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Im Anzug mit Pfeil und Bogen? Crysis 3 macht’s möglich!

Wir mussten gar nicht so lange auf den aktuellen Shooter aus dem Hause CRYTEK warten. Bereits 2 Jahre nach dem zweiten Teil der Serie um den Anzugträger Prophet dürfen wir in »CRYSIS 3« schon wieder in den Nanosuit steigen und gegen die Bösewichte der Cell Corporation und Ceph-Aliens zu Felde ziehen.

Prophet - CRYSIS 3 - Screenshot von Electronic Arts Inc.
Prophet – CRYSIS 3 – Screenshot von Electronic Arts Inc.

Die Story ist nicht wirklich besser geworden. Hatte CRYSIS 2 am Ende schon eine Menge Fragezeichen produziert, so bleibt Teil 3 dieser Tradition weiterhin treu. Allerdings wird Prophet von einem Kollegen aus früheren Zeiten durch das Spiel begleitet, nämlich Psycho. Der macht seinem Namen auch alle Ehre, zumindest was die Sinnhaftigkeit seiner Texte bzw. Aktionen angeht, aber irgendwie schließt man den Typen doch ins Herz und am Ende wird ja alles gut.

Mal abgesehen von der Story, die uns am Anfang des Spiels nach was-von-New-York-übrig-blieb führt, ist »CRYSIS 3« ein Hammerspiel. Das liegt nicht zuletzt an der Grafik. Was CRYTEK da aus der Cry Engine 3 rausholt und auf meine Xbox 360 packt ist schon ein Wort. Ob das jetzt bei Nacht im regnerischen New Yorker Hafen oder bei strahlendem Sonnenschein in den verwilderten Ruinen von Manhattan ist, ganz egal, selten hat mich ein Spiel nur mit der Grafik so bei Laune gehalten wie »CRYSIS 3«. Die weiten Areale der sieben einzelnen Level sind offen und können ganz in Ruhe je Kapitel erkundet werden. Und die herrliche Grafik macht das zu einem echten Erlebnis, sowohl unter blauem Himmel als auch zu finsterster Nacht bei Fackelschein. Tadellose Grafik in einer für einen Shooter sehr offenen Spielewelt. Es ist natürlich keine “offene” Welt, aber zumindest je Level kann ich mir den Weg von Anfang bis Ende selbst suchen und nebenher auch die ein oder andere optionale Mission mitnehmen. Wie gesagt: Für einen Shooter toll gemacht!

Musikalisch ist das Ganze übrigens sehr stimmungsvoll unterlegt und sorgt an den richtigen Stellen für Gänsehaut. Auch meine Waffen haben einen satten Klang und machen richtig Spaß!

Aber es ist nicht nur die Grafik und der Sound. Auch spielerisch weiß »CRYSIS 3« zu gefallen und es erschließen sich uns hierbei zwei Wege: Entweder man macht einen auf Brechstange oder auf Leisetreter. Ich habe mich für die Schleichversion entschieden und diese auch fast das ganze Spiel über durchgehalten. Die neue Tarnversion meines Anzugs ist so gut, dass ich mich selbst nicht mehr sehe und das Anschleichen und heimtückische um-die-Ecke-Bringen der Bösewichte macht wirklich einen Heidenspaß. Sollte man mit dem Schleichen einmal nicht mehr weiter kommen, so ist das auch kein Problem. Prophet hat genügend Feuerkraft dabei, um sich seinen Feinden auch lautstark zu stellen. Hin und wieder lässt sich das auch gar nicht vermeiden und so ist man gut damit beraten, seinen Anzug nicht nur fürs Herumschleichen auszulegen, sondern auch das ein oder andere Upgrade in offensivere Techniken zu investieren.

Und so bleibt es mir überlassen, ob ich das feindliche Minenfeld einfach hacke (sprich: umpole) und meine Gegner in ihr eigenes Verderben locke, oder ob ich mich heimlich still und leise an den Soldaten vorbeischleiche und sie aus dem Hinterhalt mit Pfeil und Bogen erledige. Ach ja, das Beste ist der Bogen! Leute, ich sag’s Euch: der Bogen ist der Kracher! Elektropfeile für Gegner auf nassem Untergrund oder Geschütze und Wachtürme, Explosivpfeile für mehrere Gegner auf einer Stelle oder ganz normale Pfeile zum lautlosen Töten im Tarnmodus. Einziges Manko, sonst wäre das Spiel auch zu einfach: viel zu wenig Munition. Und so bin ich gezwungen, die Pfeile aus meinen bereits erledigten Gegnern zu ziehen, wenn ich sie erneut nutzen will. Recycling? Mache ich doch gerne. Den Bogen gebe ich nicht mehr her!

httpv://www.youtube.com/watch?v=MHWCmXHr2fU

Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist absolut okay und für Veteranen gibt’s genügend Herausforderungen in den höheren Graden. Neulinge dürften sich allerdings etwas schwer tun, dafür gibt es aber immer mehr als einen Weg zum Ziel, deswegen dürfte auch hier keiner verzweifeln. Mit der Brechstange soll das Spiel angeblich in knapp sechs Stunden durchgespielt sein. Im Schleichmodus habe ich knappe 12 Stunden im Spiel verbracht und dabei nicht alle optionalen Missionen erledigt. Auch das ist keine Wahnsinns-Spielzeit, aber im Vergleich zu anderen aktuellen Shootern liefert »CRYSIS 3« hier doch ein ordentliches Spieleerlebnis ab.

Im Multiplayer gehts (trotz Huntermodus) ziemlich heftig zur Sache. Da ich mich das ganze Spiel über an das gemütliche Tarnen, Schleichen, Meucheln gewöhnt habe, wollte ich mich im Onlinekampf so gar nicht heimisch fühlen. Das macht aber nichts, das investierte Geld hat sich für mich schon nach der hervorragenden Solokampagne gelohnt. Ein Coop wäre denkbar gewesen, da Prophet ja die ganze Zeit von Psycho begleitet wird, aber leider hat’s dafür nicht mehr gereicht. Nunja, man kann nicht alles haben.

Für Fans von Nummer 47 oder Sam Fisher bietet »CRYSIS 3« eine ganz hervorragende und abwechslungsreiche Welt, in der man sich so richtig austoben kann. Wer lieber auf die Kacke haut, der ist auch hier mit ansprechendem Schwierigkeitsgrad gut bedient. Dieser gelungene Spagat macht »CRYSIS 3« für mich mit Abstand zum bisher besten Teil der Serie. Spielerisch anspruchsvoll trifft auf grafischen und musikalischen Leckerbissen: Tolles Spiel.

Über Ralf
Die Stammleser unter euch werden sich vielleicht noch an Ralf erinnern. Ab der Gründung gehörte der Shooter-Experte zum Kern-Team dazu, bis er 2011 eine längere Kreativ-Pause einlegte. Jetzt hat er seine Konsole entstaubt und ist wieder zurück im orangen Team.

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