Oh nein. Der Joe schreibt wieder ein Review. Direkt mal wegklicken. Und dann auch noch über »Tomb Raider«, einen Titel, der quasi eine unübersehbar große Steilvorlage für anzügliche Witzchen aller Couleurs bietet. Doch mag heute der denkwürdige Tag sein, an dem der Zar der Zweideutigkeit auf Zotengezimmere verzichtet und statt dessen ein objektives Review schreibt? Man darf gespannt sein.
Alles auf Anfang
Es fängt alles ganz harmlos an. Lara Croft, eine junge Engländerin, liegt auf ihrer Koje (Seefahrerjargon, ho!) in einer Kajüte (Aye!) des Forschungsschiffes “Endurance” (Ich liebe diese Metapher). Es ist ihre erste Forschungsreise, Mademoiselle ist also ein unbeschriebenes Blatt was gefährliche Expeditionen und wilde Abenteuer im Dschungel angeht. Hach, das klang versaut. Allerdings – man ahnte es bereits – kommt alles anders als gedacht und der Forschungskahn kentert in einem gar fürchterlichen Sturm und die Besatzung findet sich als schiffbrüchig am Strand einer tropischen Insel wieder. Doch damit nicht genug: *PAFF!* Lara kriegt eine verpasst und erwacht als menschlicher Kokon in einer Art rituellen Folterhalle, kopfüber von der Decke baumelnd.
Nun ist klar: Die Kacke dampfet gar sehr und Laras erstes Abenteuer beginnt. Direkt von Anfang an stellt man fest: Mit Action wird nicht gegeizt. Alle naslang explodiert etwas, Lara wird herumgeschleudert oder ein Konstrukt, das bereits seit tausenden Jahren stabil den Gezeiten standhält, zerbirst urplötzlich in seine Einzelteile. Der Pulsschlag ist also konstant bei 250, was nicht alleine an der unglaublich hervorragenden Inszenierung liegt. Auch grafisch sieht das Reboot der Reihe einfach fantastisch aus und ist eines der hübschesten Spiele, die jemals über meinen heimischen Fernseher flimmerten. Ein Paradebeispiel dafür, was die aktuelle Konsolengeneration noch leisten kann.
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Zwar mag die Ähnlichkeit des Gameplays mehr als nur entfernt an das Playstation-exklusive »Uncharted« erinnern (man möchte sich fast vorstellen, wie die Mädels von Crystal Dynamics bei Spielen jenes Titels eifrig Notizen in ihre Collegeblöcke kritzelten), was der Sache allerdings keinen Abbruch tut. Ein unglaublicher Spielfluss hält die Action konstant aufrecht und der Spieler kann nicht anders, als mitzufiebern, wie denn die (zugegebenermaßen laue) Story weitergeht. Die Story stammt übrigens aus der Feder von Rhianna Pratchett, der Tochter von Terry Pratchett. Ihr wisst schon. Der Kerl der diese “Bücher” schreibt. Ja, diese Dinger aus Papier. Habt ihr bestimmt schon mal gesehen… Ob die Tochter eines berühmten Autors allerdings ein Garant für eine umwerfende Geschichte ist, sei mal so dahin gestellt. Wahrscheinlich hat sie einfach das Beste draus gemacht.
Freunde der “alten” Spiele sollten ihre Erwartungen in eine andere Richtung lenken. Die Sprung- und Schieberätsel – wie man sie aus den Vorgängern kennt – wurden hier auf ein Mindestmaß reduziert; Das Hauptaugenmerk liegt klar auf Action und Abenteuer, sprich: Klettern, Ballern, Explosionen, Quicktime-Events. Klingt total schrecklich, macht aber erstaunlich viel Spaß und macht Tomb Raider (Achtung, subjektive Meinung!) zum besten Spiel des letzten halben Jahres. Die Schusswechsel gehen leicht von der Hand, die Waffen sind, obschon leicht übertrieben (Maschinengewehr, Granatwerfer …), äußerst funktional und treffsicher.
Vergewaltigung! Gewalt! Bwaaaah!
