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gc2012: Line-Up von Paradox Interactive

Paradox Interactive lud dieses Jahr ins Hyatt Hotel ein, um einen Überblick über ihre Highlights des nächsten Jahres zu bieten. Paradox Interactive ist jener Publisher, der hauptsächlich für die PC-Gaming Masterrace interessant ist und sich in der Vergangenheit mit Spielen wie »Europa Universalis«, »Crusader Kings« und »Cities in Motion« einen Namen gemacht hat. Was haben wir für das nächste Jahr also von den Schweden zu erwarten? Vier Spiele wurden mir gezeigt, die ich im Folgenden in der mir vorgestellten Reihenfolge besprechen werde: »Cities in Motion 2«, »Europa Universalis 4«, »Impire« und »A Game of Dwarves«.


Cities in Motion 2

Der Nachfolger der Wirtschaftssimulation wurde erst auf der diesjährigen gamescom angekündigt und was mir gezeigt wurde, wirkte noch sehr rudimentär, vor allem in Sachen Grafik, die jedoch noch überarbeitet werden soll, weswegen ich für dieses Spiel keine Screenshots liefern kann. Dennoch wurde mir ein guter Überblick gegeben, was Colossal Order mit ihrem Spiel vorhaben. Zuerst fällt auf, dass sich der zeitliche Rahmen des Spiels verändert hat. Statt eine Metropole Monat für Monat mit einem guten Nahverkehrsnetz zu beglücken, erlebt der Spieler nun die Stadt im Tagesrhythmus. Dabei dauert ein Tag im Spiel 24 Minuten, was unter anderem eine feinere Justierung für die Nahverkehrsnetze ermöglicht. So lässt sich zukünftig eine Buslinie für die Nacht ausschalten, oder während der Rush-Hour einfach mal um weitere Busse erweitern. Insgesamt soll das gesamte Mikromanagement vertieft werden und neben den bekannten Gehalts- und Preiseinstellungen soll es im zweiten Teil auch möglich sein Preiszonen für die Netze anzulegen.

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Obwohl das Mikromanagement eine wichtigere Rolle spielt, wird sich der Spieler gleichzeitig auch auf einer größeren Ebene wichtig machen können: Er kann die Stadtentwicklung gezielt mit dem Bau von Straßen beeinflussen. Dabei entsteht ein gewisser Belohnungsfaktor, denn ein gut ausgebautes und gepflegtes Netz wird auch die Entwicklung der Stadt entsprechend positiv beeinflussen. Wer also schlecht plant, der wird durch die Erweiterung der Stadtgrenzen keinen Vorteil davon ziehen, denn hier will niemand hinziehen. Apropos Stadt: Diese wird im zweiten Teil nicht mehr auf realen Vorgaben beruhen, sondern komplett fiktiv sein, was an diesem Modell der sich komplett frei entwickelnden Stadt liegt.

Dass es zukünftig auch einen Multiplayer-Modus geben wird, sollte niemanden überraschen. Hier soll man sowohl kooperativ, als auch kompetitiv vorgehen können. Ich bin mal gespannt, ob das funktioniert, aber wichtiger ist mir eh der Singleplayer-Modus, bei dem mir versprochen wurde, dass hier besonders auf das Balancing wert gelegt wird. Wer also Spaß an Bushaltestellen mit über tausend Fahrgästen hatte, sollte das Sequel lieber meiden. Alles in allem gefiel mir das Gezeigte recht gut und ich bin gespannt, ob die groß geplanten Änderungen auch im fertigen Spiel funktionieren. Erscheinen soll »Cities in Motion 2« im zweiten Quartal 2013.

Europa Universalis 4

Im Nebenraum wurde ein weiterer Titel gezeigt, dessen Präsentation ich mit Sabberfäden am Mund erwartete. In »Europa Universalis 3« stecken bei mir schon insgesamt an die 200 Stunden Spielzeit, sodass ich wirklich erfreut war, als eine Woche vor Beginn der gamescom der Nachfolger angekündigt wurde. Leider hatte ich nur wenig Zeit, sodass mir nur schnell die wichtigsten Änderungen vorgestellt werden konnten, derer es zwei gibt: die Einführung der Monarch Power und die Abschaffung der Center of Trade. Beides klang wirklich spannend, aber alles der Reihe nach.

Mit der Monarch Power führt Paradox Interactive ein System ein, was es ermöglichen soll dem Spieler ein dynamischeres und unmittelbareres Spielgefühl zu geben. Die Regler des Vorgängers wurden abgeschafft und stattdessen wurde eine neue Ressource eingeführt, die sich je nach Fähigkeit des Regenten in den Bereichen Administration, Militär und Wirtschaft mal mehr, mal weniger vermehrt. Mit dieser Ressource lassen sich bestimmte Entscheidungen kaufen, die das geführte Land beeinflussen, wie beispielsweise diplomatische Beziehungen. So wird die Aufrechterhaltung von Allianzen zukünftig einen Teil dieser Monarch Power verzehren, sodass gut überlegt werden sollte, wie man seine Außenpolitik gestaltet. Spannend wird das vor allem für die längerfristige Planung des Landes, denn der Thronfolger besitzt äußerst selten die gleichen Fähigkeiten wie sein Vater, sodass das gesamte, sorgfältig aufgebaute System von Allianzen nach dem Tod eines Regenten plötzlich zusammenfallen kann. Obwohl ich die Regler des Vorgängers mochte, finde ich die Idee dieser Monarch Power durchaus spannend.

Die Abschaffung der Center of Trade war hingegen längst überfällig. Statt an bestimmte Orte ständig Händler zu verschicken, gilt es nun mithilfe dieser Händler, aber auch durch Diplomatie und militärische Eroberungen Routen zu beeinflussen. Diese Routen gehen von Asien aus und teilen sich an bestimmten Punkten, wie dem Golf von Aden. Wer die Landmasse an diesem Gebiet kontrolliert und vielleicht sogar Schiffe zur Patrouille einsetzt, wird nun also den Fluss des Handels beeinflussen. Dieser Fluss des Handels ist natürlich dynamisch gestaltet: Wo zu Beginn hauptsächlich das Mittelmeer von Interesse ist, wird sich dieser Fokus im Laufe der Jahrhunderte in den Atlantik verlagern, oder woanders hin, je nach Verlauf des Spieles, denn wenn der Spieler die Kolonialisierung Nordamerikas verhindern kann, wird hier natürlich kein Handel stattfinden. Wie ich finde, eine wirklich gelungene Alternative zum stupiden Entsenden der Händler aus dem Vorgänger, der das Regieren der Handelsnationen nun auch endlich interessant machen könnte. Erscheinen wird der neue Ableger der Globalstrategie im dritten Quartal 2013.

Impire

Ein paar Zimmer weiter wurde es Dungeon Keeper-esk. »Impire« ist fast ein 1:1 Klon des Peter Molyneux-Klassikers, was per se schon mal nicht schlecht ist. Der Spieler übernimmt die Kontrolle eines Dämonen, der in einem Ritual beschworen wurde, um das Böse auf die Welt zu bringen, jedoch aufgrund der Talentlosigkeit des Beschwörers in Form eines kleinen Imps auftauchte. So versucht der Protagonist im Laufe des Spieles seine Macht auszubauen, um endlich über die Welt herrschen zu können. Hierzu baut er in bekannter Manier einen Dungeon aus, heuert Kämpfer an, erfüllt mit diesen Kämpfern zahlreiche Missionen und muss sich der Invasion guter Helden erwehren. Alles in allem nichts wirklich Neues. Das Spiel findet im Universum von »Majesty« statt, was schon mal einen recht ausgeprägten, wenn auch eher albernen Humor verspricht.

Insgesamt wirkte »Impire« recht solide, auch wenn das Spiel nicht wirklich überraschen konnte. Es gibt einen recht ausführlichen Tech-Tree, der mit aus Achievements gewonnenen Punkten freigeschaltet werden kann, der Protagonist entwickelt sich nach Rollenspielmanier und es wird einen Ingame-Store geben, der allerdings nur leichte Veränderungen an der Spielmechanik vornehmen soll, was mir trotz Nachfrage aber nicht weiter erläutert wurde. Ich befürchte, dass wir hier im ersten Quartal 2013 ein Spiel bekommen, das nicht wirklich überzeugen wird.

A Game of Dwarves

Bei »A Game of Dwarves« hatte ich keinerlei Ahnung, was mich erwarten würde, aber was ich gesehen habe, hat mich auch eher abgeschreckt. Das Spiel ist auch wieder sehr stark an Dungeon Keeper angelehnt und gibt dem Spieler die Kontrolle über eine kleine Zwergenkolonie. Mit dieser gilt es einen unterirdischen Bereich von 50x50x50 Blöcken zu erkunden, für das Wohlbefinden der zwergischen Bevölkerung zu sorgen und in Missionen die Bedrohung durch Monster auszuschalten. Der Dungeon wird – abgesehen vom Startgebiet und den wichtigen Arealen der Mission – komplett zufällig generiert und soll somit für eine hohe Wiederspielbarkeit sorgen. Der Spieler hat keine direkte Kontrolle über seine kleinen Schützlinge, sondern steuert diese nur mithilfe seiner Befehle. Um aber ein stundenlanges Watscheln der Zwerge zum Kampf zu vermeiden, ist es möglich diese per Teleport-Tool direkt zum Geschehen zu bringen.

Dafür, dass »A Game of Dwarves« noch Ende des Jahres erscheinen soll, wirkte das Gezeigte sehr unausgereift. Der Comic-Look war nicht sonderlich ansprechend und auch sonst wirkte »A Game of Dwarves« eher uninteressant. Das Interessanteste an der Präsentation war das Erscheinen des Chefs des Entwicklers, welcher mir das Spiel zeigte. Als dieser den Raum betrat und sich hinter den armen Entwickler stellte, hörte dieser auf Scherze zu machen und führte die Präsentation knochentrocken durch. Kaum war der Chef wieder aus dem Raum, wurde die Atmosphäre entspannter. Das Ganze hat zwar nichts mit dem Spiel zu tun, aber bei dem Entwickler Zeal scheint nicht das angenehmste Arbeitsklima zu herrschen.

Fazit

»Cities in Motion 2« und »Europa Universalis 4« werden wirklich schöne Produkte für das Angebot des schwedischen Publishers. Hier setzt man aber auch auf sichere Pferde, denn die Vorgänger waren schon verhältnismäßig erfolgreich. Bei »Impire« und »A Game of Dwarves« bin ich hingegen skeptisch: Woher kommt die Entscheidung direkt zwei Klone von Dungeon Keeper ins Rennen zu schicken, die zudem nicht wirklich überzeugend wirken? Außerdem frage ich mich, was mit dem äußerst vielversprechenden »War of the Roses« passiert ist? Da mich zwei von vier Spielen aber wirklich überzeugt haben, bin ich insgesamt mit einem guten Gefühl aus dem luxuriösen Hyatt am Rheinufer gegangen. Ich bin gespannt auf das kommende Jahr.

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