Was habe ich mich noch vor wenigen Monaten gefreut, als ich das gute, alte Dungeon Keeper auf meinem Rechner installierte und versuchte, in der klobigen Pixelgrafik die winzigen Küken aus der Hühnerfarm von den wuseligen Imps zu unterscheiden. Und was habe ich geflucht, dass offenbar kein Publisher sich zu einer Neuauflage dieses meisterhaften Bullfrog-Klassikers aufgerafft hat. Schande über mich, denn Kalypso hat dies bereits 2010 mit seinem Strategiespiel Dungeons getan.
Nun erschien im April dieses Jahres der Nachfolger, auf den ich mich mit großen Erwartungen stürzte. Beworben wurde »Dungeons 2« als ein Mix aus Aufbau- und Echtzeitstrategiespiel. In der Rolle des ultimativen Bösen kämpft der Spieler zu Beginn gegen einen mächtigen Heldentrupp – und verliert. Dieses tragische, natürlich vollkommen ungerechtfertigte, Ereignis wird von einem Off-Sprecher kommentiert, der das Geschehen auch im weiteren Spielverlauf humorvoll begleitet. Neben vielen Anspielungen auf Dungeon Keeper und Der Herr der Ringe, scheint vor allem die Fernsehserie Game of Thrones auf Begeisterung bei den Textern gestoßen zu sein. So begegnet man Namen wie König Joffrey oder Königsschlund… und leider auch hin und wieder kleinen Spoilern. Zudem sind die Einlagen des Off-Sprechers nicht immer lustig und werden auch nicht unbedingt lustiger, wenn sie bei länger Spielzeit ständig wiederholt werden. Aber Humor ist ja bekanntlich Geschmackssache.
Doch schreiten wir voran: Nach seiner dramatischen Niederlage errichtet sich der Spieler mit Hilfe seiner eifrigen Schnodderlinge in den Tiefen der Unterwelt, in die er sich zurückziehen musste, einen Dungeon. Schnell ist eine Schatzkammer für das von den Vasallen abgebaute Gold errichtet und eine Brauerei für die flüssige Ernährung der vier anwerbbaren Kreaturentypen. Neben dem Bier werden die Monster auch mit einem regelmäßigen Zahltag bei Laune gehalten. Im Ausgleich helfen sie nicht nur bei der Verteidigung des Dungeons, sondern auch bei der Verstärkung der Wände oder dem Erforschen von neuen Räumen, Türen, Fallen und Zaubern. Soweit ähnelt »Dungeons 2« dem Vorbild. Doch während man bei »Dungeon Keeper« seine Horden nur auf einfallende Heldentruppen hetzen konnte, kann der Spieler nun seine Truppen zu einem Gegenangriff auf die Oberwelt schicken. Dort wechselt das Spiel von einem Aufbau- zu einem Echtzeitstrategiespiel, bei dem das ultimative Böse seine Einheiten mit ihren speziellen Fähigkeiten in den Kampf schicken kann.
»Dungeons 2« besitzt einen kunterbunten Comicstil und dürfte dadurch (neben dem Gameplay auf der Oberwelt) den ein oder anderen an Blizzards »Warcraft 3« erinnern. Grafisch ist es somit nicht unbedingt innovativ und eindrucksvoll im Vergleich zu anderen aktuellen Spielen. Jedoch für ein humorvolles Strategiespiel, das den Schwerpunkt auf den Vergleich mit Spieleklassikern legt, ist es absolut passend umgesetzt. Auch der Soundtrack ist angenehm unaufdringlich und angemessen für dieses Genre, das von Natur aus zu längeren Spielzeiten einlädt. Das Gameplay wurde bereits seit dem Release durch Patches verbessert, jedoch gibt es noch ein paar kleinere Schwachpunkte. So muss der Spieler zwar seine Kreaturen nicht mehr mühsam einzeln im ganzen Dungeon zusammensuchen, sondern kann sie durch eine neue Funktion schneller aufnehmen, aber es ist immer noch nicht möglich, einen Rahmen um die Kreaturen zu ziehen und schnell als gemeinsame Verteidigungstruppe zu befehligen. Auch auf der Oberwelt gibt es noch Probleme. Man kann beispielsweise bestimmte Kreaturen nicht einzeln aus der Gruppenauflistung am unteren Bildschirmrand auswählen, sondern muss sie zielsicher aus dem Getümmel herausfischen. Zudem bleiben Einheiten manchmal auf der Karte hängen oder behindern sich gegenseitig beim Kampf. Auch fehlt die Möglichkeit, für einen besseren Überblick etwas weiter aus dem Geschehen herauszuzoomen. Trotz der Fehlerchen macht der Aufbau des Dungeons und die Kämpfe unter und über der Erde unglaublich viel Spaß. Die Unterwelt bietet viele entdeckenswerte Orte wie Spinnennester oder Eingänge zu geheimen Tunneln und auch die Oberwelt hält neben den Quests einige kleine Abzweigungen zu interessanten Höhlen parat. Die Angriffe und Verteidigungskämpfe wechseln von angenehm-einfach bis hin zu herausfordernd-schwer und sollten somit auch erfahreneren Spielern Abwechslung bieten. Dies gilt auch für die strategische Vielfalt. Sowohl die Kreaturen als auch deren Fähigkeiten können durch einen cleveren Einsatz von Goldreserven verbessert werden. Zudem ist es möglich, einzelne Angriffs- und Verteidigungsgruppen zu bilden, denen man eigene Nummerntasten zuordnen kann. Wer dann noch die richtigen Zeiten für Angriffe abpasst, ohne den Thronsaal seines Dungeons den einfallenden Heldengruppen schutzlos auszuliefern, der sollte am Ende zurecht als »ultimatives Böses« bezeichnet werden!
Im weiteren Verlauf des Abenteuers kämpft sich der Spieler von einem Kartenabschnitt zum nächsten und erledigt dabei die vom Off-Sprecher genannten Aufgaben, um dem ultimativen Bösen zu neuer Macht zu verhelfen. Dabei sorgen die verschiedenen Räume, Zauber, Kreaturenaufwertungen und heroischen Gegner genauso für Abwechslung wie das später erscheinende »chaotisches Böse«. Aber auch neben der Einzelspielerkampagne gibt es für den Spieler Möglichkeiten, dem ultimativen Bösen beizustehen. Neben einzelnen Gefechten gegen einen Computergegner sind auch Schlachten gegen menschliche Herausforderer möglich. Die Spieler können dabei aus einer handvoll Karten wählen und sowohl die Anfangsbedingungen als auch das Spielziel bestimmen.
Mein Fazit? Das Spiel, das leider nur für den PC verfügbar ist, findet eine gute Balance zwischen Aufbau- und Echtzeitstrategiespiel, bietet Abwechslung und Herausforderungen. Wer also Dungeon Keeper mochte, wird »Dungeons 2« lieben.
Reviews
Grüße vom ultimativen Bösen – Dungeons 2
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