Assassin’s Creed Shadows: Testtagebuch I – Der erste Eindruck 0

Prolog und Landschaftsdarstellung

Assassin’s Creed Shadows: Testtagebuch I – Der erste Eindruck 0

Prolog und Landschaftsdarstellung

Mit »Assassin’s Creed Shadows« lässt Ubisofts Historienserie die PS4-Ära hinter sich und wagt eine zarte Next-Gen-Neuausrichtung. Für mich war im Vorfeld besonders interessant, dass die Skala der Welt sich ändern sollte: Burgen und Städte sollten größer und eindrucksvoller werden und so besser ins Landschaftsbild passen. Außerdem wurde eine höhere spielerische Freiheit betont, die bei »Assassin’s Creed Shadows« im Vergleich zu seinen Vorgängern Einzug halten sollte. Und obwohl ich mich am feudalen Japan mittlerweile ziemlich sattgesehen hatte, haben diese beiden Ankündigungen dann doch wieder meine Neugierde genügend geweckt, mir Shadows aus der Nähe ansehen zu wollen. Zumal Assassin’s Creed als Garant für eindrucksvollen virtuellen Tourismus bei mir trotz des Szenarios einen Vertrauensvorschuss genießt.

Vor den Beginn der virtuellen Reise – und sie wird beginnen, versprochen! – hat Ubisoft allerdings den Prolog als Probe der Geduld gestellt. Bis »Assassin’s Creed Shadows« mal richtig losgeht, ist der erste Spieleabend beinahe auch schon wieder zu Ende. Munter wird hier Zeitebene an Zeitebene geklettet, werden die gleichen Szenen aus verschiedenen Perspektiven erneut gezeigt, wird in der Erzählung vor- und zurückgesprungen. Eigentlich toll, wenn sich ein Spiel richtig viel Zeit nimmt für die Etablierung des Szenarios und der Charaktere. Nur spult Ubisoft an dieser Stelle dann doch eher Klischees des Japankinos und zahlreiche Selbstzitate ab, die man auch guten Gewissens flott und skizzenhaft statt in epischer Breite hätte abhandeln können. Ab und zu darf man während des Prologs laufen, reiten, klettern oder kämpfen, bekommt dann aber doch wieder viel zu schnell den Controller aus der Hand genommen und wird vom Spiel beim Spielen gestört. Und dann braucht auch noch die Tante Hilfe auf den Feldern… Puh!

Doch dann beginnt endlich das eigentliche Spiel. Von der Spitze eines kiefernbewachsenen Berges, aus den Ruinen eines zerstörten Tempels, fällt der Blick auf eine beeindruckende Landschaft. Wow. Nie zuvor in einem Videospiel habe ich solche Wälder und glaubwürdigen, anmutig bewachsenen Hügel und Berghänge bewundert. Beim Blick ins Tal ist auch in weitester Ferne die Vegetation dicht und abwechslungsreich, während Baumreihen unter einem die Sicht erschweren. Diesen erhabenen Ausblick – der Nahes, Fernes und die Tiefe gleichzeitig verbindet, der verschiedene Landschaftsebenen übereinanderlegt und mit wechselnder Perspektive zueinander verschiebt – kennt jeder, der schon einmal auf einem echten Berg stand. In der Landschaft verteilt sind Gebäude, kleine Bauernhäuser und Höfe, die sich pittoresk an die Hügel schmiegen. Irgendwo plätschert ein Gebirgsbach. Hinzu kommt eine Lichtstimmung, die nicht realistisch sein will, sondern wie kitschige Landschaftsfotografie nach einem Seufzen des Betrachters verlangt. Hach! Schau mal, wie schön! Da will ich mal hin!

Etwas zum Schmunzeln hingegen bringt mich der Soundtrack, der schon früh tarantino-esque Songs aufgreift, um besonders intensive Szenen akustisch zu untermalen. Mit einem Mesh-Up aus Westerngitarre und japanischen Lyrics klingt das dann, als hätte sich Django selbst nach Ostasien verirrt. Ubisoft hofft offenbar darauf, dass so etwas von der Coolness des Regisseurs auf das Spiel abfärbt. Klar, wie ein Tarantino-Film sind auch Videospiele immer larger than life. Dennoch versucht sich »Assassin’s Creed Shadows« hier spürbar einen Stil anzueignen, den es sich nicht verdient hat. Dafür sind Geschichte und Charaktere dann doch zu bodenständig und konventionell inszeniert, wodurch diese plötzlichen Ausbrüche nicht cool, sondern atonal und prätentiös wirken.

Doch trotz Kritik am überlangen Prolog und Soundtrack hat »Assassin’s Creed Shadows« meine Zweifel am Szenario in dieser letzten halben Stunde des ersten Spieleabends bereits ausgeräumt. Ich spiele Assassin’s Creed, weil ich mich als virtueller Tourist an historischen Orten umsehen möchte. Genau hier liefert Ubisoft erneut ab: »Assassin’s Creed Shadows« sieht unglaublich aus! Durch die dichte, variantenreiche Vegetation und die detailreichen Umgebungen hinterlässt es schon ganz früh im Spiel einen facettenreicheren Eindruck als Last Gen Titel mit ähnlichem Szenario. Und so laufe ich am Ende des Tages staunend durch die Welt. Genau darum geht es mir!

Previous Article
Sebastian spielt auf der Playstation 4 samt PSVR und der Nintendo Switch aktuelle Blockbuster und Indies.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert