Zockwork Orange

Review: Mario Kart 8

Oh mein Gott! Die Wii U ist tot! Die kauft doch echt kein Mensch, hat ja bloß mittlerweile zwei bis drei ganze Handvoll geiler Titel – im Gegensatz zu den anderen Next Gen-Konsolen, die haben schließlich… ähhh, lassen wir das.
Mit »Mario Kart 8« werden Analysten, trve gamerz und sonstige Unsympathen zum wieder- und wiederholten Male sinnieren, ob DAS jetzt nun DER Titel ist, der die Wii U “retten” wird (spoiler alert: Das Urteil wird negativ ausfallen). Ja, DER einzig-einzelne Titel, weil man den Kauf einer Konsole ja immer nur von einem einzigen Spiel abhängig macht, das ist ja bekannt. Normale und coole Menschen wie ihr sehen das Ganze natürlich etwas lockerer, setzen sich in gemütlicher Runde auf der Couch vor dem exorbitant großen Flachbildschirm zusammen und haben unglaublichen Spaß.

So geschehen gestern: Ich muss (mal wieder) unglaubliche Lücken in meinem Videospielgeschichtswissen beichten und zugeben, dass das einzige Mario Kart, das ich jemals gespielt hatte, das original Super Mario Kart auf dem SNES gewesen war. Ist »Mario Kart 8« also bloß ein müder Aufguss schon da gewesener Ideen? Keine Ahnung. Zum Glück sind zwei befreundete Pärchen von mir die absoluten Nintendo-Fanboys (true to the core, aber sowas von!), sodass ich gleich vier Fliegen mit einer Klappe erschlagen konnte: Erstens – den Multiplayer testen. Zweitens – mir coole Tipps abholen (“Du kannst einen Stunt auf dem Boostfeld machen und sammel immer Münzen ein, dann fährst du schneller“). Drittens – erklären lassen, was es schon in anderen Teilen gab. Viertens – abklopfen, ob auch die Kart-Veteranen (immer noch) Spaß mit dem neuesten Ableger haben.

Das Wichtigste vorab: Alle waren begeistert und hatten riesigen Spaß, selbst wenn anfängliche Skepsis durchaus vorhanden war. Gerade der Vorgänger auf der Wii (Handheld-Ableger nicht mitgezählt) kam nicht besonders gut weg – zu lange dauerte es, bis die Fragezeichenblöcke für die Boni wieder auftauchten und bis man von Lakitu aus einem Abgrund rausangelt wurde. Das kannte ich auch von dem SNES noch so. MK8 ist dagegen um einiges flotter: Boni verpasst man eigentlich nur, wenn man direkt im Windschatten des Vordermanns fährt. Und wenn man rausgeangelt wird, geht das so schnell, dass man trotz dichten Fahrerfelds von Platz 1-2 auf 6-7 zurückfällt, statt wieder ganz hinten anzufangen. Alles wirkt sehr gebalanced und jeder war einmal Sieger.

Von dem großen neuen Feature, diesen Anti-Gravity-Kram mit Loopings und allem Drum und Dran, kriegt man vom Fahrgefühl her eigentlich nichts mit. Ab und zu fährt man mal senkrecht an einer Wand, aber ansonsten ist es so, wie beim Looping in der Achterbahn: Man hat halt das Gefühl, einen langen Berg hochzufahren. Hinterher im “Highlights”-Zusammenschnitt sieht das dann einigermaßen imposant aus, aber ganz ehrlich: So wirklich pralle ist der Auswahlalgorithmus nicht, sodass man schnell dazu übergeht, die Wiederholung zu skippen und stattdessen lieber auf der nächsten Strecke die Karten neu mischt.

Denn man ist ja ganz heiß darauf, die nächste Strecke zu sehen – das Spiel sieht einfach fantastique aus, wie man es von Nintendo-Titeln auf der Wii U mittlerweile gewohnt ist. Es gab des Öfteren “Ahhh” und “Ohhh” meiner Mitspieler zu hören, angesichts der kreativen, detailverliebten, imposanten und knuffigen Landschaften. Meine absolute Lieblingsstrecke ist übrigens die “Wario-Abfahrt”: Eine Skipiste, bei der man nicht wie üblich im Kreis fährt, sondern die eben eine Abfahrt ist – es wiederholt sich also nichts. Absolut geil und alles in wunderhübschem Schnee. Und alles steuert sich wie Butter und Sahne und niemand fühlte sich irgendwie, irgendwo, irgendwann mal billig um den Sieg betrogen.

Besonders gespannt waren meine Mitstreiter als alte Hasen natürlich auf die Retrostrecken, die – so ließ ich mir sagen – Standard bei den Mario Kart-Spielen sind: Alte Strecken aus Vorgänger-Teilen werden remixed und der aktuellen Präsentation angepasst. An der Auswahl schieden sich die Geister – mal gab es Jubelschreie, weil ein alter Favorit auftauchte, mal zog nur der eingeblendete Titel der Strecke genervtes Stöhnen nach sich. Gerne auch gleichzeitig von verschiedenen Leuten. Manchmal wich anfängliche Freude auch der Ernüchterung, weil der Remix der Strecke doch nicht so cool war. Andersrum war eine ehemalige Hassstrecke plötzlich nicht mehr ganz so schlimm. So oder so war es wohl kein billiges Copy & Paste, sondern durch ausreichend Neuschöpfung ein echter Mehrwert.

Am Ende des Abends (also nach 32 Strecken) waren sich alle einhelliger Meinung: “Das kaufen wir uns auch“. Selbst die MK-Skeptiker sahen eine große Verbesserung zum Vorgänger auf der Wii und wussten das verbesserte Balancing, das höhere Tempo und die bombastische Präsentation zu schätzen. Letztlich ist ein Mario Kart aber immer noch ein Mario Kart, man darf jetzt keine großen Sprünge im Design erwarten. Aber da es offenbar nur zwei Fraktionen gibt, nämlich die, die sich eh jeden Teil kaufen und die, die lange keines mehr in der Hand hatten, können beide bedenkenlos zugreifen. Holt euch das Ding, es lohnt sich! Und wer noch keine Wii U haben sollte: Holt euch das Ding, es lohnt sich!

Die mobile Version verlassen