Irgendwie war es ein komisches Gefühl am Mittwoch zum Videospieldealer um die Ecke zu gehen, um nach Duke Nukem Forever zu fragen. Wahrscheinlich hätte man mich vor ein paar Monaten für die Frage dort noch ziemlich ausgelacht. Vielleicht nicht mal das, denn über einen der berühmtesten Running Gags der Welt, können die meisten schon lange nicht mehr schmunzeln. Nichts desto trotz ist es jetzt Wahrheit geworden und Duke Nukem Forever, das Spiel dass zum ersten mal am 27. April 1997 auf der E3 angekündigt wurde, steht endlich, schlappe 14 Jahre später im Laden. Bekanntlich soll gut Ding Weile haben, aber nach dieser Zeit sollte das Game dann auch ein wirklich gutes Ding sein. Eigentlich war niemand im Zockwork Orange-Team sonderlich geil auf die Veröffentlichung, haben uns aber ein Herz gefasst und aus puren Interesse zum Duke gegriffen. Hat sich das warten am Ende vielleicht doch gelohnt?
Als Tribut an diese vielen Jahre und verschiedenen Entwickler, die der Duke zerschlissen hat, bekommt man direkt im Intro mehr Logos entgegen geworfen als bei einer E3-Pressekonferenz. Über die Jahre haben sich neben 3D Realms, auch Triptych Games und Piranha Games die Zähne an der Sisyphos-Arbeit ausgebissen. Nachdem es dann eigentlich schon ein endgültiges Aus für den Duke sein sollte, hat sich letztes Jahr Gearbox mit Hilfe von 2K Games erneut an das Sammelsurium gesetzt, um dem Fluch doch noch ein Ende zu bereiten. Aber bekommt der blondierte Jean-Claude van Damme-Verschnitt nach so vielen Ballwechseln nur einen Flickenteppich vor der Sonnenbrille oder sieht er doch den AAA-Status, den er verdient hätte?
Wie es sich für einen Frührentner gehört, genießt der Duke sein Leben. Er sitzt auf dem Sofa, zockt einen seiner Klassiker (das Level aus der Demo) und lässt sich gemütlich von zwei Playmates bespaßen. Danach kann ein kurzer Blick in die Kulissen des Duke Towers geworfen werden, wo er sich in seiner privaten Hall of Fame badet. Doch abrupt wird dieser entspannte Alltag unterbrochen. Denn fiese Aliens haben keinen anderen Plan, als an diesem Tag einen kleinen Angriff auf die Erde zu starten.
Nach dieser interaktiven Einführung geht die eigentliche Action los. Man bekommt genau das geboten, wofür man bei Duke Nukem bezahlt hat: Dicke Knarren, fiese Aliens und prolliges Gehabe. Wildschweine und Aliengrunts, bekannt aus anderen Ausführungen des Dukes, sind wieder zurück und führen nichts Gutes im Schilde. Zwar bekommt der Duke vom Präsidenten der Vereinigten Staaten verboten, sich in die Invasion einzumischen, doch wenn die Aliens auch in den Duke Tower einbrechen, weiß sich der beste Actionheld des Kosmos natürlich zu wehren. Dabei belässt er es aber nicht und macht sich auf in Richtung Mutterschiff um der Alienbrut in den Arsch zu treten. An dieser Stelle ist die Kernessenz der Spielmechanik schon durchschaut.
Ich persönlich bin ein Fan von großen, fetten Gegnern, die im Kampf Spaß bereiten. Pig Cops, die markanten Steampunk-Schweine, sind angsteinflößend hoch und haben eine durchaus passable KI einverleibt bekommen, was sie zu würdigem Kanonenfutter macht. Wahres Highlight auf dem Weg zu den Credits sind aber die Levelbosse, von denen sechs Stück Dukes Weg kreuzen. Diese sind gigantisch und stecken eine ganze Menge Munition ein. Fein ist auch, dass die sonst so drögen Quicktime-Events, welche auch hier für finale Schläge zum Einsatz kommen, einen gewissen Kick haben. Das zeigt sich durch ausgefallene Moves wie Footballspielen mit einem rausgerissenen Auge oder schmerzhaftem Boxtraining mit Alienhoden. Insgesamt macht dieser eigentlich geschmacklose Aspekt des Spiels am meisten Laune. Titanen niederstrecken ist schon eine sehr unterhaltende, wenn auch unsäglich stumpfe Aufgabe.
