Ein kleines Dorf in Georgien setzt sich in Szene, malerisch zwischen Berghängen gelegen und von einem Fluss auf einer Seite begrenzt. Zwei Brücken verbinden es mit der Außenwelt. Es werden gerade hektische Vorbereitungen für eine Hochzeit getroffen. Eine Idylle, wie es scheint, wären da nicht die Bombentrichter, zerstörten Häuser und Barrikaden aus Beton oder Sandsäcken. Obwohl alles ruhig aussieht, hängt eine Ahnung in der Luft, dass es nicht lange so bleiben wird und wir werden losgeschickt, dieses Dorf vor einem bevorstehenden Angriff zu schützen. Also rüsten wir uns aus, laufen los, verminen erst einmal die Brücken und platzieren Scharfschützengewehre an strategischen Stellen auf einigen Dächern. Dann beginnt das Warten …
Sniper: Ghost Warrior 1 und 2 habe ich ja vor einiger Zeit mal gespielt. Mein damaliges Fazit: „Kann man spielen, muss man aber nicht“. Mich hat vor allem gestört, dass der Sniper-Ansatz nicht komplett durchgezogen sondern immer wieder durch heftige Feuergefechte unterbrochen wurde.
Jetzt hat CI Games aber Sniper: Ghost Warrior 3 angekündigt und ich war neugierig, in welche Richtung sich die Serie weiterentwickeln würde. Deshalb habe ich auf der gamescom die Gelegenheit ergriffen und mir das Spiel einmal näher angesehen und ich kann sagen, dass ich schwer beeindruckt bin.
Während die ersten beiden Teile meist in bewaldeten Dschungelumgebungen spielten, entführt uns Sniper: Ghost Warrior 3 nun in ein umkämpftes Krisengebiet in Osteuropa. Wälder gibt es auch hier, aber es ist eben keine üppige Tropengegend. Die früher eher einfache und zweckmäßige Grafik ist detailreich gestalteten Umgebungen gewichen und ich befürchte, dass ich auch hier wieder manches Mal die Aussicht genießen und schöne Stellen für einen Screenshot suchen werde.
Auch die Schlauchlevel gehören der Vergangenheit an. CI Games verfolgt nun einen Open World Ansatz mit Wettersystem, Tageszeiten und riesiger Spielwelt. Ein nicht linearer Spielverlauf lässt uns jetzt unseren Weg und auch die Vorgehensweise selbst wählen. Ob wir uns als lautloser Sniper oder mit brachialer Waffengewalt durch die Missionen kämpfen, bleibt dabei unseren persönlichen Vorlieben überlassen. Allerdings wird betont, dass Stealth hier wohl die bevorzugte Vorgehensweise sein sollte, alleine schon, um länger zu überleben.
Verschiedene Gadgets, wie z.B. Drohnen, mit denen wir versteckte Feinde markieren oder Kameras hacken können, erleichtern uns das Leben und jahrelange Ausbildung haben auch die Sinne unseres Protagonisten geschärft (Scout Mode), sodass wir Spuren oder versteckte Fallen vor unserem geistigen Auge sichtbar machen können. So etwas Ähnliches kennen wir z.B. schon mit dem Adlerauge von „Assassin‘s Creed“. Hier bin ich mir nicht so ganz sicher, ob dieses Feature es nicht zu einfach machen wird, sich in gefährlichem Terrain zu bewegen und bin schon gespannt, wie sich das in den Spielverlauf integriert.
Wie in den meisten Open World Spielen gibt es auch hier Schnellreisepunkte, nämlich unsere Unterschlupfe, die wir nach und nach freischalten. In diesen können wir z.B. auch Erweiterungen und Verbesserungen für unsere Waffen oder verschiedene Arten von Munition basteln, darunter auch Kugeln, die um die Ecke fliegen können (soll es wirklich geben, wie CI Games versichert). Um Materialien für unsere Basteleien einsammeln zu können, gibt es eine Art Loot-System. Obwohl wir bald über ein schönes Waffenarsenal verfügen, haben wir nur eine begrenzte Tragfähigkeit und müssen geschickt das auswählen, das uns in unserer jeweiligen Mission am besten hilft.
Auf das Sammeln von XP und Aufleveln unseres Protagonisten hat CI Games in Sniper: Ghost Warrior 3 verzichtet. Allerdings werden die Fähigkeiten durch Training verbessert. Wenn wir also öfter etwas tun, wird unser Protagonist darin mit der Zeit auch besser.
Nach allem, was ich gesehen habe, würde ich das Spiel eher als taktischen Shooter bezeichnen. Genaue Planung, leise Vorgehensweise aber zwischendurch auch einmal beherzter Waffeneinsatz scheinen Sniper: Ghost Warrior 3 ganz gut zu beschreiben. Ich war jedenfalls äußerst positiv überrascht, was sich hier im Vergleich zu den Vorgängern getan hat. Das Spiel ist erwachsen geworden. Bleibt nur zu hoffen, dass es sich dadurch noch von den Open World Spielen abheben wird, die sich für mich langsam zu ähnlich werden. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass mir das Spiel durch den Sniper- und Stealth-Ansatz viel Spaß machen wird.
Sniper: Ghost Warrior 3 dürfen wir im 2. Quartal 2016 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erwarten und ich denke, das könnte eventuell mein Geheimtipp für 2016 werden.