Wer sich heute die Nachrichten auf Chip.de angeschaut hat, dürfte nicht schlecht gestaunt haben: Unter dem Motto “Es wird sich nichts ändern, wenn wir nichts tun!” ruft das “Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden” Eltern dazu auf, sogenannte Killerspiele ihrer Kinder in einen Container vor der Stuttgarter Staatsoper zu entsorgen. Dieses Aktionsbündnis hat sich nach dem Amoklauf in Winnenden am 11. März 2009 zusammengefunden, um zukünftige Amokläufe an Schulen zu verhindern. Wer am kommenden Samstag diesem Aufruf folgt, darf sich ein Los ziehen und bekommt damit die Chance ein, von der Nationalmannschaft signiertes, Trikot zu gewinnen.
Neben der Tatsache, dass sich wieder einmal Computerspiele für die scheinbar sehr weit verbreitete Gewaltbereitschaft der Jugendlichen verantwortlich zeichnen müssen, regt mich aber vor allem die Aktion selbst tierisch auf: Ich kann gut verstehen, dass sich viele Forenuser bei 4Players an eine gewisse Bücherverbrennung erinnert gefühlt haben. Der Vergleich hinkt zwar, aber fraglich bleibt dennoch, ob die weltweite Jugendgewalt sinkt, wenn sich einzelne besorgte Eltern der Spiele ihrer Kinder entledigen, um damit ein Trikot der Nationalmannschaft zu gewinnen, ohne dabei die Frage zu stellen, ob Computerspiele überhaupt die Gewaltbereitschaft fördern, denn dies widerlegen inzwischen auch mehrere Studien. Vielmehr bleibt der bittere Nachgeschmack, dass hier ein prominentes Thema für eine medienwirksame Aktion missbraucht wird, welche ihren Erfolg schon dann feiern wird, wenn auch nur zehn Spiele eingeworfen werden. Ich hoffe jedenfalls, dass die Medien auf diese Aktion einen objektiven Blick haben und die sehr emotionale Thematik nicht nur einfach mit hohlen Phrasen begleiten werden.