Bei unserem Schrottwichteln wurde ich von David mit »Bound by Flame« für PlayStation 4 bedacht. Lustig, da es einst auf meiner Wanna-Play-Liste stand. Jetzt nicht mehr, hab’s ja. Aber durch diesen Zufall konnte ich ganz beruhigt loslegen, obwohl ich mir die Frage stellte, ob es wirklich schrottig genug ist, um ein Schrottwichtel-Geschenk zu sein.
In Bound by Flame dürft ihr euren Charakter im kleinen Rahmen personalisieren, ihm aus einer Reihe von Gesichtern und Frisuren einen etwas eigenen Touch verleihen und auch seinen Namen nach euren Wünschen ändern. Der Name allerdings stellt schon eine etwas seltsame Situation dar, werdet ihr im Spiel doch trotzdem Vulcan gerufen, wie ursprünglich eingestellt. Ich habe mich damit arrangiert, dass es eben ein Spitzname ist. Frisch aus dem Charaktersetzkasten entstiegen verschlägt es euch auch schon in die Welt Vertiel, eine durchaus vielseitige Welt. Erst mal wackelt ihr aber durch einen Gebirgszug hin zu einem großen Felsentempel, den es vor der wachsenden Bedrohung der untoten Horden der Todläufer zu beschützen gilt. Direkt zu Beginn werdet ihr auch mit allen (hoffentlich) Steuerungsbefehlen vertraut gemacht, leider auch im Stakkato, sodass ihr den gesamten Input umgehend am Anfang eingetrichtert bekommt und bestimmte Funktionen im weiteren Spielverlauf erst mal vergessen werden, da sie für Teile des weiteren Weges unnötig sind. Zwar könnt ihr das Tutorial aufrufen, doch wäre hier etwas mehr Feinfühligkeit nett gewesen.
In Hack’n’Slay-Kämpfen schwertelt ihr Zombiekrieger nieder, hierbei könnt ihr zwischen zwei verschiedene Waffengattungen wählen, dem kraftvollen Zweihandschwert und zwei flinken Dolchen. Mit beiden habt ihr unterschiedliche Angriffsformen und es ist hilfreich, die Stile gleichwertig einzusetzen. Ein erster Rundgang durch den gefährdeten Tempel lässt euch Bekanntschaft mit normalen Gegnern machen, die mal schlurfen, mal als Gespenster auftreten. Den Tempel gereinigt geht es ab in die Ritualkammer, in der gerade emsig ritualisiert wird. Läuft schief, ihr kriegt einen Dämon aufgehalst. Man kennt das. Anschließend gibt es einen Bosskampf mit einem überdimensionalen Fleischberg von Monster, schön gemacht. Nun habt ihr nicht einfach einen Dämon am Start, mit diesem Untermieter habt ihr Kontrolle über die Macht der Pyromantie, könnt also euren Gegnern ordentlich Feuer unter dem Hintern machen.
Ein weiterer Aspekt des Dämons – der interessante Part – ist sein (oder euer) freier Wille. Ihr könnt Dialoge unterschiedlich führen, je nachdem ob ihr dem Menschen oder dem Dämon die Oberhand gebt, oder euch nicht entscheidet. Getroffene Entscheidungen können den Spielverlauf verändern und beeinflussen euren Charakter. Zusätzlich dürft ihr natürlich eure Skills anpassen, es handelt sich bei Bound by Flame ja um ein Rollenspiel und da muss das natürlich sein. Die drei Felder – zwei Kampfstile und der Pyrotechniker – könnt ihr mehrstufig leveln und ausbauen, auch hier lohnt es sich durchaus, die unterschiedlichen Skills zu kombinieren.
Trotz der guten Ansätze fehlt es »Bound by Flame« an vielen Stellen leider an Innovation oder Finesse – je nachdem wo ihr hinschaut. Die optische Aufmachung hat mich rätseln lassen, ob der gelegentlich herunter gebrochene Stil gewollt ist, oder einfach nicht ordentlich gearbeitet wurde. Mal wirkt Bound by Flame wie ein Indie Game mit leicht bilderbuchartiger Grafik, mal möchte es ernst genommen werden und streut achtsam Details in die Szenerie. Doch wie es mit der Grafik ist, ist es eben auch mit dem restlichen Spiel, Bound by Flame fehlt leider der wirkliche Antrieb und das Spielgefühl. Ihr kloppt euch so durch die schlauchigen Abschnitte zu einzelnen Events und verfahrt anschließend weiter. Würde sich der Titel nicht als tiefgreifender Rollenspiel darstellen wollen, wäre er ein spaßiger Actiontitel. Doch so ist Bound by Flame weder ein Witcher 3, noch ein Diablo III, noch ein Fable. Es ist leider schneller erloschen als der namensgebende Dämonenprotagonist. Schade, denn das Monsterdesign und auch die Geschichte, sowie das Zusammenspiel mit dem Dämon hatten durchaus ihre Stärken. Wer trotzdem neugierig ist, erhält den Titel schon für relativ schmales Geld sowohl für PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360 und PC.