Review: Lara Croft and the Guardian of Light 4

Review: Lara Croft and the Guardian of Light 4

Da wo das schwarz-weiße Filterabenteuer Limbo vor 5 Wochen den Anfang gemacht hat, wird niemand anders als Videospielikone Lara Croft aus der Frührente zitiert, um das Schlusslicht ins Ziel zu tragen. Die Rede ist dabei natürlich von Microsofts Summer of Arcade, welcher dieses Jahr mit 5 (mindestens zeitlich) exklusiven Xbox Arcade Games, Spieler durch das Sommerloch gebracht hat und nun mit Lara Croft and the Guardian of Light zum Ende kommt.

Als passionierter Verehrer des Lara-Kults, ist dieser Titel natürlich ein absolutes Muss und für 1200 Microsoft Points im gewohnten Preisrahmen der Download Games. Diesmal ist Frau Croft nicht allein unterwegs und wirft einige ihrer Regeln komplett über den Haufen. Doch hat es die Britin mit Händchen für große Waffen noch drauf oder hätte Entwickler Crystal Dynamics die Zeit lieber in das nächste vollwertige Abenteuer stecken sollen?

Wenn man die 3 Ausflüge auf den Gameboy Color auslässt, ist dies nun das zehnte Mal, dass wir mit Lara Tempel auf der Heimkonsole erkunden gehen. Dabei sind leider nach Teil IV der Chronik ihre Spiele immer weniger relevant geworden. Vor allem der Brei aus Legend, Anniversary und Underworld ist weit unter den Erwartungen geblieben, die diese Marke in der Regel aufbaut. Qualitativ muss sich aber kein Teil so sehr verstecken wie die Enttäuschung namens Angel of Darkness, welcher 2003 das Image der Tomb Raider Spiele stark in den Dreck gezogen hat. Böse Zungen behaupten sogar, dass es überhaupt nicht mehr möglich wäre nach diesem Bruch an die Qualität und den Erfolg der ersten Teile anzuknüpfen. Aber zum Glück gehören wir nicht zu diesen Neo-Retro Fanboys und geben jedem eine zweite Chance.

Nach 14 Jahren im Videospielbusiness nimmt sich Frau Croft nun der Herausforderung an und versucht ihr angekratztes Image wieder aufzupolieren. Dazu betrachtet sie die Dinge aus einer anderen Perspektive und nimmt dies beim Wort: Wer die Vorgänger kennt, wird sofort die ungewohnte isometrische Draufsicht bemerken. Diese ist fest und lässt sich nicht in Höhe oder Winkel verstellen. Das ist nach 15 Minuten Eingewöhnungsphase gut und gibt mehr Freiraum, um sich auf die Aktionen einzulassen. Auch die Steuerung ist anders als gewohnt. Am besten kann man es wohl mit Geometry Wars vergleichen, bei dem ebenfalls ein Stick zur Steuerung der Figur und ein Stick zur Rotation der Waffen genutzt wird. Hat man aber alle Knöpfe einmal ausprobiert, kann man sehr schnell von einer Ecke des Bildschirms zur anderen rollen, dabei Mienen legen und die Gegner aufs Korn nehmen.

Storytechnisch bleibt eine Überraschung aus. Während Lara sich auf einer Expedition im Urwald befindet, stößt sie (mal wieder) auf ein mystisches Artefakt. Natürlich ist die Gute nicht alleine, denn sie wird (mal wieder) von irgendeiner paramilitärischen Organisation verfolgt. Im Konflikt bricht die böse Kraft aus dem Artefakt frei und personifiziert sich in Form eines Mumienwesens, das (mal wieder) direkt ein paar tausend Kumpanen mitbringt. Dazu erwacht auch ein Steinkrieger namens Totec wieder zum Leben. Dieser hilft Lara als Coop-Partner den entfesselten Fluch wieder einzufangen. Wir fassen also zusammen: Dunkle Artefakte, Mumien, paramilitärische Dschungelkämpfer, ein uralter Indianerkrieger und eine Uzi-schwingende Frau. Passt doch alles ins Weltbild.

Die Missionen variieren dabei zwischen Dungeons, die erkundet werden müssen, offenen Karten auf denen Schatzteile zu finden sind oder Intermezzi mit fetteren Zwischengegnern. Alle Level können dabei allein oder im Coop-Modus gelöst werden, wobei sich die Rätsel der Spielerzahl anpassen. Es macht also durchaus Sinn (auch wenn man nicht nur geil auf die Achievements ist) das Spiel in beiden Modi und den verschiedenen Schwierigkeitsgraden auszuprobieren.

Lara Croft and the Guardian of Light (Xbox 360)
Entwickler: Crystal Dynamics
Publisher: Square Enix/EIDOS
Erscheinungsdatum: bereits erschienen
USK-Einstufung: freigegeben ab 12 Jahren
Preis: 1200 MS-Punkte

Macht Lara Croft and the Guardian of Light denn auch Spaß? Die Frage lautet eher: Was erwartet ihr? Hier wird definitiv nicht versucht, die Lara, welche wir für Tomb Raider I-III lieben, wiederzubeleben. Crystal Dynamics versuchen eher, mit dem Spin-Off frischen Wind in die Franchise zu bringen und das angeschlagene Bild der Vorzeigefrau einer ganzen Mediensparte aufzulockern. Dieses war auch dringend nötig und gibt der Serie hoffentlich genügend Aufschwung um jedermann offen für mehr Änderungen im Tomb Raider-Universum und für das nächste Lara-Kapitel zu machen.

Lara Croft and the Guardian of Light ist ein verdammt netter Iso-Shooter, der locker von der Hand geht und sowohl allein als auch zu zweit vor der Glotze für einen schönen Abend Unterhaltung sorgt. Natürlich wird mit der Frau im grünen Tank-Top tief in unserer Nostalgie gekramt, aber dies verstärkt das kurzweilige Ballervergnügen wunderbar. Eigentlich ein Must-Have für die nächste Coop-Nacht!

(Anm. in eigener Sache: Ich kann nicht darauf eingehen ob der Brustumfang der Protagonistin im Vergleich zum letzten Tomb Raider zu- oder abgenommen hat. Dennoch habe ich genauer hin geschaut und kann versichern, dass noch alles ordentlich aussieht und Lara immer noch den Zockwork-Holz-vor-der-Hütte-Award bekommen würde.)

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4 Comments

  1. Sehr schöner Artikel :). Ich habe bis jetzt nur die Demo gespielt und bin auch sehr glücklich mit dem neuen Spielprinzip. Nur Lara’s Bemerkungen klingen manchmal wie die eines trotzigen kleinen Mädchens.

    (Also ich denke der Brustumfang hat etwas abgenommen und sie wirkt etwas athletischer.)

  2. Ich muss ehrlich gestehen das ich dieser Spiele Art, die hier gerade “ausprobiert“ wird generell nicht viel abgewinnen kann. Ich selber sehe mich als Lara Fan der ersten stunde, und habe alle Teile in meiner Sammlung. Die meisten auch für mehrere Systeme. Ich befinde mich in einem gewissen Zwiespalt. Einerseits möchte ich ein neues Spiel mit Lara und wünsche den Entwicklern viel Erfolg, andererseits möchte ich nicht das vom alten Spielkonzept zu viel aufgegeben wird. Schon die Tomb Raider vs. Uncharted vergleiche konnte ich nicht verstehen. Beides sind in meinen Augen komplett verschiedene Spiele.

    Ich verstehe aber auch das Problem des Publishers. Die letzten drei Tomb Raider Teile waren alle samt tolle Spiele die aber wohl weit hinter den erwarteten Verkaufszahlen zurück geblieben sind. Die Kino Filme haben vielleicht auch dazu beigetragen das sich die Erwartung an die Serie selber bei vielen geändert hat.

    Ich selber wünsche mir ein Tomb Raider das sich im großen und ganzen an die ersten drei Teile hält. Mit forschen, kniffeligen Sprüngen und rätseln. Aber alleine schon aus Sympathie zu Crystal Dynamics werde ich mir das Spiel zulegen, wenn auch erst demnächst beim PC release.

    Solong

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