Der Januar des neuen Jahres startete direkt mit einem sehnlichst erwarteten Adventure des »Day of the Tentacle«-Machers Tim Schafer: »Broken Age«. Das berühmteste Kickstarter-Videospiel ist also endlich erschienen.
Über drei Millionen Dollar hat Schafer von unzähligen Backern vor knapp zwei Jahren mit dem Versprechen
Over a six-to-eight month period, a small team under Tim Schafer’s supervision will develop Double Fine’s next game, a classic point-and-click adventure.
eingesammelt und jetzt schauen wir gespannt auf sein neuestes Werk. Doch hält Tim Schafer was er uns mit »Broken Age« versprochen hat?
Anfangs bleibt festzuhalten, dass sechs bis acht Monate wohl deutlich zu kurz gesprungen waren. Das ist aber verschmerzbar, am Ende soll schließlich ein fertiges Produkt für die lange Wartezeit entschädigen. Oh, wait. »Broken Age« ist gar nicht fertig geworden? Genau, zuerst einmal wird nur der 1. Akt veröffentlicht. Teil 2 soll im Sommer folgen (fragt sich nur, in welchem Jahr?). Auch sind drei Millionen Dollar offensichtlich nicht genug für ein klassisches Adventure, denn zwischendurch wurde noch Geld mit einem Humble Bundle eingesammelt und außerdem werden die Einnahmen von Act 1 benötigt, damit das Spiel zuende entwickelt werden kann. Stellt sich zumindest mir die Frage, warum Schafer ursprünglich nur 400.000,- Dollar haben wollte?! Aber lassen wir mal die Finanzierungsgeschichte beiseite. Ich denke, hier haben alle Beteiligten was gelernt. Was ist denn nun mit dem ersten Teil von »Broken Age«?
Nach dem Start von »Broken Age« fällt einem zuallererst einmal die Grafik auf. Es erinnert sofort an ein gutes Kinder- oder Malbuch. Groß gezeichnete Figuren, stark simplifizierte Welt, Pastellfarben und nur mäßige Animationen. Das ganze hat seinen Charme und drückt dem Spiel damit sofort seinen Stempel auf.
Ebenso die Musik. Wenig aufdringlich, eher unauffällig gibt die Musik einen passenden Rahmen für das Adventure. Der Soundtrack umfasst 23 Titel und ist gegen geringen Aufpreis bei Steam auch im Bundle zusammen mit dem Spiel erhältlich.
Die Story? Zweigeteilt. Wir spielen die Geschichte von Vella und Shay. Vella ist ein junges Mädchen, welche als Jungfrau von ihrem Dorf an ein gefrässiges Monster verfüttert werden soll. Das passt ihr natürlich nicht so in den Kram und so sucht sie einen Weg, ihrem Schicksal zu entkommen. Shay lebt auf einem Raumschiff und wird von einer Robotermama bevormundet. Als Akt der Rebellion lässt er sich von einem Unbekannten im Wolfskostüm zur Rebellion anstiften und sucht das Abenteuer.
Ich habe Shays Abenteuer zuerst gespielt und danach Vellas Geschichte. Ihr könnt aber jederzeit zwischen den beiden Hauptcharakteren hin und her wechseln. Die Reihenfolge ist egal, das Ende immer gleich. Der Steuerung sieht man übrigens jetzt schon an, dass »Broken Age« demnächst wohl auf iOS erscheinen wird. Vielleicht ist dort die Inventarleiste auch nicht so störend.
Da ich seit Mitte Januar ausnahmslos nur Positives über »Broken Age« gehört habe, stellte sich mir nach dem Ende des ersten Aktes die Frage, wieso der Funke bei mir nicht überspringen wollte. Früher™ habe ich nächtelang an Tims Abenteuern getüftelt und »Broken Age« dauert nur drei Stunden, aber ich habe mindestens vier Anläufe gebraucht. Fehlender Spannungsbogen? Vermutlich. Auch wenn der 1. Akt mit einem Cliffhanger endet, der zugegebenermassen unerwartet kam, so hat mich die Geschichte also solches nicht fesseln können.
Was mir zum Beispiel sehr übel aufgestoßen ist, sind die Dialoge. Immer wenn ich einem neuen Charakter in »Broken Age« begegne, stehen mir vier Dialogzeilen zur Auswahl. Und dann probiere ich eben stumpf ein wenig herum, bis ich den Satz gefunden habe, der das Ereignis, die Information oder den Gegenstand triggert. Hatte für mich mehr Ähnlichkeit mit einem RPG als einem Adventure. So lieblos. Da hilft es auch nicht, wenn die Dialoge von Elijah Wood, Jack Black oder Wil Wheaton vertont wurden. Dadurch werden sie nämlich nicht besser. Klar hat das Spiel seine witzigen Momente und verschrobenen Charaktere, aber mich hat die Story an keiner Stelle wirklich gepackt. Zumindest wartet »Broken Age« mit ein paar logisch zu lösenden Rätseln auf, die nicht allzu schwer sind, aber auch nicht zu konstruiert wirken.
Der erst Akt von »Broken Age« ist kein klassisches Adventure, dafür fehlen einfach die knackigen Rätsel, die fesselnde Story und das passende Quentchen Humor. Es ist aber auch kein modernes Adventure, denn es fehlen die schwer zu treffenden Entscheidungen, die unliebsamen Konsequenzen und der nötige Ernst, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
»Broken Age« ist leider nur Mittelmaß mit zu wenigen Red Herrings und blassen Nichtspieler-Charakteren. Es wird schwer für Double Fine, hier im zweiten Akt noch die Kurve zu bekommen.
Ich bin enttäuscht!
Ich hab Act 1 auch durchgespielt und fand’s ganz hübsch und charmant und so, aber ich bin ganz deiner Meinung, dass irgendwas fehlt. Irgendwie ist es zu leicht, zu kurz, und dadurch, dass die beiden Handlungsstränge erst am Ende (von Act 1) was miteinander zu tun haben, wirkt es, als hätten sie zwei noch kürzere separate Spiele in eins zusammengepackt. So richtig enttäuscht bin ich jetzt nicht, aber etwas “mehr” (wovon auch immer) hatte ich schon erwartet. Ich werd dann mal abwarten, ob Pinkerton Road es besser macht. Moebius ist ja angeblich auch bald fertig.
(Außerdem hab ich mich gefragt, was passiert, wenn man vergisst, die Frucht mitzunehmen).
Kein Problem. Aus dem Schlafzimmer des Holzfällers kannst Du jederzeit wieder hoch und die Frucht holen.
Da kann man wieder rauf? Aha.
In der Holzfällerhütte links oben aufs Schlafzimmer klicken, dann klettert Vella die Leiter wieder rauf.