
Nach nun über fünfundzwanzig Stunden (und den Tagebüchern I, II und III) fällt es mir schwer, ein anderes Fazit zu ziehen: »Assassin’s Creed: Shadows« ist eine große Enttäuschung. Bei Valhalla habe ich noch enthusiastisch gejubelt und jeden Abend länger gespielt, als ich wollte. Shadows hingegen fühlt sich extrem schlicht an. Ja, es hat eine beeindruckende Technik. Spielerisch hingegen ist es erschreckend mittelmäßig, als würde man eine Open World von vor 15 Jahren spielen. Die Welt hat nichts zu bieten. Ich weiß vorher schon, was sich hinter einem Fragezeichen verbirgt: Gegnerlager, Aussichtstürme oder Tempel, in denen ich beten oder – wenn ich Glück habe – Schriftrollen finden muss. Und noch ein Gegnerlager. Und noch eines. Auch die Burgen sind alle gleichartig. Zudem empfinde ich sie als wahnsinnig frustrierend zu spielen, weil sie ohne Gefühl für den Flow des Levels mit Gegnern vollgestopft sind. Deshalb scheitert man auch ständig im Großen (Game Over) wie im Kleinen (entdeckt).
»Assassin’s Creed Shadows« zeigt in sämtlichen entscheidenden Spielsystemen im besten Fall eine Stagnation, im schlimmsten Fall einen massiven Rückschritt. Bei Origins haben wir uns noch beklagt, dass es überall Lager mit generischen Aufgaben gab: Öffne drei Schatztruhen, töte zwei Kommandanten, verbrenne Vorräte – doch hier gibt es nicht mal das. Stattdessen muss man sich mit belanglosem Loot als einzigem Anreiz begnügen. Origins war aber auch insgesamt das wesentlich interessantere Spiel, weil es viel abwechslungsreichere Locations gab. Es gibt in Shadows keinerlei Erkundungsanreize, aber in den Nebenaufgaben des Questboards auch kaum spannende Aufgabenstellungen. So gibt es etwa mehrere Quests um “zwielichtige Gemeinschaften”, bei denen es immer nur darum geht, eine Handvoll in der Welt verstreute Oberhäupter zu töten. Die befinden sich aber nicht etwa an interessanten Orten oder eigens eingerichteten Dungeons, sondern in – richtig! – Gegnerlagern. Ubisoft ist sich nicht mal zu schade, gestaffelte “Töte X von Y”-Quests anzubieten.
Aber ich bin ja anpassungsfähig. Mag das Spiel vielleicht auch nicht bei Erkundung und Sidequests brillieren: Vielleicht ist ja die Haupthandlung spielenswert? Doch ich komme gar nicht dazu, mich nur auf die Kampagne zu konzentrieren, denn wenn man das versucht, wird das Scheitern von »Assassin’s Creed Shadows« nur umso augenscheinlicher. Deren Questziele liegen nämlich oftmals wahnsinnig weit voneinander entfernt. Als ich etwa zu Yasukes erster Hintergrundquest nach Azuchi gereist bin, dauerte allein der Weg von der Region, in der man sich bis dorthin natürlicherweise aufhält, gefühlte zwanzig Minuten. Unglaublich lang.
Das Spiel will spürbar, dass man zwischen den Quests Raum zum freien Erkunden hat. Aber es gibt nichts zum Erkunden. In einem Elden Ring, Tears of the Kingdom und selbst dem 14 Jahre alten Skyrim wäre ich alleine mit dieser Reise drei Abende beschäftigt gewesen, weil ich immer wieder rechts und links abgelenkt worden wäre. Und es wäre ganz großartig gewesen! Doch in »Assassin’s Creed Shadows«: Nichts. Es passiert nichts. Man findet nichts. Der Weg ist lang, aber eintönig. Wieso ist diese Welt so groß, aber so leer? Da hätte doch mal mehr sein sollen, außer generischen Camps, generischen Kämpfen zwischen zwei Fraktionen und generischen Ronin, die alle unmotiviert und willkürlich in der Gegend verteilt sind – und selbst bei den Ronin hatten Origins, Odyssey und Valhalla die Nase vorn, weil es dort statt gesichtsloser Banditen einzigartige Ritter, Söldner und Gesetzeshüter mit Namen gab, die durch die Spielwelt patrouillierten.
Unverständlich, wie man so etwas vier Jahre nach Valhalla, drei Jahre nach Elden Ring, zwei Jahre nach Tears of the Kingdom abliefern kann. »Assassins Creed Shadows« ist genau die Sorte Spiel, wegen der Open Worlds mittlerweile so einen zweifelhaften Ruf genießen.
Ach schade. Reviews dieser sind zwar immer sehr persönlich gehalten dennoch denke ich das ich mit deinen Zock-Tagebüchern mitgehen kann und wahrscheinlich auch ähnliche Erfahrungen machen würde. Vielleicht kommt noch eine Rettung per Updates wie bei Star Wars Outlaws.
Ja, es ist wirklich schade. Habe die ganze letzten ACs immer sehr genossen.
Aber die Dichte an Gameplay ist hier schlicht viel zu gering und das was man dann spielen kann ziemlich belanglos und generisch.
Vielleicht kann das nächste wieder mehr, wenn sie sich weniger um die Technik kümmern müssen, denn da ist spürbar Arbeit rein geflossen.