Neben viel Action gibt es zur Auflockerung diverse Puzzle-Einlagen und kleine Vehikelsequenzen. Zwar erreichen die Rätsel nicht mal annähernd die Qualitäten eines Portals, bestehen aber nicht nur aus simplen Knopfdrückereien, sondern sind oft verbunden mit leichten Zügen von Umgebungsmanipulation. Auch wenn das weit weg ist von der Neuerfindung des Rads, bietet es bei Forever zumindest eine entspannende und kurzweilige Abwechslung. Wunderschön ist, dass der wortkarge Protagonist mit markanten Punchlines antwortet, welche entweder in klassischer Duke-Stimme oder in der deutschen Synchro von Manfred Lehmann erklingen. Dieser ist besser als Stimme von Bruce Willis in Klassikern wie Stirb Langsam oder Pulp Fiction bekannt. Das Beste: Die Sprache kann ganz bequem in der USK-Fassung umgestellen werden. So lobe ich mir das.
Duke Nukem Forever ist aber bei weitem nicht pefekt. Wenn winzig kleine Facehugger im Nahkampf zerschlagen, Kugeln durch ein stockdunkles Alienraumschiff gerollt werden müssen oder bei Hüpfeinlagen schmale Konstrukte zu treffen sind, kann das Spiel schnell frustrierend werden. Außerdem kommt eine eher mittelmäßigen Steuerung dazu, die nicht völlig verhunzt ist, aber weit entfernt vom Call of Duty-Standard. Hat man sich daran gewöhnt und herausgefunden, dass Melee-Attacken nicht die selbe Bedeutung wie in Halo zugesprochen bekommen, lässt sich mit Duke Nukem Forever ganz gut leben. Das einzige, woran ich mich beim Spielen und auch im Nachhinein wirklich reibe, ist das Ladesystem. Die Wartezeiten im Spiel können fast als weitere Verspätung durchgehen. Meistens dauert das Laden mehr als eine volle Minute – und das auch nach jedem virtuellen Tod. Da kann man schon stutzig werden, denn bei jedem Ausharren stellt sich die Frage, was das Spiel da überhaupt lädt. Dies passiert auf der Xbox 360 trotz Installation, und den monotonen Ladebildschirm kann man schon nach dem ersten Level auswendig. Diese Stellen wurden zwar schon 1000mal falsch gemacht, aber häufig auch wesentlich besser. Insgesamt kann man Duke Nukem Forever im guten Mittelfeld des First-Person-Shooter-Horizonts platzieren, wo es sich eigentlich wohl fühlen sollte.
Die optische Präsentation gibt sich sehr geteilt. Natürlich rechnet man mit keinem Augenschmaus im Stile von Crysis 2, aber ein bisschen sollte man erwarten können. Entwickler Gearbox ist nicht bekannt für übertriebe Grafikfeuerwerke, aber als hässliches Entlein würde ich Borderlands oder die Brothers in Arms-Reihe nicht bezeichnen. Mit dieser Voraussetzung wirkt das was man auf dem Bildschirm sieht etwas halbgar. Einige Stellen sehen grafisch total Up-to-Date aus, während andere einen Charme von N64-Grafik versprühen. Ich rede mir jetzt ein, dass einige der extrem unscharfen Texturen nur ein Überbleibsel aus langer Entwicklungszeit sind. Aber leider stechen genau die immer wieder heraus. Auch die sehr statische Welt würde bei einer aktuellen Entwicklung nicht ganz so angestaubt aussehen. Wenn man ganz ehrlich ist, erwartet man hier auch kein lupenreines Werk. Ein teilweise antiquiertes Erscheinungsbild ist in meinen Augen auch ein Testament an die Historie von Mr. Nukem.
