Mechs sind cool. So cool, dass sie sogar ein Grund sind, sich die Matrix-Fortsetzungen anzusehen. So cool, dass sogar ich mich mal an einen Online-Shooter wage. Denn kürzlich flatterte die Einladung zur »Hawken«-Beta herein. Der Free-to-Play-Titel hatte im Vorfeld schon für Aufsehen gesorgt, wurde er doch mit einer Grafik präsentiert, die man so sonst eher von Triple-A-Spielen gewohnt ist. Doch eins schon mal vorweg: Fans von Mech-Simulationen dürften enttäuscht sein, spielt sich Hawken doch eher wie ein behäbigeres »Unreal Tournament« und verzichtet komplett auf komplizierte Steuermanöver eines »MechWarrior«
Tatsächlich sind die Metallklumpen gar nicht so unbeweglich wie sie aussehen. Neben der Fähigkeit sich mit Raketenantrieb kurz durch die Luft nach oben oder schnell nach vorne zu bewegen, bringt einem »Hawken« gleich am Anfang das überlebenswichtige Dodgen bei. Mit Shift und je nach Richtung A oder D auf der Tastatur, vollführen sie grazil einen Hechtsprung zur Seite, der oft vor Schaden bewahrt und in eine taktisch günstigere Position führen kann. Trotzdem fühlen sich die Kampfkolosse immer noch wie Maschinen an und das dürfte ja ein kleiner, wenn auch schwacher Trost für oben erwähnte Mech-Sim-Freunde sein. Nachteil: Durch die eingeschränkte Sicht und die Trägheit der Maschinen verliert man in Kampf- und Ausweichsituationen schnell mal die Übersicht und so verabschiedete sich mein Mech schon das ein oder andere Mal von einer Klippe, statt sich brav dem Kampf Blechhaufen gegen Blechhaufen zu stellen.
Vier Spielmodi stehen bisher zur Auswahl: Missile Assault ist eine Art King Of The Hill. Hier müssen drei Raketensilos eingenommen und verteidigt werden. Hat man lange genug drei Silos in seinem Besitz gehabt, wird die gegnerische Basis zerstört und der Sieg ist errungen. Im Spielmodus Siege werden wortwörtlich schwere Geschütze aufgefahren. Mit Hilfe von Flaks und Geschütztürmen wird die eigene Basis verteidigt, während nebenbei Ressourcen für einen Luftangriff auf den feindlichen Stützpunkt gesammelt werden. Deathmatch und dessen Team-Variante sind natürlich auch vorhanden. Gekämpft wird in teilweise recht großen Arenen, die fast immer mehrere Ebenen haben und gerade im Team ergeben sich so taktische Möglichkeiten. Leider sind die Spielmodi alle recht klassisch und schöpfen das Potential dieses wiedererweckten “Genres” überhaupt nicht aus. Bleibt zu hoffen, dass später noch neue und spannendere Varianten nachgereicht werden. Über das unfaire Matchmaking-System, das meinen Milchbrötchen-Mech in ein Spiel gegen aufgepumpte, bluthydraulikölrünstige Killermaschinen steckt, rege ich mich jetzt mal nicht auf.
Für Abschüsse oder Assists gibt‘s Erfahrungspunkte und der eigene Mech steigt im Level. Die pro Stufe verdienten Talentpunkte dürfen dann in drei Skilltrees untergebracht werden, deren Namen eigentlich für sich selbst sprechen: Offense, Defense, Movement. Aber da hört das Finetuning noch nicht auf. Neben Erfahrungspunkten gibt es die Hawken-Credits, die man immer am Ende eines Matches, natürlich abhängig davon, wie gut oder schlecht die Runde für sich oder das Team ausgegangen ist, erhält und im Shop gegen neue Mechs eingetauscht werden können. Jeder der Stahlriesen wird mit seiner eigenen Spezialfähigkeit geliefert. Während der Starter-Mech der Beta die Fähigkeit besitzt überhitzte Waffen auf Knopfdruck abzukühlen, kann ein anderer sich z.B. in ein wenig mobiles, aber starkes Geschütz verwandeln. Darüber hinaus können neue Waffen und Support-Gadgets gekauft werden, die zum präferierten Spielstil passen. Darunter finden sich beispielsweise aufstellbare Geschütztürme als Zweitwaffe oder ein Projektor der den eigenen Mech als Hologramm auftauchen lässt um so beim Gegner Verwirrung zu stiftet. Aber, wir würden nicht über ein Free-To-Play-Spiel sprechen, wenn man nicht auch sein echtes Geld irgendwie loswerden könnte. Alle Upgrades und Mechs sind ebenfalls gegen Meteor-Credits freischaltbar, die online beim Publisher erworben werden können. Keine Sorge, einen Vorteil hat der Zahlungswillige dadurch aber noch längst nicht. Lediglich Veränderungen am Aussehen der Mechs sind ausschließlich gegen Echtgeld verfügbar, der Rest auch über die erwähnten erspielbaren Punkte. Der einzige Grund – daneben, dass man die Entwickler ja auch mal unterstützen darf – seine Moneten auszugeben ist die Gemütlichkeit mit der die In-Game-Punkte derzeit auf das Konto fließen. Nach ca. eineinhalb Stunden hatten sich auf meinem Account gerade mal 700 Punkte angesammelt. Ein neuer Mech beispielsweise kostet um die 6500.
Die paar Stunden die ich bisher mit Hawken verbrachte machten zwar schon ein bisschen Spaß, doch so richtig euphorisch wurde ich zu keiner Zeit. Dafür ist der Progress viel zu gering, Spielvielfalt und –tiefe praktisch nicht vorhanden. Darüber trösten auch schick aussehende Arenen und coole Kampfmaschinen nicht hin weg. Interessant bleibt es dennoch, befindet es sich schließlich in der Beta-Phase und Adhesive Games wird sicherlich noch einiges verbessern. Aueßerdem: Reinschauen kost’ ja nix!