Erst vor kurzem habe ich aus Vorfreude auf den von zweiten Teil der Dragon Age-Saga zum Erstling von 2009 gegriffen und war entzückt. Danach konnte man mich nur schwer vom Bildschirm losreißen und etliche DLCs waren kein gutes Gegenmittel. Fast jede Ecke der Fabelwelt habe ich mit meinen Helden erforscht und nach dem Ende wurden innerlich nur noch die Tage und Stunden bis zum 9.3. runter gezählt. Am letzten Wochenende konnte ich endlich Zeit mit Dragon Age 2 verbringen und nach einem 40 Stunden Game-Marathon bin ich um einen Haufen virtueller Erlebnisse reicher, natürlich völlig bereit meine Meinung zu teilen.
Vollgepackt mit Boni wie den ersten beiden DLCs, Pre-Order Items und der Sir Isaac-Rüstung aus Dead Space 2, brach ich in das Abenteuer von Champion Hawke auf. Dieser flieht aus Ferelden, dem Schauplatz von Origins, und sucht Zuflucht in der Hafenstadt Kirkwall. Seine Geschichte riecht zwar anfangs noch stark nach Tolkien, aber schnell entwickelte Dragon Age II eine eigene Note, die etlichen Facetten aus den tiefen Minen holt und über drei verschiedene Epochen vorzüglich ausbreitet. Darunter sind auch schon mal Quests, die eher an einen guten Krimi oder eine Folge CSI erinnern, als an Elfenmärchen. Einziger Unterschied: Die Darsteller sind Drachen, Zwerge und gehörnte Quari. Alles was in der Charakterauswahl fehlt sind Hobbits, die wie Peter Jackson aussehen.
Besonders gut hat mir gefallen, wie Hauptplot, Nebenmissionen und die Abenteuer mit den Companions zu einem soliden Netz geflochten werden. Das gibt einem nie das Gefühl, den roten Faden zu verlieren oder vergeblich nach neuen Aufgaben zu suchen. Der Vorgänger hat hier und da das Gefühl verbreitet, man würde sich nur an einen Strohhalm nach dem anderen klammern, bis man plötzlich im letzten Gefecht steht. Dieses kommt im zweiten Teil nach rund 40 Stunden und ist somit ungefähr ähnlich “schnell” durch gedaddelt wie in Origins. Dafür wurde der Spielfluss aber um einiges potenziert. In der Spielzeit ist an Ecken und Enden etwas Spannendes passiert, inklusive einem Ende, welches nicht schon von Beginn an offensichtlich ist. Da fällt es durchaus schwer, zwischendurch einen Punkt zum Aussteigen zu finden. Dazu kommt natürlich, dass jede Entscheidung zwischen Hawke und seiner Gefolgschaft Einfluss auf den Ausgang der Geschichte hat.
Größte Unterschiede zu Origins sind wohl die limitierte Weltkarte und das dynamische Kampfsystem. Bei beidem werden Hardcore-Rollenspieler wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber aus meiner Sicht sind alle Änderungen nur zum Vorteil des Spiels geschehen. Zwar war ich anfangs auch über die Begrenzungen von Kirkwall und Umland ernüchtert, aber die Welt lebt von seinen prächtigen Figuren, die über die verschiedene Zeitepochen wachsen. Dazu kommt der schon erwähnte Flow, den das Spiel dadurch bekommt. Durch diese Ersparnisse profitiert das Netz der Quests und die Stadt wird für den Spieler schnell heimisch.
Das Kampfsystem auf der anderen Seite hat meine Liebe direkt im ersten Gefecht gewonnen. Sofort kam ein bisschen Feeling von God of War auf, gemischt mit etliche Freiheiten, die es im Ausbau der Fähigkeiten gibt. Insgesamt spielt sich Dragon Age 2 so in Gefechten wesentlich schneller, mit Fokus auf Actioneinlagen. In der von mir bevorzugten Klasse Magier, hat das aber zum Beispiel auch Nachteile. So sind Zaubersprüche nicht mehr so mächtig wie im Vorgänger und auch die Mana-Reserven werden schneller knapp. Dennoch fühlt man sich so auf eine positive Art gefordert, in das eigentliche Geschehen einzudringen und verschiedene Taktiken auszuprobieren.
Von Abstürzen oder Bugs bin ich weitestgehend verschont geblieben. An einer Stelle ist ein Levelboss einfach verschwunden und hat mich so in einem Raum gefesselt, ein anderes Mal ist mir beim Laden die Xbox abgestürzt. Viel größerer Störenfried war der zusätzliche DLC “The Exile Prince, welcher sich zwar Prpoblemlos in das Hauptspiel einfügt und bis ins letzte Gefecht Einfluss hat, aber keine Achievements freischaltet. Die werden nämlich trotz erfüllter Aufgaben nicht aktiviert. Ein Fehler, der wohl nur bei der Xbox eintritt und BioWare bekannt ist. Da bleibt nur zu hoffen, dass dies bald mit einem Patch behoben wird und alle die Achievements nachgereicht bekommen. Ohne Probleme könnte ich den einen oder anderen Bug übersehen oder einen Neustart der Konsole machen, aber keine Erfolge für sein Spielen zu bekommen nervt mich inzwischen doch sehr. Immerhin darf ich mich in diesem Fall um 130 Punkte bestohlen fühlen. Trotzdem hoffe ich, dass die Geschichte um den Champion von Kirkwall in Form von anderen DLCs fortgeführt wird. Nur bitte ohne solch lästige Fehler.
Dragon Age II
Entwickler: BioWare
Publisher: Electronic Arts
Erscheinungsdatum: 10. März 2011
USK-Einstufung: ab 18 Jahren freigegeben
Dragon Age II für Xbox 360, PS3 oder PC kaufen.
Am Ende bin ich trotz gelegentlicher Zweifel während der Spielzeit rundum zufrieden mit Dragon Age 2, bereue keine investierten Euros und würde es ohne schlechtes Gewissen jedem weiter empfehlen der sich gerne mit umfangreichen Geschichten beschäftigt. Die Änderungen am Spielkonzept kommen Spielern wie mir, die nie wirklich etwas mit Fantasy-Rollenspielen anfangen konnten, zu gute und erinnert mich an die gemachten Schritte zwischen Mass Effect 1 und 2. Vielleicht ist die aufgepumpte Engine aus dem ersten Teil nicht mehr State-of-the-Art, aber wenigstens liegt die englische Tonspur, welche einfach oh so lovely ist, auf jeder Disc bei. Allen Ungläubigend die mir widersprechen, möchte ich trotzdem zum Probieren raten, die veröffentlichte Demo könnte helfen. Welche Gründe sollten also gegen einen Ausflug in das Land der Drachen und Dämonen sprechen?