines der Viecher zu stürzen, damit er sich endlich nicht mehr an dieses beschissene, stereotype, rassistische Bugfest erinnern muss! Lieber führe ich eine Lobotomie an mir selbst mit einem rostigen Zimmermannsnagel und einem Holzklotz durch, als dieses Teil nochmal anfassen zu müssen. Ein Kindergartenkind mit ADHS könnte aus Peter Molyneux’ Erbrochenem ein besseres Spiel basteln. Und wenn die Mayaprophezeihung von der Apokalypse sich gestern tatsächlich bewahrheitet hätte, wäre ich lachend gestorben, weil ich gewusst hätte, dass wer auch immer dieses Ding verbrochen hat wenigstens ebenfalls frühzeitig und schmerzhaft ins Gras gebissen hätte!!!
Oder um es kurz zu machen: Marc, du hast dich echt selbst übertroffen. Respekt! ;-) Merry Christmas, everyone!