Von der Handlung her ist R.U.S.E. schonmal ziemlich bieder. Zweiter Weltkrieg. Gute Alliierte gegen böse Achsenmächte. Strategisch wichtige Städte wollen eingenommen und verteidigt werden, um den Gegner empfindlich zu treffen, la la la. Mir gibt sowas ja gar nix, aber Historiker könnten ihren Spaß haben: Wie realistisch die Szenarien sind, kann ich nicht beurteilen, aber zumindest gibt es die Orte von denen im Spiel die Rede ist (z.B. Schloss Colditz in der Nähe von Leipzig).
Spielerisch hat R.U.S.E. trotz der Echtzeitabläufe ein gewisses Tabletop-Spiel-Flair. Wenn man die Karte ganz heraus zoomt, sieht man einen Tisch, auf denen die Einheitengruppen wie Stapel von Pokerchips aussehen. Die Karte kann man dann drehen und stufenlos reinzoomen und dort das Mikromanagement mit einzelnen Einheiten betreiben. Diese wählt man an und gibt relativ grob die Zielrichtung vor.
Die Grafik ist dabei eher zweckmäßig, dennoch ist R.U.S.E. für meine Begriffe ziemlich unübersichtlich. So erkenne ich nur schwer, was jetzt welcher Einheitentyp ist, ohne dass ich mit dem Cursor drüber fahren und das Tooltip lesen muss. Hilfreich ist wiederum der “Alle Einheiten dieses Typs in der Umgebung auswählen”-Knopf, doch wenn man dann vom Feind angegriffen wird, hat man schon in mittelgroßen Getümmeln Schwierigkeiten, den gewünschten Typen überhaupt ausfindig zu machen.
Der Frustfaktor stieg hier schnell bei mir. Ich bin erst in der 3. Mission und muss hier eine Stadt an mehreren Seiten verteidigen. Die Strategie selbst ist ganz simpel: Die Anti-Panzer-Kanonen gegen die dicken Bertas vom Feind halten, und dabei meine Infanterie auf die Gegner-Infanterie schicken, bevor diese wiederum meine Anti-Panzer-Einheiten kaputt machen. Leider scheitere ich in der Umsetzung immer wieder an Übersicht und Steuerung, so dass meine Pläne reine Theorie bleiben – ich brauche ewig, bis alles so ist wie es sein soll und das dauert einfach alles viel zu lang. Nach dem fünften Anlauf hatte ich keine Lust mehr.
Dabei ist R.U.S.E. eigentlich nicht langweilig und wer sich nicht ganz so blöd wie ich anstellt, kann sicher seinen Spaß haben! Die Story wird aus einer Mischung von Zwischensequenzen und In-Game-Einblendungen erzählt, so dass die Atmosphäre stets dicht bleibt. Das ist zwar nichts neues bei RTS-Spielen, aber das macht es ja nicht schlechter.
R.U.S.E. (PC, XBox 360 und PS3)
Entwickler: Eugen Systems
Publisher: Ubisoft
Erscheinungsdatum: bereits erschienen.
USK-Einstufung: ab 12
R.U.S.E. für PC, Xbox 360 oder PS3 kaufen.
Fazit: Konsolenzocker mit einem Faible für Strategie dürfen ruhig einen Blick bei R.U.S.E. riskieren, schon allein mangels Alternativen in dem hier recht ungewöhnlichen Genre. Die Steuerung hat aber mit demselben “Sowas spielt man eigentlich auf nem PC”-Stigma zu kämpfen wie die eines Shooters. Die Gefahr, diesen hämischen Vorwurf tatsächlich von einem Mausschubser zu hören, ist aber eher gering: Echte Hardcore-PC-Strategen sind vermutlich gerade mit ganz anderen Strategie-Highlights beschäftigt, die sie die Nächte kosten.