tl;dr: Ich war Batman und es war verdammt geil.
Ich war immer sehr skeptisch VR gegenüber, was unter anderem damit zusammen hängt, dass ich bis zu diesem gamescom-Mittwoch überhaupt kein einziges Mal Virtual Reality erlebt oder benutzt hatte. Umso mehr war ich gehyped, als ich aus Ubisofts »Star Trek Bridge Crew« kam. Aber noch viel, viel mehr Hype verursachte bei mir »Batman Arkham VR«. Zugegeben, ich konnte nicht sehr lange als dunkler Ritter Gotham un… äh, Gotham sicher machen, aber was ich spielen konnte, war sehr geil. Das Langzeit-Spielerlebnis ist bei allen VR-Games fraglich, bleibt abzuwarten, aktuell wirkt vieles noch wie sehr fancy Tech-Demos, die hauptsächlich anfixen sollen. Bei mir hat es funktioniert.
Ich setzte zuerst die Brille und dann die Kopfhörer mit Batman-Ohren (leider nicht käuflich zu erwerben). Fehlten noch meine “Hände” (die Controller der Sony VR) und ich konnte loslegen. Die ersten Sekunden bin ich Bruce Wayne – es war extrem laut und ich habe kaum was verstanden – vor mir sehe ich ein Klavier, darauf ein Foto mit mir und meinen Eltern. Alfred nähert sich von rechts und reicht mir einen Schlüssel, den ich brauche, um die Abdeckung des Klaviers zu öffnen. Es ist zum Glück keine bestimmte Melodie notwendig, um den geheimen Mechanismus zu aktivieren, der den Zugang zur Batcave öffnet. Einfach in die Tasten klimpern und das wars. (Dabei haben sich meine virtuellen Hände ganz fies umgeklappt, Bugs in VR sind irgendwie sehr creepy.) Plötzlich fahren die Wände um mich hoch, bzw. ich bewege mich auf einer Plattform nach unten, was zuerst etwas gewöhnungsbedürftig war. Man bewegt sich virtuell, aber nicht real; deshalb wurde das wohl extra langsam gemacht. Die Wände fahren an mir vorbei, ich sehe Einbuchtungen mit Fledermäusen, Zwischenebenen mit Schallschutzverkleidungen und fahre dann in eine riesige Höhle. Dort aktiviere ich mit einer Handgeste das Batsuit-System. Der Anzug erscheint vor mir, ich greife das Batsymbol und drücke es mir selbst auf die Brust, der Anzug legt sich an. Ich schnappe mir die Grappling Gun und befestige sie am rechten Bein, den Scanner ans linke, dann den Batarang an den Gürtel – alles einmal ausprobieren – Maske anziehen (man nimmt sie und setzt sie sich aufs Gesicht) und los gehts. Aber nicht vor einem Blick in den Spiegel, so viel Zeit muss sein. Yep, ich bin tatsächlich Batman. Geil. Los geht’s Verbrechen bekämpfen!
Im zweiten Teil der Demo spiele ich von Anfang an den dunklen Detektiv mit den spitzen Ohren. In einer Gasse wurde ein maskierter Held ermordet und ich muss den Tathergang rekonstruieren und den Täter letztendlich finden. Dazu habe ich meinen Scanner, mit dem ich nicht nur Gebiete und Personen scannen, sondern auch die rekonstruierten Tathergänge vor- und zurückspulen kann. Ich kann nicht laufen, dafür aber zwischen verschiedenen, festen Punkten hin- und herspringen, um die Szene aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Ich finde drei Verletzungen am Opfer, eine davon fatal, in der Rekonstruktion soll ich nun die drei exakten Punkte finden, wo diese Verletzungen zustande gekommen sind. Also durch drehen des linken Handgelenks vor- und zurückspulen, beim richtigen Zeitpunkt pausieren und wieder scannen. Sind alle Stellen korrekt gescannt, kann ich mir die gesamte Rekonstruktion anschauen. Ich stehe noch immer in der Gasse, während direkt vor mir der Kampf zwischen den beiden tobt – ich muss mich auf der Stelle drehen, um nichts zu verpassen, die Fäuste fliegen direkt an meinem Gesicht vorbei, ich bin mitten drin. Es ist einfach nur genial, das höchstmögliche Maß an Immersion.
Ich entdecke, dass es einen Beobachter in der Seitengasse gab, wieder das gleiche Prozedere, bis ich den Moment finde, an dem seine Hand die Wand berührt hat. Pausieren, scannen; es war ein Handlanger des Pinguins, der nächste Hinweis. Ich schaue nach oben, sehe den Batwing über mir fliegen, schieße mit meiner Grappling Gun nach oben und verlasse den Tatort. Das beendete die Demo leider auch schon.
Jetzt, einige Tage nach der Demo, hält die Begeisterung bei mir noch immer an. Ich war Batman. Ich will Batman sein, seit ich 5 war und jetzt war ich es und es war einfach nur toll. Ich hege zwar bei allen VR-Spielen große Zweifel, was den Langzeitspaß angeht, aber für den Moment bin ich absolut überzeugt und begeistert. Ob das doch recht statische VR-Erlebnis auf Dauer überzeugen kann, bleibt abzuwarten, ich habe diese Messe auf jeden Fall meine Meinung zu VR revidieren müssen und bin sehr gespannt, wie sich das noch alles entwickeln wird.