Welch interessante Namenswahl von Ubisoft für ihr Free-2-Play Spiel, welches eine Mischung aus Hack&Slay und Strategiespiel bietet, denn der sagt eigentlich schon alles aus. Hol dir so viel von dem, was Anderen gehört und versuch es zu behalten. Klingt einfach, ist es aber nicht. Deine Widersacher verfolgen nämlich die gleiche Strategie und in einer Welt, die nicht von Moral geleitet, sondern ausschließlich die Stärkeren belohnen wird, muss man sich seinen Platz hart erkämpfen.
Doch nun erstmal die allgemeinen Grundlagen. Zu Anfang sucht man sich einen Helden aus, der aus verschiedenen Klassen wie Bogenschütze, Magier oder Krieger gewählt werden kann. Dieser wird dann auch prompt samt kleiner Burg geliefert. Um sich seiner Feinde erwehren zu können, wird die Burg nun mit Leben befüllt. Was darf es denn sein? Totenbeschwörer mit einer Ghoularmee? Oder doch lieber die Zyklopen? Oder einfach ein rotierendes Sägeblatt, welches sich durch den Feind schneidet? Hier kann sich der Tüftler und Sadist ausleben. Allerdings nicht uneingeschränkt, da jeder Raum von seiner Kapazität her beschränkt ist. Jedoch hat man durch die vielen verschiedenen Raumanordnungen und die mannigfaltige Monsterwahl genügend Möglichkeiten, den einfallenden Spielern ein knackiges und abwechslungsreiches Dungeon zu bieten.
Ist die Burg so gesichert, wie man es sich wünscht, ist es jetzt an der Zeit, seine Schätze zu vermehren. Natürlich kann man auf die eigene Produktion warten, jedoch macht es viel mehr Spaß, andere Spieler ihrer Ressourcen zu berauben. Damit wären wir beim Hack&Slay-Part. Wir suchen uns eine dem Level des Helden angemessene Burg und versuchen diese zu stürmen. Hat man die Burg betreten, muss man sich nicht nur gegen Feinde und Fallen zur Wehr setzen, auch die Zeit ist der Gegner. Man erhält nur dann den ersehnten Schatz, wenn man lebend den Tresor der Burg erreicht, bevor der Timer abgelaufen ist. Das Schnetzeln der Monstermassen hat auch zur Folge, dass unser Held an Erfahrung gewinnt und durch fallen gelassene Gegenstände seine Ausrüstung aufmotzt.
So gestaltet sich der Alltag in »Mighty Quest for Epic Loot« (MQfEL). Doch nicht nur der Held, auch die Burg sammelt EP und steigt im Level. Dadurch wird es im späteren Spielverlauf möglich, neue Räume, Schergen und Fallen sein Eigen nennen zu können. Ergo ist man immer auf der Suche nach mehr, was Freunde dieses Genres motivieren wird, am Ball zu bleiben.
Es gibt aber einen großen Haken bei der Sache. Wie in allen Free-2-Play-Titeln wird dem Spieler auch hier die Option geboten, sich gewisse Dinge zu kaufen. Das ist soweit kein Problem, das Game soll ja auch profitabel sein. Gefährlich wird es nur dann, wenn die Echtgeld-Option eine Pay-to-Win Möglichkeit darstellt. In »MQfEL« könnte das der Fall sein. Durch den Erwerb von Diamanten, welcher mit Ingame-Währung nicht möglich ist, kann an sich einen enormen Zeitvorteil erschaffen. Denn der Ausbau der Burg dauert nun nicht mehr x Tage, sondern steht sofort. Dieser Aspekt alleine ist noch kein Problem. Kritisch wird es dadurch, dass man einem anderen Spieler durch erfolgreiches Zerpflücken seiner Burg um bis zu 20% seiner Schätze, ausgenommen Equip des Helden und Diamanten, erleichtern kann. Erkauft man sich also den Zeitvorteil, stärkt seine Burg dadurch enorm und hält potenzielle Gegner durch ständiges Belagern klein, ergibt sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Dies könnte zu Frust bei Gelegenheitsspielern und Usern führen, die kein Geld investieren möchten.
httpv://www.youtube.com/watch?v=dqTriGZZ1xs
»Mighty Quest for Epic Loot« punktet mit einem gelungenen Mix der oben erwähnten Genres, einer für Free-2-Play-Titel zeitgemäßen Aufmachung und besticht durch die Comic-hafte Gestaltung und der “nehmt mich nicht so erst”-Atmosphäre. Der Umstand jedoch, dass man eine potenzielle Pay-to-Win-Option eingebaut hat, bremst den Spielspaß ab einem gewissen Punkt, wenn man nicht bereit ist, echtes Geld auszugeben. Die Strategie, nur eine Kaufversion anzubieten, die dann allen Spielern die gleichen Inhalte gewährt, ist vielleicht nicht so profitabel, aber man könnte damit verhindern, dass sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bildet.
Gastautor: Moe
Moritz Schneider ist Student der Soziologie und Politikwissenschaft und wird das wohl noch eine ganze Weile bleiben, weil Studieren einfach toll ist; wenn die Uni nicht wäre. Als Verfechter der Thronherrschaft des PCs über alle Konsolen spielt er leidenschaftlich gerne MMORPGs mit Maus und Tastatur und lehnt alternative Steuerungsarten kategorisch ab