Wie ja hinlänglich bekannt, lasse mich ja gerne auf Games mit außergewöhnlicher Grafik ein. Das schließt sowohl üppige fotorealistische Umgebungen als auch handgemalte minimalistische Grafiken mit ein. Alles was vom Standardbrei abweicht, muss genauer angesehen werden. Bei vielen Spielen stört es mich dann auch nicht, wenn keine tiefergehende Story vorhanden ist, sofern es mir etwas für’s Auge bietet. Dann sitze ich einfach nur da, lasse die mir gebotenen Szenarien auf mich wirken und gehe das Ganze etwas langsamer und meditativer an. Natürlich sind da auch immer mal wieder kleinere oder größere Flops dabei, aber wenn man nichts Neues ausprobiert, verpasst man ja immer wieder mal ein paar kleine Perlen.
Deshalb habe ich auch gleich zugegriffen, als mir ein Review-Code zu »KINGDOM of the DEAD« angeboten wurde. Ein Horror-Shooter mit außergewöhnlicher Grafik? Da muss ich doch einen Blick reinwerfen!
Monster pflastern meinen Weg
Die Story ist schnell erzählt. Das Spiel setzt mich an der Ostküste Nordamerikas im 19. Jahrhundert ab. Das tut aber eigentlich nichts zur Sache und könnte auch jeder andere beliebige Ort sein. Ich spiele den Agenten Chamberlain und habe mich einem geheimen Regierungsprogramm GATEKEEPER angeschlossen, um eine überirdische drohende Gefahr zu besiegen. Der Tod sammelt nämlich seine Kräfte, zieht Armeen von Untoten und Monstern zusammen und bedroht die geschwächte Oberwelt … also uns Lebende.
An verschiedenen Schauplätzen werde ich nun abgesetzt, um die Gestalten aus dem Jenseits auszurotten. Offensichtlich ist Agent Chamberlain der Einzige, der der drohenden Invasion gewachsen ist und sich ihr mutig entgegenstellt. Begleitet werde ich von einem sprechenden Schwert, das meine einzelnen Missionen mehr oder weniger ironisch kommentiert. Komplizierter wird’s auch nicht. Ich ziehe also los, um Monster zu schnetzeln.
Außergewöhnliche gut gelungene Grafik
Die Besonderheit und erste Auffälligkeit bei »KINGDOM of the DEAD« liegt definitiv bei der außergewöhnlichen Grafik. Sorgfältig handgemalte Umgebungen, die schon fast an Holzdrucke erinnern, sorgen für einen comicartigen Look. Die Monochromatik unterstreicht hierbei noch die unheimliche Stimmung die dabei eher an Gothic als an traditionellen Horror erinnert. Ich finde diesen Stil genial umgesetzt und trotz der scheinbar einfachen Gestaltung sind wichtige Gegenstände oder auch die Route, die ich laufen muss, noch gut zu erkennen.
Lustigerweise kann man unter unzähligen Farbeinstellungen wählen, wenn einem das Schwarzweiß zu langweilig erscheint. Die Einstellungsmöglichkeiten reichen über Sepia bis hin zu grellen Neontönen, bei denen einem fast schon die Augen tränen.
Ich bleibe aber lieber bei der Standardeinstellung.
Auf in den Kampf!
Nun sehen wir uns aber das Gameplay mal näher an. Bevor eine Mission startet, kann ich zunächst aus drei Schwierigkeitsgraden wählen, die unterschiedliche Herausforderungen und Ziele bieten. Dabei wird zwar die Stärke oder Anzahl der Gegner je Stufe etwas erhöht, ansonsten müssen nur verborgene Gegenstände gefunden oder Zivilisten gerettet werden, was man aber – zu meiner Verwirrung – in allen anderen Schwierigkeitsstufen auch erledigen kann. Dafür gibt’s dann aber offensichtlich keinen Bonus. Hier wäre etwas Abwechslung oder zusätzlicher Inhalt schöner gewesen.
Ich starte jede der insgesamt 9 Mission immer mit einer Pistole und dem oben bereits erwähnten Schwert, das aber als Waffe eher nicht so der Brüller ist. Hacke ich damit allerdings längere Zeit verzweifelt auf die Untoten ein, schalte ich zusätzliche coole Fähigkeiten des Schwerts frei. Das dauert mir aber meisten zu lange, weswegen ich mich dann doch auf die konventionellen Waffen verlasse. Ganz im Sinne eines First-Person-Shooters ballere ich mich also durch jede Menge Unholde und kämpfe mich so durch das jeweilige Gebiet. Je nachdem, wie doof ich mich anstelle, dauert ein Durchlauf etwa 40 Minuten.
