Zockwork Orange

Review: Final Fantasy XIII

So. Schluss mit lustig, ihr alten Meckerpötte. Hier FINAL FANTASY XIII lächerliche 10 Stunden anzocken und sich darüber aufregen, dass man immer nur geradeaus läuft und X-Buttonmashing betreiben muss? Ihr wisst noch gar nichts. Der schmerzfreie Fabian hat es durch-ge-spielt! Mit fast 62 Stunden auf dem Tacho berichte ich euch direkt aus der Hölle. Die Grundlagen hat ja bereits David in seinem Angespielt-Artikel abgedeckt, so dass ich gleich zum Eingemachten kommen kann.

Vorab: The “FF13 wird später besser” is a lie! Die Wahrheit: FF13 verändert sich im gesamten Spielverlauf nicht nennenswert – ich frage mich, welche Stelle die ganzen Leute meinen, die dann plötzlich so toll und anders sein soll? Wenn man David foltern wollte, müsste man ihn wohl gefesselt vor FF13 setzen und “Spiel so lange, bis du die gute Stelle findest!” sagen. Wer meine Podcast-Aussagen verfolgt hat, weiß bereits, dass ich den Aufbau von FF13 eigentlich genau umgekehrt sehe: FF13 fing für mich nämlich sehr spannend an. Gerade im Kampfsystem und in der Charakterentwicklung werden zu Beginn ständig neue Spielelemente eingeführt, die kennengelernt und gemeistert werden wollen. Erst wenn man diesen Teil hinter sich hat, wird es zäh: Laufen, kämpfen, Cut-Scene, kämpfen, laufen, kämpfen, Cut-Scene, Cut-Scene, laufen… das Leveln zwischendurch ist die kurze Belohnung für die harte Arbeit, die einem FF13 bereit stellt. Blut, Schweiß und Tränen – dies ist das Bootcamp für WoW-Goldfarmer.

Auch die Schlauch-Levels werden bis zum Schluss nicht weniger. Es gibt mit der Archylte-Steppe eine einzige Stelle, die aus diesem Raster fällt – ich kann mir aber echt nicht vorstellen, dass die alle so toll finden: Diese Steppe ist ein recht weitläufiges Areal (ein Oblivion oder Fallout 3 lacht sich über die Dimensionen kaputt, für FF13 ist es aber die reinste Sandbox) und was kann man da machen? Rumlaufen. Und kämpfen. Keine Cut-Scenes hier und Dörfer gibt es eh im ganzen Spiel nicht. Der Witz ist aber, dass die Charaktere bei dem ersten Besuch noch viel zu schwach sind, um gegen 80% der Gegner überhaupt zu bestehen – was soll das?

Aber junger Padawan“, höre ich die erfahrenen RPG-ler, “zu schwach gibt es nicht. Geh bei Gegnern auf deiner Augenhöhe leveln und probier es dann nochmal“. Das funktioniert bei FF13 aber nicht: Gelevelt wird hier im sogenannten Kristarium, wo man quasi Erfahrungspunkte gegen mehr Hitpoints, neue Zaubersprüche, etc. eintauscht. Dieses Kristarium wird nur an festen Stellen im Spiel – meistens nach Bosskämpfen – erweitert. Wenn man also bis dato schon alles eingekauft hat, kann man zwar für später Erfahrungspunkte sammeln, die aber vorerst nicht nutzen.

Man kann kurz vor und nach dem Ende der Haupthandlung nochmal zur Archylte-Steppe zurückkehren, mit seinen deutlich stärkeren Helden hier ordentlich Rabatz machen und auch noch einen Haufen Sidequests lösen – die fast ausnahmslos aus “Gegner ausfindig machen, kämpfen, siegen, coolen Gegenstand bekommen” bestehen. Mal abgesehen davon, dass ich das über 60 Stunden in der Hauptquest hatte – wozu soll das denn nach Spielende noch gut sein? Aus, aus, das Spiel ist aus! Was soll ich noch mit tollen Gegenständen?

