Ich will ehrlich zu euch sein: Wenn man mich kennt und so über Batman-, bzw. DC-Comics reden hört, könnte man den Eindruck bekommen, ich sei nichts anderes als ein bloßer Fanboy. Vielleicht mag das mal gestimmt haben, aber inzwischen habe ich mich so ausgiebig und auch durchaus kritisch mit der Materie auseinander gesetzt, dass ich glaube ich mit Fug und Recht behaupten kann, bloßem Fantum entwachsen zu sein. Mein Interesse geht wesentlich weiter. Aus sämtlichen etablierten, „großen“ Comicreihen faszinieren mich die Geschichten um Gothams dunklen Ritter am meisten und zwar nicht etwa wegen ihm selbst. Die Filme beschließe ich an dieser Stelle übrigens komplett außen vor zu lassen, denn das ist ein Thema zu dem man allein zig Essays schreiben könnte. Zugegeben, Bruce Wayne ist für sich genommen schon ein nach Comicstandards relativ tiefgründiger Charakter (keine Superkräfte, keine Magie, kein aufgemotzter Cyberkörper – einfach nur ein sehr verbitterter, traumatisierter Mensch mit jeder Menge Erfindungsgeist und Wut im Bauch), aber es sind die Gegenspieler, die Rogue Gallery, die diese unglaubliche Faszination im Zusammenspiel miteinander und mit anderen Charakteren auf mich ausüben. Diese Rogue Gallery verleiht den Batmancomics, in den Händen fähiger Künstler, diesen enormen psychologischen Tiefgang. Meine Liebe zur den Comics (und seit der Arkham-Reihe auch den Spielen) geht sogar so weit, dass ich schon mehrere Abhandlungen für die Universität darüber geschrieben habe. Im Zuge von vielen Jahren der Auseinandersetzung mit Bats bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es zwei wiederkehrende Grundrichtungen gibt, in die die Stories aus Gotham häufig gehen und in die die jeweiligen Schurken passen: Finsteren, urbanen Gothic Horror – ein gutes Beispiel dafür ist »Arkham Asylum« mit Killer Croc, Scarecrow, dem Joker und Poison Ivy – und Stories mit Anklängen an den Film Noir, also Crimestories und Psychothriller. Die ersten beiden Games schlugen eher in die erste Kategorie, aber jetzt kommt mit »Batman – Arkham Origins« ENDLICH ein Spiel für die zweite und das lässt mich einfach jubeln!
Es wird ein Prequel, so weit so bekannt. Für Fans erinnert es ein wenig an den Comic »Batman – Year One«, wo ein junger Bruce Wayne seine ersten Gehversuche als Verbrechensbekämpfer unternimmt. Es ist Weihnachten in Gotham City und der großindustrielle Gangsterboss Roman Sionis alias Black Mask (dem übrigens mal das Stahlwerk aus »Arkham City« gehört hat) hat die acht tödlichsten Psychopathen, Mörder und Profikiller angeheuert die er finden konnte, um Batman umzulegen. Das Problem: Nur einer von ihnen kann das beachtliche Kopfgeld abräumen, was bedeutet, dass sie sich auch untereinander bekämpfen. Wenn Warner Bros. Montréal es richtig anstellt, ist das ein Szenario das großartige Möglichkeiten für das Storytelling bietet! Vor allem der Umstand, dass hier nicht nur die etablierten Gegenspieler wie etwa Joker und der Pinguin, sondern auch sehr coole und viel zu wenig beachtete Antagonisten zum Zuge kommen ist super. Auf der unserer gamescom-Präsentation wurde zum Beispiel das Gefecht zwischen Bats und Garfield Lynns aka. Firefly angeteasert, das definitiv Lust auf mehr gemacht hat. Firefly ist ein durchgedrehter Spezialist für Special Effects und Brandstifter, der mit einem selbstgebauten Jetpack durch die Gegend fliegt und die Welt einfach nur brennen sehen will.
Das Entwicklerteam hat im Vorfeld jede Menge Buhrufe über sich ergehen lassen müssen, einfach weil sie nicht Rocksteady sind und OH GOTT waren diese Buhrufe ungerechtfertigt! Zwar haben die Kanadier allein durch den veröffentlichten Debuttrailer mit Deadshot und Deathstroke früher in diesem Jahr jede Menge guten Willen für sich verbuchen können, aber den Titel einmal „live und in Farbe“ sehen bzw. spielen zu können, hat dann doch nochmal eins draufgesetzt. Die Kämpfe sind gerade auf höheren Schwierigkeitsgeraden sehr knackig, es gibt wieder einen Challenge-Modus und die neuen Gadgets wie etwa die Shockhandshuhe verfeinern das ohnehin immer weiter perfektionierte Gameplay der Vorgänge noch einmal, während andere Gadgets und Fähigkeiten wiederum entfallen. Mit dem Prequelszenario ist es den Entwicklern gelungen, sich eine perfekte Balance zu schaffen zwischen dem (absolut verdient) sehr erfolgreichen Konzept der Vorgänger und einem Rahmen, in dem es ihnen möglich ist, ihre eigene Handschrift mit an den Tisch zu bringen, ohne sich sklavisch ans Vorbild in Form von Rocksteady halten zu müssen. Der Release am 25.10.2013 kann nicht schnell genug kommen!
httpv://www.youtube.com/watch?v=WDBpUCWr7a4