Dabei gilt es, die Umgebung genauer unter die Lupe zu nehmen. Kisten oder andere zerbrechliche Gegenstände enthalten oft wertvolle Munition und in manch versteckter Ecke gibt es Gesundheitstränke oder sogar ein zusätzliches Leben. Daneben gibt es – hurra – auch neue Waffen zu erbeuten. Schrotflinten, Gatling Guns, Gewehre… ich nehme alles mit und ballere, was das Zeug hält. Das Wechseln der Waffen wird dann allerdings zur Herausforderung, denn bei einem stetig wachsenden Arsenal verliere ich hier oft wertvolle Zeit mit dem Durchklicken, bis ich die Wumme meiner Wahl gefunden habe.
Die Umgebungen unterscheiden sich natürlich, aber die Aufgabe bleibt leider immer die Gleiche: Bekämpfe die Untoten und sonstiges Getier, besiege am Ende einen Dämon und schließe den Riss in die andere Dimension. Da helfen auch die unterschiedlichen Arten von Gegnern nicht über eine gewisse Eintönigkeit hinweg.
Alles in allem ist »KINGDOM of the DEAD« kein besonders herausfordernder Shooter. Manche Waffen funktionieren bei bestimmten Gegnern besonders gut und wenn man das einmal herausgefunden hat und ständig in Bewegung bleibt, kann eigentlich nicht viel passieren.
Die Animationen sehen witzig aus, das Game spielt sich flüssig und da wären wir wieder bei der meditativen Spielerfahrung. Obwohl ich keine großer Shooterspielerin bin, macht es riesigen Spaß, sich durch die Gegner zu ballern und wer hat nicht schon mal die Befriedigung bei einem gut platzierten Kopfschuss gefühlt…
Die Bosskämpfe am Ende jeder Mission sind allerdings eine kleine Enttäuschung. Die Bosse sind allesamt etwas träge, weswegen ich den Attacken leicht ausweichen kann und der Kampf somit keine wirkliche Herausforderung darstellt. Nur wenn zusätzliche Untote ins Geschehen mit eingreifen, muss ich etwas hurtiger zu Fuß sein, was aber auch kein Problem darstellt. Hier hätte mehr Biss nicht geschadet.
Leider wartet das Spiel auch mit einigen nervigen Bugs auf. Gegner glitchen durch Wände, die Bildschirmauflösung wird nicht richtig erkannt oder Hitboxen verschwinden einfach, wenn ich zu nahe an einem Kontrahenten dran bin. Das trübt die Spielerfahrung zeitweise doch erheblich. Ich habe allerdings eine Betaversion gespielt und es ist davon auszugehen, dass hier Einiges noch bis zum Release behoben wird.
Retro-Soundtrack inklusive
Bei der Musik zu »KINGDOM of the DEAD« scheiden sich wohl die Geister und auch ich bin normalerweise kein Fan von elektronischer Hintergrundmusik, aber hier passt das irgendwie. Mehr als einmal habe ich mich ertappt, dass ich beim Monsterschnetzeln im Takt mitgewippt habe.
Was allerdings teilweise fehlt, sind Geräusche, wenn Gegner durch Holzwände brechen oder auf mich zu gerannt kommen, weswegen ich mehr als einmal überraschend von hinten überrumpelt wurde. Sehr doof. Manchmal ist es einfach zu still und ich hätte mir hier und da noch ein Grillenzirpen oder das Knistern eines Feuers als Hintergrundgeräusch gewünscht. Hier könnte durchaus noch nachgebessert werden, was auch der Stimmung noch einmal zu Gute kommen würde.
Mein Fazit
Obwohl ich viel Spaß mit »KINGDOM of the DEAD« hatte, wird das Game wohl kaum die Hardcore-Shooter-Spieler hinter dem Ofen hervorlocken. Aber vielleicht wollte man die hier gar nicht ansprechen, sondern eher die Gelegenheitsspieler.
Eine tiefergehende Story gibt es auch nicht, was mir bei so einem Spiel aber auch nicht fehlt. Hier geht es einzig und alleine um den Ballerspaß und der ist auf jeden Fall gegeben. Zusätzlich wartet das Spiel mit einem außergewöhnlichen Artstyle auf und ist es deshalb schon wert, mal einen Blick reinzuwerfen.
Allerdings fehlt mir etwas die Abwechslung und deshalb die Motivation, es in einem Rutsch durchzuspielen. Für eine kleine Mission zwischendurch werde ich es aber sicher immer mal wieder anwerfen.
»KINGDOM of the DEAD« ist für knapp 15 Euro für Microsoft Windows erhältlich.
Disclaimer: Ein Reviewcode wurde mir freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt.