Zockwork Orange

Review: Erica

»Erica« aus dem Studio »Flavourworks« wirft viele Fragen auf. Nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch, wie es spielerisch einzuordnen ist. Ist es ein interaktiver Film? Ein cineastisches Spiel? Ist man Zuschauer oder doch Spieler? Und worum zum Henker geht es eigentlich genau?

Doch von vorne. Über Kindheitserinnerungen erfahren wir ein wenig über Erica und ihren Vater. Erica hat ein Muttermal in Form eines Schmetterlings und ihr Vater erzählt ihr, dass ihre mittlerweile verstorbene Mutter und viele andere Frauen vor ihr ein ähnliches Mal am Körper trugen. Dieses, so Ericas Vater, solle auf magische Kräfte hinweisen, Frauen mit Schmetterlings-Mal seien in der Lage, in die Zukunft zu sehen.

Kurz darauf wird Ericas Vater ermordet und noch viele Jahre später plagen Erica Erinnerungen daran, wie sie ihren toten Vater mit einem Symbol in die Brust geritzt vorfand. Als weitere Morde nach ähnlichem Muster geschehen, wird Erica gezwungen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen. Alles scheint mit dem Delphi-Haus zusammenzuhängen, der Klinik, in der ihr Vater gearbeitet und ihre Mutter kennen gelernt hat. Die Polizei bringt Erica zu ihrer eigenen Sicherheit vorerst dort unter, für sie beginnt nun eine Reise in ihre Vergangenheit und die ihrer Eltern, eine Reise voller seltsamer Träume, merkwürdiger Symbole und Mysterien.

Ähnlich wie in Netflix’ »Bandersnatch« schauen wir einen Film, in den wir ab und zu eingreifen können. Meist sind das kleine Dinge, die auf die Story nur wenig Auswirkung haben und dem Spieler einfach das Gefühl geben sollen, involviert zu sein. Erica geht zur Tür und greift nach dem Schlüssel, der Spieler dreht ihn um. Erica hält ein Feuerzeug in der Hand, an dem viele Erinnerungen hängen – der Spieler öffnet es und zündet es an. Quick-Time-Events oder hektische Entscheidungen gibt es in »Erica« keine, kommt unsere Protagonistin doch mal an eine sprichwörtliche Weggabelung, kann man sich Zeit nehmen. Nach etwa drei Stunden habe ich die Story beendet, oder zumindest einen der möglichen Pfade, denn unterschiedliche Entscheidungen verändern den Lauf der Geschichte. Ich hatte nicht das Gefühl, alles gesehen oder überhaupt die Geschichte vollständig verstanden zu haben. Einen zweiten, wenn nicht gar einen dritten Durchgang werde ich Erica sicher widmen, nur waren die Entscheidungen teilweise so subtil, dass ich gar nicht genau weiß, was ich anders machen müsste, um ein anderes Ende zu sehen.


Erica – Launch Trailer

Unterm Strich ist »Erica« ein packender Mystery-Thriller, der den Spieler an der Auflösung teilhaben lässt ohne sich dabei zu viel reinreden zu lassen. Dabei wird erzählerisch das Rad nicht neu erfunden, die Story ist spannend und unterhaltsam, haut einen aber nicht unbedingt vom Hocker. Wer schon mal den einen oder anderen Film gesehen hat, wird hier keine großen Überraschungen erleben. Punkten kann »Erica« bei der Umsetzung – vor allem hat mich beeindruckt, wie flüssig sich die Entscheidungen in das Gameplay einfügen. Während wir entscheiden, läuft der “Film” weiter und dass die Steuerung so simpel wie möglich gehalten ist, hilft dabei, dass man sich voll und ganz auf die Geschichte konzentrieren kann. Spielt »Erica« am besten mit der Smartphone-App, in den meisten Fällen braucht man nur einen Finger und kann ganz entspannt und intuitiv steuern, ohne Ablenkung.

»Erica« gibt es für gerade mal €9,99 im PlayStore.

Ein Reviewcode zu »Erica« wurde uns netterweise kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Die mobile Version verlassen