Review: Tropico 3 2

Review: Tropico 3 2

Tropico 3Wenn die Kommunisten sich über das Lohngefälle beschweren, Kapitalisten eine stabilere Wirtschaft wünschen, Dockarbeiter streiken und die Rebellen den Palast angreifen, man sich aber eigentlich gerade nichts lieber wünscht als mit einer Zigarre und dem Cuba Libre in der Hand den Sonnenuntergang zu betrachten, dann befindet man sich in TROPICO 3.

Als 2001 Tropico erschien, rechnete keiner mit dem Erfolg den dieses Spiel auf lange Sicht haben sollte. Die Zutaten waren ein unverbrauchtes Szenario, gepaart mit längerfristig motivierenden Gameplay und abgeschmeckt mit einer guten Prise schwarzem Humor. Dass der Nachfolger im Jahre 2003 mit seinem Piraten-Szenario nicht mal annähernd soviel Erfolg haben sollte, lag wohl vor allem an dem deutlich herabgesetzten Schwierigkeitsgrad, der die Motivation einfach nicht so lange aufrechterhalten konnte. Als letztes Jahr TROPICO 3 als direkte Fortsetzung des ersten Teils angekündigt wurde, war die Begeisterung in der Fangemeinde groß. Der Publisher Kalypso Media beauftragte die Bulgaren Haemimont Games, welche durch die historischen Aufbauspiele Imperium Romanum und Grand Ages: Rome bekannt geworden sind, mit der Entwicklung des dritten Teiles für den PC und die XBox360. Getestet wurde die ungepatchte deutsche Version für den PC.

Vive la revolution

Zur Zeit des Kalten Krieges übernimmt der Spieler die Rolle eines karibischen “Presidente”. In dieser Rolle gilt es sich vielen Widrigkeiten entgegenzustellen und die Wirtschaft, Zufriedenheit der Bevölkerung, sowie das eigene Bankkonto zufrieden zu stellen. Alle paar Jahre fordert das Volk Wahlen, welchen man sich als Demokrat stellen, oder despotischerweise einfach ignorieren kann. Letzteres hat natürlich Einfluss auf die Zufriedenheit, verschafft dem Diktator aber auch einen Aufschub, sollte er befürchten diese Wahl zu verlieren. Eine solch freiheitsunterdrückende Maßnahme wird vom Volk jedoch nicht gerne gesehen: Proteste, Auswanderungen und schlimmstenfalls Rebellenaufstände häufen sich, umso öfter der Presidente solche Maßnahmen ergreift.

Die DocksDoch soweit muss es gar nicht kommen. Dem Spieler stehen mit 73 verschiedenen Gebäuden, sowie 40 Edikten zahlreiche Möglichkeiten offen seinem Volk als Souverän gerecht zu werden. Die meisten dieser Möglichkeiten haben Einfluss auf die Stellung des Spielers im Volk, so freuen sich die Intellektuellen über Bildungseinrichtungen und die Militaristen natürlich über eine starke Präsenz militärischer Gebäude. Während die Kommunisten eine möglichst breite Abdeckung von Wohnraum fordern, ist es den Kapitalisten wichtiger, dass der vorhandene Wohnraum eine hohe Qualität aufweist, damit wenigstens die Elite angemessen wohnt. Der Spieler ist also ständig dabei sein Ansehen bei den einzelnen politischen Fraktionen auszutarieren, da sich ein Bürger jeweils einer der Fraktionen zuordnet und deren Ab- beziehungsweise Zuneigungen übernimmt. Egal für welche Seite sich der Spieler entscheidet, elementar bleibt der Versuch so viel Geld wie nur möglich zu scheffeln, denn auch auf Tropico gilt: Geld regiert die Welt.

Bacardi Feeling

Idyllischer StrandDas ganze wird in einer wunderschönen Grafik präsentiert, welche oft genug dazu einlädt sich zurückzulehnen und dem Sonnenuntergang bei zu wohnen. Die Texturen sind sauber aufgelöst und zahlreiche Details fördern die karibische Atmosphäre des Spiels. Allein die Animationen der Bürger wirken stellenweise den Muppets entnommen, was bei entsprechender Bevölkerungszahl so aussieht, als wäre in der Karibik jeglicher Lebenswille abhanden gekommen. Da sich der Spieler jedoch selten nah genug am Geschehen aufhält um diese Schwäche festzustellen, fällt dies häufig nicht weiter auf.

Zusätzlich zur Grafik, trägt auch die musikalische Untermalung sehr zur Atmosphäre bei: Radio TNT, der spieleigene Radiosender, bietet zwar keine große Abwechslung, jedoch große Qualtität bei der Musik. Der eigentliche Star des Radiosenders ist aber Juanito als Nachrichtensprecher: Mit seinen zynischen Kommentaren berichtet er umfassend über das Geschehen auf der Insel und macht dabei deutlich, was Tropico eigentlich sein will: Eine bitterböse Parodie auf den Kalten Krieg in seiner karibischen Ausprägung.

Presidente, ist euch nicht gut?

Wie leider die meisten derzeit erscheinenden Titel, krankt auch TROPICO 3 an zahlreichen Kinderkrankheiten: Klassische Abstürze, welche sich aber in Grenzen halten, sowie vereinzelte Grafikfehler. Richtig ärgerlich sind allerdings die Fehler welche das Gameplay betreffen: Überlappende Schriften machen es teilweise unmöglich Ereignisse zu lesen, so dass man mögliche Vorteile verpasst, welche eigenen Strategie entgegen kommen würden, da die Auswahl der richtigen Reaktion zum Glücksspiel verkommt. Besonders oft fällt dieser Fehler in der Mission “Das große Spiel” auf, welche vom Entwickler lieber ausgelassen worden wäre. Denn zusätzlich wird diese Mission für Kapitalisten unlösbar, da exportierte Güter nicht berechnet werden und die erforderliche Anzahl einfach nicht zu erreichen ist. Solche Bugs lassen an einem umfassenden Beta-Test zweifeln, da sie zu offensichtlich sind um von erfahrenen Spielern übersehen zu werden. Vielmehr ist zu vermuten, dass der Entwickler Haemimont Games das Spiel unter Zeitdruck selbst getestet hat und dadurch vieles übersehen hat.

TROPICO 3 (PC/XBox360)
Entwickler: Haemimont Games
Publisher: Kalypso Media
Erscheinungsdatum: Bereits erschienen (PC)/12.11.2009 (XBox360)
USK-Einstufung: freigegeben ab 12 Jahren

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TROPICO 3 bietet dem Spieler fast das gleiche Spielerlebnis wie Tropico und schafft es damit ein gutes, aber halt kein überragendes Spiel auf den Tisch zu zaubern. Erstaunlich ist es jedoch, dass das Spiel kaum Neuerungen und damit eigentlich nur ein grafisches Update bietet. Obwohl das Konzept wieder aufgeht und dem Spieler viel Spaß bereitet, mögen sich Kenner des ersten Teils betrogen fühlen, dass man ihnen frisch aufgetautes zum Vollpreis serviert. Zur Langzeitmotivation hat im ersten Teil auch der knackige Schwierigkeitsgrad beigetragen, welcher nun eher handzahm wirkt: Viel zu schnell hat man mit typischen Mustern eine bestimmte Menge Geld gescheffelt und kann dieses sorgenfrei zur Erhaltung seiner Macht einsetzen. Insgesamt hat Haemimont Games mit TROPICO 3 ein solides Werk erschaffen, bei dem die großen Überraschungen leider ausbleiben.

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Frederik Wagner (Redaktion) Job: Student im Master of Education für Geschichte und Englisch Auf ZwO Experte für: PC-Spiele aller Art, hauptsächlich aber Sachen aus den Bereichen RPG und Strategie, bevorzugt rundenstrategisch. Die herumstehende Xbox erweitert das Spektrum um reine Konsolentitel. Hier holt sich Freddi Gaming-News: PCGamer.com Mail: fw [at] zockworkorange [dot] com Twitter: Fredelsloh XBLA: - PSN: - Steam: Fredelsloh Erstes Game: Prince of Persia Liebste Games: Baldur’s Gate II, Planescape Torment, Arcanum, Civilization II, Europa Universalis 3 Liebste Persönlichkeit der Branche: Warren Spector Liebste Game-Figur: Minsk und Boo

2 Comments

  1. Kann es nur bestätigen. Habe das Spiel gekauft und muss sagen, Grafik ist einmalig schön und passt super zum karibischem Flair. Der Spielspaß bleibt aber leider aus. Schade eigentlich.

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