Zockwork Orange

In a hole in the ground there lived a LEGO Hobbit

Mittlerweile weiß auch der letzte Leser, dass ich die Games aus der Lego-Reihe ziemlich gerne spiele, meistens bis zum Erbrechen, bis die letzte Lego-Figur gefunden, das letzte Level mit 100% beendet und sämtliche Achievements eingeheimst wurden. In letzter Zeit ließ meine Begeisterung allerdings ein wenig nach, was an verschiedenen Faktoren lag. Einmal verfügen Lego-Games, die sich zum Glück immer – wenn auch nur gering – weiterentwickeln, neuerdings über eine Open-World-Struktur, was ich total unpassend und anstrengend finde; zum anderen werden Spieler momentan mit einer Fülle an Lego-Spielen überrollt, die kaum zu bewältigen ist. »LEGO Marvel Super Heroes« erschien vor gefühlt erst ein paar Monaten und dann jetzt »The LEGO Movie Videogame« und »LEGO The Hobbit« sogar gleichzeitig. Nachdem ich »LEGO Herr der Ringe« und »LEGO Marvel Super Heroes« zwar gekauft, aber nie wirklich gespielt habe, habe ich mir »LEGO The Hobbit« dennoch direkt vorbestellt und innerhalb weniger Wochen (ich bin nicht so schnell) durchgespielt. Nur die Story. Das Spiel selbst bietet noch zahlreiche Stunden Spielspaß, wobei der komplett in der offenen Welt außerhalb der eigentlich Level stattfinden würde, was für mich mehr Frust denn Spaß bedeutet. Aber dazu später mehr.

Von vorne: J.R.R. Tolkiens Kinderbuch “The Hobbit” (bzw. Der kleine Hobbit) ist ein relatives kurzes Buch, aus dem Peter Jackson drei Filme gemacht hat (Teil 3 wird dieses Jahr kommen), die wiederum Traveller’s Tales in 2 Spielen (vermutlich) umgesetzt hat, bzw. umsetzen wird. Teil 1 beinhaltet die Story der ersten beiden Filme, Teil 2 dann nur den dritten Film. Also vom Flashback in Erebor mit dem Angriff Smaugs, über Hobbingen, durch den Mirkwood, am See vorbei und wieder zurück in den Berg, bis zum ersten Erwecken Smaugs durch Bilbo und die Zwerge. Für Abwechslung ist also gesorgt, aber das war auch nie das Problem bei Lego Games. »LEGO The Hobbit« verfügt über den typischen, slapstick-artigen LEGO Humor, die Figuren haben die Originalstimmen aus den Filmen (seit ein paar Spielen sind LEGO Figuren nicht mehr stumm) und selbst der Soundtrack ist aus den Filmen, auch an der Front gibt es also nichts zu meckern. Was allerdings fehlt, ist die Innovation. Wie für LEGO Games üblich, ist keins wirklich perfekt, aber jedes ein bisschen besser als der Vorgänger, inklusive winzigen Neuerungen. Obwohl ich die letzten beiden Games (Herr der Ringe und Marvel Superheroes) kaum gespielt habe, fiel mir allerdings nicht sonderlich viel neues auf. Im Gegensatz zu früheren Spielen gibt es hier auffällig viele Quick-Time-Events, z.B. beim Schmieden von neuen Gegenständen, sehr viele Sammelquests und auf der ganzen Karte verteilte Nebenaufgaben. Was auf jeden Fall angenehmer ist und den Spielfluss verbessert, ist die Funktion, dass wenn eine Figur vor einem Rätsel steht, das nur eine bestimmte Figur – z.B. eine, die Feuer machen kann oder eine, die einen Bogen oder Kriegshammer hat – lösen kann, wechselt ein Tastendruck (meist) sofort zur richtigen LEGO Figur. Wie immer sind viele Rätse nur mit ganz speziellen Figuren lösbar, die erst gefunden und gekauft werden müssen, weshalb jedes Level mindestens ein zweites Mal gespielt werden muss, um alle Geheimnisse zu finden zu können. Diese sind die üblichen Minikits, Schmiedepläne für besondere Waffen oder wie immer LEGO Studs, die in den Spielen als Währung gelten.

Nach Durchspielen der reinen Story hat man ca. 20% des Spiels erledigt, ich bin jetzt bei 25% und habe laut raptr rund 25 Stunden Spielzeit investiert, zu kurz ist »LEGO The Hobbit« also definitiv nicht, nur hat man außerhalb der Story schnell keine Lust mehr, dank der viel zu langen Wege und wenig aufregenden Sammelquests. Bei »LEGO Batman 2« war die Open World schön begrenzt und interessant zu erkunden (wer möchte nicht gerne durch Gotham rennen?), aber Mittelerde ist dann doch ein bisschen trist und die Entfernungen sind zu groß, auch wenn es eine Fasttravel-Möglichkeit zwischen bestimmten Punkten gibt und man direkt in bereits gespielte Level springen kann.

»LEGO The Hobbit« macht Spaß und das nicht nur, wenn man Fan der Filme oder des Buches ist. Feherlos ist es nicht, die Wege sind oft zu lang, die Welt zu trist, die Karte und die Richtungsanzeige zu ungenau und oft buggy und generell gibt es wie immer einen Haufen Bugs und Glitches und die 3D-Sprungsequenzen kommen direkt aus der Hölle Udûn. Wäre es mein erstes LEGO Game gewesen, wäre ich vermutlich sehr viel begeisterter gewesen, so ist es für mich ein gutes Spiel in einer langen Reihe nahezu identischer Spiele, von denen die beiden LEGO Harry Potter-Teile ganz klar den Höhepunkt bilden. Solange Traveller’s Tales weiterhin Lizenz um Lizenz kauft und pro Jahr 3-4 Spiele der Reihe veröffentlicht, wird sich da in naher Zukunft auch nicht allzu viel ändern und vorerst wird es hauptsächlich eh nur noch DC-, Marvel- und weitere Star-Wars-Games geben. Wenn ihr auf der Suche nach einem witzigen, gewaltfreien Spiel – vielleicht sogar für Kinder – seid, dann schlagt auf jeden Fall zu. Wenn ihr schon die letzten fünf LEGO Spiele im Regal stehen habt, könnt ihr auch guten Gewissens auf ein günstiges Angebot warten, großartig verpassen werdet ihr nichts, wenn ihr diesen Ausflug nach Mittelerde vorerst verschiebt.

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