Der Duke ist halt ein Trash-Highlight und auch als solches zu genießen. Wer sich eine Revolution der Egoshooter von Duke Nukem Forever verspricht, wird grenzenlos enttäuscht werden. Ganz im Gegensatz ist das Spiel eher eine Besinnung auf die Urwerte der Egoshooter, nur in einem zeitgemäßen Outfit. Warum sollte man aber auch etwas anderes erwarten? Immerhin hat der Duke genau dieses Genre geprägt und ist nicht umsonst für große Knarren und Machosprüche berühmt. Für diese Klischees ist er Sinnbild und wird für sie geliebt. Nicht zuletzt ist er Inspiration für überzeichnete Superhelden wie Serious Sam. Gearbox beruft sich einfach auf diese Stärke und kaschiert viele kleine Fehler durch ungezügelten Proll. Den kann sich in diesem Maße nur Papa Duke so schamlos erlauben und bis zum bitteren Ende zelebrieren. Genau das ist dann auch der große Pluspunkt für Duke Nukem Forever, der ihm das unnachahmliche Alleinstellungsmerkmal verleiht.
Sehr schön Review, danke dafür.
Tatsächlich habe ich, ohne es bisher auch nur in Händen gehalten zu haben, auch genau nichts anderes erwartet. Die Egoshooteroffenbarung wäre es vielleicht mal vor 14 Jahren gewesen, aber heute ist es halt etwas teure Nostalgie. Das geht schon. ;)
ja..die review hat mir auch sehr gut gefallen.
Aber ich muss doch eher sagen, dass sie forever richtig in den sand gesetzt haben, zumindest bemessen an der entwicklungsdauer. Wenn man kein sehr gutes Spiel nach einer so langen Zeit zustande bekommt, dann hätte man es lieber gleich in der mottenkiste lassen sollen und sowieso, gerade heute sind doch remakes auf einmal so beliebt. Es hätte doch gereicht einen alten Duke aufzuhübchen, anstatt so ein “okayes” Spiel zu kreieren…
der Duke ist leider schon lange tot…und das scheint mir eher eine diashow von alten ge-photoshop-ten dukefotos aus den 90er zu sein.
Sehr schöne Review, muss mich da meinen Vorschreibern anschließen.
Lange Ladezeiten: hasse ich, das ist ein deftiger Minuspunkt.
Ich erwarte insgesamt das, was du im letzten Absatz beschreibst und werde es definitiv auch mindestens antesten.
Ehrlich gesagt war ja abzusehen, dass DNF ohne den Nostalgie-Bonus kaum mit Konkurrenten im Shooter-Genre mithalten kann, denn ein Spiel, was schon seit 12 Jahren in Entwicklung ist, und immer wieder halb gecancelt wurde, kann nicht wirklich noch etwas werden. Bin mal gespannt, wie ein neues Duke Nukem werden würde, wenn Gearbox von Anfang an dran arbeiten würde.
Da geb ich dir Recht @AssassinsWeed. DNF war ein Kloß der endlich aus dem Weg geräumt werden musste. Es wird sicherlich spannend, ob und vor allem wie es mit dem Duke weitergeht. Erstmal schauen, ob die Verkaufzahlen ok sind.
Aber ich kann mir auch nicht so ad hoc eine Möglichkeit denken, wie man diesen Charakter und das wofür er steht, revolutionieren kann…..
…. Hauptsache kein Facebook-Spiel!
Das Spiel ist der letzte Rotz. Der Versuch die Coolness von DN3D zu kopieren ist kläglich gescheitert. Das Spiel ist auf dem Niveau das ich sonst nur von RTL 2 kenne…. IT’S FUN!
Die 49/100 von metacritic sind in meinen Augen noch zu gut. Da haben wohl ein paar Kritiker zu viele Punkte gegeben, da das Spiel endlich erschienen ist.
Ich denke, ich sage meine Meinung zu dem Spiel einfach mit dem Worten von Duke Nukem: “DAMN, YOU’RE UGLY”!