Aber war das nicht was mit “Vergewaltigung”? Nope. Bullshit. Hier hat niemand seine Hausaufgaben gemacht. Ich durfte diese Szene bereits auf der gamescom 2012 spielen und wunderte mich seit je her, was alle haben. Wer genau wurde denn hier vergewaltigt? Ach, ihr meint die Szene, in der dieser Russe (?) Lara ihren hübschen Hals umdrehen möchte, sie sich aber mit Händen und Füßen wehrt und dem Kerl schlussendlich eine Kugel durch den Schädel jagt? Wow.
Auch die “übermäßige Gewaltdarstellung” ist fast gleichgroßer Bullshit. Das Spiel ist ab 18. Seid mal bitte keine Idioten. So ist das Leben: Wenn ich erschossen werde, dann blute ich. Wenn ich mich blöd anstelle, dann werde ich von einem Felsbrocken zerquetscht. Und wenn ich ins Wasser falle und mir den Kopf anstoße, dann ertrinke ich. Das ist halt kein Bilderbuchspaß, in dem fröhliche Elfen in pink und rosa angepinselt werden. Hier wird ordentlich über den Rand gemalt, mit einem dicken, roten Edding. Wer’s nicht mag, der soll es einfach nicht spielen.
Käufer der deutschen Fassung werden die Augenbraue heben, nicht wegen der Schnitte, sondern weil Square Enix den Konsolenspielern keine (!) englische Tonspur, nicht mal als Download, zur Verfügung stellt. Stattdessen müssen wir mit Nora Tschirner (ja, genau…) leben, die ihre Texte (subjektiv!) mehr schlecht als recht ins Mikrofon quiekt. Für mich, als kein allzu großer Fan von deutschen Filmen und Schauspielern eine ziemliche Tortur.
Fazit
Jeder, der ein paar Eier in der Hose hat und ein wirklich exzellentes Spiel spielen möchte, das ein herausragendes Singleplayer-Erlebnis bietet, der sollte unbedingt zuschlagen. Auch zum Vollpreis sein Geld wert. Fans von Multiplayerballereien sollte die Finger von »Tomb Raider« lassen. Der Mehrspielerteil ist arschlahm und wird wahrscheinlich beim zweiten Spielen von den meisten nur wegen der Achievements angerührt werden. Dass man dafür gefühlte 32 Jahre braucht, sagt einem natürlich niemand. Also immer brav auf “Singleplayer” klicken und sich viel Frust und fragende Blicke sparen.
Wow, ich habe mich mit diesem Review wirklich zurückgehalten. Nicht ein Mal “Titten” geschrieben. Mist.
Lara in Bild und Ton
Wer vorher mal reinschnuppern möchte und wissen möchte, worum es bei »Tomb Raider« überhaupt geht, für den spiele ich das Spiel ein mal komplett durch. Jawohl. 29 Folgen (hier geht’s zu allen Episoden) voller Spaß, Schimpfworte und Verzweiflung.
httpv://www.youtube.com/watch?v=J274mdoExpU&list=PL_bZPhUr3EVumSn4E_Sg9gfXZWZczirnx&index=1
Nur was für Leute mit zwei Eiern? Was ist denn mit Eunuchen? Leuten die eins beim Sport in der vierten Klasse verloren haben und den Damen? Nichts für die?
Von “zwei Eiern” ist ja gar nicht die Rede. Außerdem sagen die Kids das doch heute so, oder? Steht sinnbildlich für “sich mal nicht anpissen und direkt rumheulen wenn Blut gezeigt wird”.
Wow, das war ja mal schlecht.
Wie kommt man denn auf die Idee ein Review zu schreiben, wenn man abseits einer bloßen Spielbeschreibung eigentlich gar nichts zu sagen hat?
Und was hat das konsumieren von Gewalt mit Eiern zu tun?
Gibt Leute die nehmen sogar täglich Podcasts auf und machen nichts anderes. Just sayin’.
Ich hab das Spiel heute durchgespielt und weiß noch nicht so genau, was ich nun im Endeffekt davon halten soll. Eigentlich ist es schon ein sehr gutes Spiel, aber da ist irgendwie so ein Gefühl, dass da was nicht ganz richtig ist.
*zerbirst
Stimmt, danke :)