Mit »Decay of Logos« bringen die portugisischen Indie-Entwickler Amplify Creations ihre Version eines Soulslikes auf den PC und alle Konsolen. Ich habe mir sowohl die PS4- als auch die Switchversion angeschaut und komme leider zu einem zweischneidigen Fazit: Tolles Spiel, wenn’s fertig wäre.
Alleine in einer toten Welt
»Decay of Logos« ist eine Annäherung an Dark Souls, in das man ein wenig Tomb Raider gemischt hat: Man bereist verfallende Orte, schlägt harte Kämpfe, erforscht Ruinen, Sümpfe und Höhlen, löst aber auch ein paar leichte Schalterrätsel und meistert Sprungeinlagen. Zwar gibt es anders als in Dark Souls keine der namensgebenden Seelen, keinen Corpserun, doch das stört nicht: Der ewige Kreislauf aus erforschen, weiterkommen, scheitern und am letzten Speicherpunkt von vorne beginnen funktioniert auch ohne den drohenden Verlust von Währung.
Dafür hat man einige andere spannenden Abwandlungen eingebaut: Rüstungen und Waffen nutzen sich (in einem Rahmen, der nicht lästig ist) ab, das Inventar ist extrem begrenzt und Heiltränke füllen sich nicht automatisch auf, sondern müssen ebenfalls in der Welt gefunden werden. So muss man sich häufig entscheiden: Welche Ausrüstung nimmt man mit, welche lässt man zurück? Was mag als nächstes auf einen warten? Behalte ich meine halb-abgenutzte Waffe, oder tausche ich sie gegen eine Neue, deren Stärke ich nicht einschätzen kann? Weil man ständig das Gefühl hat, an einem Ort zu sein, den man nicht betreten darf, fühlen sich solche Kompromisse bedeutsam an. Zwar hat man die Möglichkeit, auf seinem Reittier, einer elch-artigen Kreatur, einige weitere Gegenstände zu lagern, aber das bedeutet hin- und herrennen und führt tendenziell erneut zum Scheitern: Eine Sprungpassage verpatzt, einen Gegner übersehen, schon steht man am letzten Speicherpunkt.
Zudem besitzt »Decay of Logos« eine geringe Gegnerdichte: Kämpfe sind zwar nicht selten, dennoch ist es mehr noch als die letzten Iterationen von Dark Souls ein Spiel, in dem man allein in einer toten Welt ist. Die Landschaften fühlen sich entrückt an, es gibt unendlich viele Ecken und Winkel, keine klare Richtung, kein richtig und falsch. Man klettert in tiefe Schächte, verfallene Tempel und auf hohe Berge, verliert die Orientierung und endet immer wieder an Orten, an denen seit hunderten Jahren niemand mehr gewesen ist. Zwar verbindet man mit dem Survival-Genre eine völlig andere Spielmechanik, dennoch schoss mir der Begriff ein ums andere Mal in den Kopf: Es geht ums Überleben.
Kaufwarnung
Man hört es raus: Ich mag das Spiel, doch leider muss ich dennoch eine deutliche KAUFWARNUNG aussprechen: »Decay of Logos« ist verbugged wie die Hölle. Insbesondere die Steuerung funktioniert häufig überhaupt nicht und das Spiel reagiert schlicht nicht auf Eingaben.
Wie oft bin ich schon mit gezogener Waffe und voller Ausdauer zum Gegner gelaufen, doch mein Charakter schlägt trotz mehrmaligem Betätigens der Angriffstaste nicht zu? Wie oft stand ich neben interaktiven Objekten in der Welt musste und zwei-, drei-, viermal die “Benutzen”-Taste drücken, bis das Spiel endlich auf die Eingabe reagierte? Manchmal fällt die Steuerung sogar komplett aus und nichts ging mehr, nicht mal herumlaufen.
Zudem hat »Decay of Logos« einen ziemlich harten Animation Lock, der an Gothic 3 erinnert. Nach einem Angriff, kann man für eine gefühlte Ewigkeit nichts anderes mehr tun – ziemlich doof, wenn man Millisekundenentscheidungen treffen muss, wie in einem Soulslike üblich. Zum Gegner rennen, zuschlagen und dem Gegenangriff ausweichen ist nicht möglich. Das verstärkt nur noch den Eindruck, dass das Spiel ständig Eingaben ignoriert. Nun hat zwar auch Dark Souls eine gewisse Trägheit, durch die man seine Aktionen abwägen muss, doch »Decay of Logos« verfehlt hier vollkommen das richtige Maß.
IGN hatte neulich schon ein (vernichtendes) Review veröffentlicht, es aber in Zwischenzeit zurückgezogen, mit dem Hinweis, dass sie versehentlich eine alte Version gespielt haben. Auch der Entwickler hat auf Twitter vermeldet, dass ein Patch für Switch und Xbox Patches bald kommen sollen – die PS4-Version hat bereits ein Update erhalten, doch leider ist das Spiel noch immer extrem zickig.
Wenn nur nicht das Level- und Weltendesign so extrem stark wäre. Deswegen habe ich auch Spaß an »Decay of Logos«, aber ich kann, legt man nur geringste objektive Maßstäbe an, einen Kauf so absolut nicht empfehlen. Ich hoffe, dass die Entwickler das alles noch in den Griff bekommen und am Ende ein sauberes Spiel entsteht, das sein Potential auch nutzt. Aus diesem Grund habe ich mein Spiel momentan auch unterbrochen: Zwar habe ich gerade echt Lust auf »Decay of Logos« und so merkwürdig es klingt: Die technischen Probleme fügt dem Ganzen sogar einen obskuren Charme hinzu, als würde man ein vergessenes Spiel aus der PS One Ära wiederentdecken. Dennoch ist der jetzige Zustand eine Zumutung und das Erlebnis wird am Ende zweifelsohne davon profitieren, wenn – falls! – ein größeres Update die technischen Probleme des Spiels behebt. Momentan ist »Decay of Logos« unspielbar.
Offenlegung: Decay of Logos wurde uns vom Entwickler zur Verfügung gestellt.