Ein Blick in den Spieleführer verriet mir übrigens, dass auf die wahren Otakus noch viele andere Aufgaben warten: Wolle von Schafen ernten (Sinn und Zweck davon bitte selbst rausfinden), mit Chocobos auf Schatzsuche gehen, und so weiter. Find ich super, eine Freak-Aufgabe dieser Art gab es ja beispielsweise auch mit der Chocobo-Zucht in Teil 7. Schöne Tradition also, aber für mich ist das gerade nichts. Vielleicht später mal.

Die Charaktere, die mir anfangs so auf den Keks gingen, habe ich inzwischen tief ins Herz geschlossen. Ich mag die Rasselbande! Sogar Hope, der weinerliche Junge, war die ganze Zeit über Mitglied meiner Party (man kann sich später jederzeit drei der sechs Charaktere aussuchen). Man muss sich eben daran gewöhnen, dass sie – wie alle Leute im Spiel – larmoyant und schleierhaft daher reden. Die nebulösen Dialoge werden allerdings zum handfesten Problem: In der Geschichte von FF13 ist großes Potenzial zu erkennen, wäre sie nur nicht so unglaublich grauenhaft erzählt.

Wie kann das sein: das Teil hat den Umfang von sechs anderen Spielen, alle paar Minuten gibt es eine Filmsequenz – und ich hatte bis zum Schluss nicht den geringsten Schimmer, was ich eigentlich genau mache. Warum jetzt wer gegen wen und wieso ich dazwischen und so weiter. Wie kann eine Erzählung so viel Zeit mit orakelhaften Nichtigkeiten füllen? Hilfreich für die Zusammenhänge ist das Datalog, aber David erwähnte es bereits: Alles nachlesen will man ja doch nicht, vor allem sollten doch an die tausend Zwischensequenzen (es sind wirklich verdammt viele!) in der Lage sein, die an sich nicht all zu komplexe Geschichte schlüssig zu vermitteln?

Was bleibt auf der Haben-Seite? Ich bin immer noch ein Fan des vereinfachten Kampfsystems, das flott von der Hand geht. Kämpfe werden übrigens schnell ziemlich schwer und sind unmöglich zu gewinnen, wenn man seine Kampfparadigmen nicht sinnvoll gewählt hat und aus dem Effeff beherrscht. Buttonmashing ist das nicht mehr. Dann haben es mir natürlich die tolle Grafik und insbesondere die Musik angetan. Überhaupt ist FF13 qualitativ sehr hochwertig – mir ist in der ganzen Spielzeit kein einziger Bug aufgefallen, die Ladezeiten sind kurz, alles greift sauber ineinander. Man hat lauter nette Jungs und Mädels in seiner Party: jeder hat zwar auf seine Art einen Hau weg, aber sie sind wirklich sympathisch. Es gibt viele abwechslungsreiche Monster zu bekämpfen – absoluter Wahnsinn, was hier aufgefahren wird. Generell bekommt man hier in der Summe sehr viel Spiel fürs Geld – über 60 Stunden allein für die Haupthandlung, da können sich andere Spiele mal wirklich eine dicke Scheibe von gönnen. Das Problem: für stetige Begeisterung hier muss man dann schon ein wenig autistisch veranlagt sein.

Fazit: FF13 ist ein auf Hochglanz poliertes Spiel, das sich an allen Stellen um Makellosigkeit bemüht und sich dabei in seiner Monotonie suhlt. Jeder, der das Spiel in der Luft zerreißt, hat irgendwo recht und ich kann jeden verstehen, der sich genervt abwendet. Trotz allem mag ich es. Es wird nicht mein Spiel des Jahres (das hoffe ich zumindest – ihr glaubt ja nicht, was in der Zeit jetzt alles an ZockWORK liegen geblieben ist und nachgeholt werden muss!), aber ich habe es gern. Es ist im gesamten Ablauf so stupide-konsequent, dass ich mich an all seine Spleens gewöhnen konnte und irgendwann einfach nur noch weiter und weiter gespielt habe. Hey, FINAL FANTASY XIII! Lass uns doch einfach Freunde bleiben.

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