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Past Cure: Vielversprechende Preview-Version mit kleinen Schwächen

Past Cure

Nach einem kleinen Einblick in »Past Cure« auf der gamescom, bekam ich nun Gelegenheit, mir eine Preview-Version des Spiels anzusehen. Ich war gespannt, wie sich die Mischung aus Stealth und Action machen würde.

Vielversprechende Story

Ich schlüpfe in die Rolle von Jan, einem Ex-Special-Force-Agenten, der Opfer geheimer Versuche an Menschen wurde und dadurch sein Gedächtnis verloren hat. Eine mächtige Firma versucht nämlich seit Jahren, den menschlichen Geist mit übernatürlichen Fähigkeiten zu erweitern und ihn dadurch als Waffe einzusetzen. Viele Menschen wurden dabei als Versuchskaninchen missbraucht, starben bei den Forschungen oder sie behielten irreparable Hirnschäden zurück.

Jan versucht nach und nach zu rekonstruieren, was in den letzten Jahren während seines Spezialeinsatzes passiert ist, denn ganze drei Jahre fehlen in seinem Gedächtnis. Unterstützt wird er dabei von seinem Bruder Marcus, der ein kleines Strandhaus besitzt, das er Jan als Unterschlupf angeboten hat. Dies ist auch einer der ersten Schauplätze der Preview-Version von »Past Cure«.

Auf Grund der Experimente leidet Jan an starken Alpträumen. Die Wirklichkeit vermischt sich dabei mit Visionen und es ist manchmal schwierig zu erkennen, was Realität und was Einbildung ist. Nur mit Medikamenten (die natürlich ein rares Gut sind) ist Jan in der Lage, seine Halluzinationen im Griff zu behalten und nicht durchzudrehen.

Übersinnliche Fähigkeiten für den Kampf gegen den Feind

Die Experimente haben Jan zwar das Gedächtnis genommen, ihm aber auch zusätzliche Fähigkeiten verschafft. Zum einen ist er jetzt in der Lage, die Zeit zu verlangsamen und dabei seinen vermeidlichen Gegnern zuvor zu kommen. Zum anderen kann er seinen Geist von seinem Körper lösen und mit einer Art Telekinese kleinere Aktionen an weiter entfernten Orten ausführen. Das klingt zunächst spannend und lässt auf einige Rätsel schließen, die mit Hilfe dieser Fähigkeiten zu lösen sind.

Eine der Hauptaufgaben der Preview-Version war es, mir die Hintergrundstory näherzubringen und das ist auch einigermaßen gut gelungen. Durch Telefongespräche oder Dokumente, die im Strandhaus zu finden sind, kann ich mir einiges zusammenreimen. Praktischerweise gibt es im Keller auch gleich noch einen Schießstand und einen Boxring, in denen ich meine Kampffertigkeiten trainieren kann. Das lässt schon tief blicken, was mich im restlichen Spiel erwartet. Allerdings war die Steuerung dabei manchmal etwas hakelig und die Anzeigen beziehen sich auf den PS4- und nicht auf den PC-Controller, aber damit kann ich leben. Das wird bis zum endgültigen Release sicher noch behoben.

Dann gibt es aber von mir einen dicken Minuspunkt. Langatmige Zwischensequenzen und Kamerafahrten sollen wohl die Stimmung und die Verzweiflung von Jan transportieren, aber für mich zogen sich die einzelnen Szenen einfach nur wie Kaugummi. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen. Ginge es im ein narratives Spiel, dann wären die Sequenzen in Ordnung, aber für ein Action-Game waren sie für meinen Geschmack viel zu lang.

Keine Überraschungen bei der Grafik

Die Grafik ist schön und solide gestaltet, obwohl mache Texturen etwas verwaschen aussehen. Auch wirkt die Umgebung im Strandhaus und in den anschließenden Tutorialbereichen etwas steril. Hier hätten ein paar Details mehr nicht geschadet. Schöne Lichteffekte und die phantasievollen Visionen sind aber trotzdem immer wieder ein Hingucker.

Gespielt wird aus der 3rd-Person-Perspektive, bei der ich meine Spielfigur aber nicht als Ganzes sehe, sondern sozusagen immer nur einen Blick über seine Schulter werfen kann. Diese Positionierung finde ich persönlich immer etwas unangenehm, da ich dann das Gefühl habe, nicht alles im Blick zu haben. Auch bewegt sich meine Spielfigur dadurch immer etwas schräg und unnatürlich. Das kann aber auch Einbildung sein.

Tutorials als Durststrecke

Was aber für meinen Geschmack überhaupt nicht funktioniert hat, sind die langatmigen Tutorialabschnitte, in denen es darum geht, Jans übernatürliche Kräfte einzusetzen. Wo andere Spiele neue Fähigkeiten im Spielgeschehen erproben lassen, schickt »Past Cure« mich dafür in eigens dazu kreierte Übungsräume. Ich komme mir fast vor wie in »Portal«. Nach dem fünften Raum frage ich mich langsam, wann endlich das eigentliche Spiel anfängt und ich merke, wie ich langsam die Lust verliere mich weiter durch die Räume zu kämpfen. Auch wenn diese Räume vielleicht Jans Alpträume darstellen sollen, habe ich das Gefühl, ewig festzustecken und im Spiel nicht wirklich voranzukommen. Auch hier könnte das Programm straffer durchgezogen werden.

Die Telekinesesteuerung funktioniert leidlich gut, wenn auch die Reichweite mir etwas kurz wirkt. Beim Verlangsamen der Zeit scheint mir aber etwas schief gegangen zu sein. Denn nicht nur die Gegenstände und Personen um mich herum bewegen sich in Zeitlupe, sondern ich mich auch. Den Vorteil, den ich dadurch haben sollte, erschließt sich mir nicht. Angeblich soll ich z.B. dadurch auf mich zu fliegende Gegenstände besser treffen und abschießen können, aber erstens kann ich dann auch nur in Zeitlupe zielen und der Effekt hält einfach nicht lange genug an, um wirklich etwas zu erreichen. Schade.

Mein Fazit

Während ich auf der gamescom einige Actionszenen durchleben durfte und auch Jans übernatürliche Fähigkeiten zum Lösen verschiedener Rätsel einsetzen konnte, war ich von der Preview doch ein wenig enttäuscht.

Viel zu viele Cutscenes, zu langatmige und sterile Tutorialsequenzen, eine Steuerung, die auf die PS4 ausgelegt war und Fähigkeiten, die ich vermutlich bezüglich ihrer Wirkungsweise falsch eingeschätzt und überschätzt hatte, lassen mich etwas frustriert zurück.

Das, was ich allerdings an Action und Stealth ausprobieren durfte, hat mich dann teilweise mit »Past Cure« wieder versöhnt und ich hoffe, dass der zähe Einstieg bis zum Release noch etwas gestrafft wird.

Insgesamt hat die Story viel Potential und es wird ja noch fleißig am Spiel gebastelt. Man darf auch nicht vergessen, dass hier ein kleines Team von ca. 10 Leuten an »Past Cure« werkelt und keine Heerscharen von Entwicklern. Bis zum Release im Februar 2018 bleibt ja auch noch etwas Zeit und ich werde dem Spiel dann auf jeden Fall noch einmal eine Chance geben.

 

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